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■ Dokumentation: Die USA machen es sich zu leichtWir wissen nichts über Somalia

Während die Soldaten und die Medien nach Somalia unterwegs sind, steigt der Eindruck, daß wir Amerikaner ganz wörtlich nicht wissen, was uns bevorsteht. Das Ausmaß an Desinformation über Somalia ist ein Skandal. Beginnen wir mit der militärischen Seite. Die Somalis werden oft als ineffektiver, zerlumpter Haufen dargestellt. Darin liegt jedoch eine Unterschätzung der Hartnäckigkeit eines Volkes, das guten Grund hat, sich ausländischer Intervention zu widersetzen. Es ignoriert auch die seit vielen Jahren in Somalia gewachsene Guerilla-Erfahrung. Und dies in einer Gegend, die in vielerlei Hinsicht ungastlicher ist als die weite Sandfläche, auf der US-Soldaten übten, bevor sie nach Kuwait und Irak zogen.

Ein Militärberater, der früher die somalische Armee ausbildete, erinnerte daran, daß die Waffen der Somalis die gleichen sind wie diejenigen, die von Nord-Vietnamesen so effektiv gegen unsere überlegene Feuerkraft eingesetzt worden waren. Und vor drei Jahren gab es bestätigte Berichte über chemische Waffenlager in Somalia. Waffen erhielt das Land nicht nur von den USA und der UdSSR, sondern auch von Libyen und anderen arabischen Ländern. Hat schon jemand die im Busch vergrabenen Lager mit schwerem Kriegsgerät erwähnt? Oder die anfängliche Effizienz der Somalis, als sie im Ogaden-Krieg 1977 gegen Äthiopien kämpften? Am anderen Ende des Expertenspektrums stehen diejenigen, die vorgeben, Kenntnisse von Außenpolitik und Afrika zu haben, und Sachen sagen wie: „Jahrhundertelang wurde Somalia friedlich von den Ältesten regiert.“ Tatsächlich gibt es Somalia als souveränen Staat erst seit 1960, und auch vor der kolonialen Grenzziehung war die Stärke verschiedener Clans und Unterclans immer variabel; sie änderte sich je nach Kontrolle über Gebiete und Menschen. Genau dies scheint auch jetzt im Norden und Nordosten Somalias der Fall zu sein: Einflußzonen, die jeweils für sich relativ friedlich sind. Wer denkt an die Somalis in diesen Gebieten und die Veränderungen in ihrem Strukturgefüge, die dem Eindringen von US- oder UNO-Truppen im Süden und der späteren Reinstallierung einer Regierung für Gesamt-Somalia folgen?

Ich kenne keine Somalis in diesem Land, die über Möglichkeiten und Notwendigkeiten einer Intervention konsultiert werden. Teilweise liegt dies daran, daß jeder Somali, ob promoviert oder bloß Ladenbesitzer, Verwandte und damit starke Eigeninteressen in Somalia hat. Aber das macht es den Amerikanern in Außen- und Verteidigungsministerium allzu leicht, die volle Bandbreite der somalischen Standpunkte zu vernachlässigen. Anna Simons

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