Dokumentation: „Das bedeutet den Tod unserer Schule“
■ Offener Brief an Bausenator Bernt Schulte von der Gesamtschule West
In einem offenen Brief hat der „Arbeitskreis ökologische Schulbausanierung“ an der Gesamtschule West (GSW) gegen die neue Diskussion um Abriß oder Sanierung der Schule protestiert. Der Arbeitskreis hatte die Schadstoffmessungen und die Frage nach der Zukunft der GSW in den vergangenen Jahren intensiv befördert und begleitet.
Scharfe Kritik an der wieder entflammten Diskussion kam gestern auch von den Grünen. „Der Eiertanz um die GSW nimmt immer groteskere Formen an“, kommentierte die Vorstandssprecherin Cecilie Eckler-von Gleich. An einem Abriß und Neubau führe kein Weg mehr vorbei: „Ich appelliere an die Koalitionsparteien, sich ihrer Verantwortung für den Bremer Westen zu stellen.“
Sehr geehrter Herr Schulte,
in einer Presseerklärung der CDU-Bürgerschaftsfraktion vom 24.6. bezeichnet der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Helmut Pflugradt, den teilweisen Abriß unserer Schule als „Unsinn“. Nach Auffassung der CDU können die Mängel durch eine Sanierung völlig behoben werden. Diese würde nur 25 Millionen Mark kosten.
Auf einer Pressekonferenz vom 27.6. erklären dann auch Sie, für 25 Millionen sei es möglich, die Gesamtschule West so herzurichten, „daß vom Gebäude keine gesundheitlichen Schäden mehr ausgehen“. Sie zeigen sich verärgert, daß dem Senat bei dessen Entscheidung im September '95 keine detaillierten Zahlen vorgelegen hätten.
Hiermit wird die Öffentlichkeit bewußt irregeführt. Dem Senator für das Bauwesen lagen von Anfang an alle Zahlen vor. Er ist der Auftraggeber des Gutachtens zur Gesamtsanierung. Ihr Ressort hat das Gutachten kontinuierlich begleitet und abschließend bewertet. In sämtliche weiteren Planungen des Bildungssenators war Ihr Ressort einbezogen. Die Senatsvorlage vom September '95 ist im Vorfeld mit Ihrem Haus abgestimmt worden. Zu keinem Zeitpunkt sind aus Ihrem Hause Bedenken oder Zweifel an den zugrundeliegenden Zahlen geäußert worden. Zu keinem Zeitpunkt wurden aus Ihrem Hause alternative Sanierungskonzepte (25 Millionen) zur Debatte gestellt.
Wenn es Ihnen tatsächlich um ein verantwortliches Finanzgebaren gegangen wäre, dann wäre die Vorbereitung der Senatssitzung vom September '95 der richtige Zeitpunkt für alternative Konzepte gewesen. Die jetzt von Ihnen genannten Zahlen sind durch nichts belegt. Eine Gesamtsanierung des GSW-Gebäudes ist für 25 Millionen Mark nicht zu verwirklichen; das wird durch das Gutachten und alle folgenden Berechnungen dokumentiert.
Durch den Beschluß der Bildungsdeputation vom 21.6. ist das Neubaukonzept für unsere Schule nochmal von allen Fraktionen bestätigt worden. Wenn Sie jetzt zu Beginn der Schulferien diesen seit Jahren andauernden Planungsprozeß in Frage stellen und wiederum um Jahre zurückwerfen, bedeutet das für die GSW als Angebotsschule den sicheren Tod. Damit wird die mühsam erarbeitete und konsensfähige Entwicklung der Schulstruktur im Bremer Westen über den Haufen geworfen. Sie müssen sich deshalb fragen lassen, ob Sie Ihrer Verantwortung als Senator gerecht werden oder ob Sie sich für parteipolitische Ziele einspannen lassen. Wir fordern Sie hiermit auf, endlich zur Planungssicherheit in diesem Prozeß beizutragen und die von Ihnen mitgefaßten Beschlüsse zu tragen und umzusetzen. W. Emde, K.P. Ifland, G. Wittenburg
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