: Dissonante DidaktikLyrischer Dialog einer Blockflöte mit einer Pädagogin der alten Schule
Hör, es klagt die Flöte wieder: „Warum muss ich denn hernieder auf den Kopf des Schülers sausen?“ „Weil Gedanken in ihm hausen, anarchistisches Gelichter, jeden Ordnungssinns Vernichter! Sie nach Kräften auszumerzen liegt mir allererst am Herzen, und wie Flötentöne klingen, ihm so richtig beizubringen. Niemals lernt er sonst nach Noten sich zu richten und Geboten, um im schulischen Orchester mal zu werden Klassenbester.“
Doch schon klagt die Flöte wieder: „Spielte doch viel lieber Lieder! Bin zu Höherem geboren, als hier auf dem Kopf von Toren, unbelehrbaren und frechen, krachend-ächzend zu zerbrechen! Möcht mit Wohlklang schön berauschen Elternohren, die mir lauschen? Und mit Stöcken, Knüppeln, Latten gingen besser doch vonstatten derartige Lernmodule!“
„Leider ist’s an unsrer Schule Brauch, Gebrauch von solchen Mitteln mehr als heftig zu bekritteln. Muss drum meine Lust zu prügeln täglich justiziabel zügeln und, obwohl sie schwerlich reichen, jetzt auf Tonträger ausweichen. Doch um dich ist’s wirklich schade! Drum ergeh vor Recht hier Gnade Du bist wahrlich viel zu edel für diesen Dickkopf-Schädel, sollst nur süße Klänge rauschen. Stille, stille, lasst uns lauschen!“
Bernhard Schröter