Dokumentation: „Der Tod hätte verhindert werden können“
■ Der CDU-Fraktionsvorsitzende Landowsky antwortet auf den offenen Brief von Riza Baran
Riza Baran kritisierte in seinem offfenen Brief die Rede Landowskys zu dem Blutbad vor dem israelischen Generalkonsulat, in der Landowsky die tote achtzehnjährige Sema Alp in einem Atemzug mit seiner Tochter genannt hatte.
„Sehr geehrter Herr Baran,
gerade weil mich der sinnlose Tod dieses jungen kurdischen Mädchens sehr betroffen macht, bin ich überrascht, daß Sie die Form eines offenen Briefes gewählt haben, der auch eine öffentliche Antwort verlangt.
Ich denke nicht, daß der tragische Tod der Sema Alp für propagandistische Zwecke eingesetzt werden sollte. Nach meinen christlichen Grundüberzeugungen sind alle Menschen in ihrer Würde gleichermaßen unantastbar.
Sie beschreiben die junge Kurdin als ein „eher zurückhaltendes Mädchen, das lieber bei seiner Mutter blieb, als aus dem Haus zu gehen“. Unbeschadet anderer Äußerungen ihrer Schwester war es um so unverantwortlicher, sie in die Gewaltaktion gegen das israelische Generalkonsulat hineinzuziehen!
Jedem erwachsenen Menschen ist klar, daß israelische Einrichtungen in besonderem Maße geschützt und verteidigt werden. Betrachtet man die Geschichte der Attentate gegen Israelis – von den Olympischen Spielen 1972 in München bis zum Überfall auf die ,Achille Lauro‘ 1985 –, ist das auch verständlich. Der Tod dieses jungen kurdischen Mädchens hätte verhindert werden können, wenn die an der Aktion beteiligten Kurden ihren moralischen und rechtstaatlichen Pflichten nachgekommen wären. Dies macht mich ebenso betroffen wie die Übergriffe gegen Kurden in der Türkei. Es ist unerläßlich, daß die in Deutschland lebenden Kurden ihren Söhnen und Töchtern vermitteln, was Rechtsstaat bedeutet. Deshalb bitte ich Sie als Abgeordneten, Herr Baran, Ihren Einfluß auf die in Berlin lebenden ehemaligen Landsleute mäßigend und im Sinne der Gewaltfreiheit einzusetzen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen