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DokumentationOffener Brief an die Frauen Algeriens

■ Frankreichs Intellektuelle solidarisieren sich mit dem Widerstand gegen Terror und Repression

„An diesem internationalen Frauentag, dem 8. März 1995, ist es uns wichtig, unsere Besorgnis, unseren Respekt und unsere Bewunderung auszudrücken. Jeden Tag trotzt Ihr – ohne Kopftuch – den Todesurteilen der Islamisten – in der Schule, der Universität, am Arbeitsplatz, auf den Straßen und auf dem Markt.

Die Barbarei der repressiven Regierung entschuldigt nicht die Verbrechen der Terroristen. Die „Popularität“, mit der sich die Islamische Heilsfront brüstet, rechtfertigt nicht den Terror, den sie sät: der italienische Faschismus und der Nazismus der dreißiger Jahre waren damals auch populäre Bewegungen. Nichts kann die Verstümmelungen, Vergewaltigungen, Enthauptungen, Morde und Attentate entschuldigen, die die bewaffneten Gruppen der Islamisten ausüben.

Einige von Euch hatten im Verlauf des Kriegs gegen die Kolonialmacht Frankreich an Autonomie gewonnen. Diese habt Ihr mit der Unabhängigkeit wieder eingebüßt. Wir kennen Eure Revolte gegen den Familienkodex, den die FLN erlassen hat. Er erniedrigt die Frau zur ewigen Unmündigkeit und ermutigt die Islamisten in ihrer Intoleranz.

Wir erinnern uns an die 50.000 Frauen, die in Algier am 22. März 1994 auf die Straßen gingen. Sie schrien ihren Haß gegen die Unterwerfung und eine vom Fundamentalismus geprägte Zukunft laut heraus. Die Zunahme des Terrors macht solche sichtbaren Demonstrationen fast unmöglich.

Trotz des erzwungenen Exils und der großen Zahl der Toten, trotz der Fatwas, die Euch und Eure Kinder bedrohen, versucht Ihr, in Algerien für Eure Rechte eine Öffentlichkeit herzustellen. Wir haben Euren Hilfeschrei gehört. Wir müssen darauf antworten. Dabei dürfen wir die „Résistance“ nicht vergessen: vor 50 Jahren retteten Widerstandskämpfer die Ehre Frankreichs. Ihr setzt diese Tradition fort durch Eure Weigerung, Euch zu unterwerfen.

Für Algerien wird es keine Freiheit geben ohne Eure Freiheit. Wir wollen dazu beitragen, die nationale und internationale Aufmerksamkeit auf Euren politischen Kampf und seine moralische Bedeutung zu lenken. Eure Bewegung wird nicht im Schweigen ersticken.“

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