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DokumentationBalance statt Chaos

■ Schreiben des GMD Günter Neuhold an die Kultursenatorin

Wer den Intendanten des Bremer Theaters vergrault, darf wahrscheinlich auch mit dem Ausstieg anderer Führungskräfte rechnen. Klaus Pierwoß deutete in einer Pressekonferenz bereits an, wie er seinem neuen Generalmusikdirektor (GMD) Günter Neuhold nach den jüngsten Turbulenzen am Goetheplatz gut zureden mußte. Dabei waren die Bremer glücklich, die Stelle nach einjähriger Vakanz endlich besetzt zu haben. Mit einem musikalischen Leiter, der sich zu Bremen bekennt: Anders als die flüchtigen Gestalten vor ihm, hat sich Neuhold sofort in Bremen niedergelassen. In einem Brief fordert er die Kultursenatorin jetzt auf, Verhältnisse am Theater zu schaffen, die auch ihm ein Bleiben ermöglichen.

„Sehr geehrte Frau Senatorin,

die Nachricht von dem Ausscheiden von Herrn Rempe hat mich während eines Gastspiels erreicht. Ich bedaure es außerordentlich, daß Herr Rempe sich durch die politischen Vorgänge zu diesem Schritt veranlaßt sieht, denn wenn ich auch noch nicht lange als Opern- und Generalmusikdirektor des Bremer Theaters tätig bin, so habe ich ihn während dieser kurzen Zeit als einen kompetenten Gesprächspartner kennengelernt, der künstlerischen Vorstellungen aufgeschlossen gegenübersteht und versucht, eine Balance zwischen Kunst und Finanzen zu finden. Der Rücktritt ist zweifellos in den sowieso schon angespannten Verhältnissen ein spürbarer Einschnitt und erschwert unsere Situation weiter. In der Sorge, daß Herr Rempe kein Einzelfall bleiben könnte, möchte ich an alle politischen Entscheidungsträger eindringlich appellieren, bei den jetzt anstehenden Beschlüssen das Bremer Theater aus der Finanzdebatte herauszulassen, denn weitere Sparmaßnahmen würden für dieses Haus, das sich in einer Aufwärtsentwicklung befindet, zwangsweise einen Qualitätsverlust mit sich bringen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das im Sinne der Politiker ist, und deshalb bitte ich Sie, es bei den Vorgaben zu belassen, die im Vertrag von Herrn Dr. Pierwoß fixiert und uns Basisvoraussetzung für eine qualitätsvolle künstlerische Arbeit sind.

Mit freundlichen Grüßen“

Günter Neuhold

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