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Diskussionsforum zum KirchentagBrauchen wir Gott in der Schule?

Ist es notwendig, dass in Schulen eine Werteerziehung stattfindet? Wie sollte sie aussehen - und braucht es dazu einen Gottesbezug? Taz-Autor Robert Misik hat darüber nachgedacht. Und was meinen Sie? Diskutieren Sie mit.

Eignet sich das Setting Schule überhaupt für Werteunterricht? Bild: photocase/ohneski

D as womöglich Enttäuschendste zuerst: Die Diskussion über „Werteerziehung“ in der Schule wird derzeit so geführt, als könnten entweder Ethik- oder Religionsunterricht unsere lieben Kleinen zu moralischen Individuuen machen. Ehrlicherweise muss man voraussetzen, dass beides nicht so leicht klappt. Unterrichtsfächer – egal ob sie Ethik oder Religion heißen – sind eher ungeeignet für das Unterfangen. Werte werden durch Exempel vermittelt, also etwa durch Menschen, die sich gerecht verhalten. Da kann der Biologielehrer, der sich gerecht verhält, oder der Mathematiklehrer, der sich ungerecht verhält (und gegen dessen Ungerechtigkeit sich dann vielleicht die Klassengemeinschaft erhebt), womöglich mehr an Herzensbildung zustande bringen, als irgendein Lehrer, dessen Unterrichtsgegenstand Werte sind.

Meist werden die Kids die Ohren zuklappen, wenn er den Klassenraum betritt. Schule ist eben Schule, Schüler sind eben Schüler. Man kann über „Werteerziehung“ nicht sprechen, und vom spezifischen Setting der Schule absehen.

Dies vorausgesetzt, spricht freilich nichts dafür, dass ein religiös, was in der Praxis heißt: konfessionell gebundener Religionsunterricht ein mehr an Moralität und friedlichem Zusammenleben fördert. Zunächst konzentriert er in seinem Unterricht die Angehörigen einer Konfession, er fördert also den Rückzug in die eigene Identität. Er unterbricht die gemeinsame Diskussion über Werte.

Die Betonung der eigenen religiösen Identität und die Abgrenzung gegenüber anderen religiösen Identitäten macht die Welt aber nicht besser – um es vorsichtig zu sagen. Der Durchschnittsgläubige wird den Nachbarn dann als „Anderen“ erleben, der überspannte Gläubige wird ihn als „Ungläubigen“ sehen, der durchgeknallte Gläubige wird sich an einer Autobusstation in die Luft sprengen (gut, letzteres kommt in unseren Breiten eher selten vor).

Die Debatte, wie sie von religiöser Seite in den letzten Jahren immer wieder angezettelt wird, hat aber freilich einen Subtext, der über die Frage konfessionellen Unterrichts hinausgeht. Es wird unterstellt, Individuen wären moralischer, wenn sie einen Gott über sich wähnten, wenn sie religiös gebunden sind. Säkularisierung wird in dieser Perspektive als große Verwirrung gesehen. Die Leute wissen nicht mehr, wo sie Halt suchen sollen und können Gut von Böse nicht mehr unterscheiden – so in etwa funktioniert die Argumentationskette.

Wenn wir uns an die Fakten halten, dann wurden aber gerade in den vergangenen fünfzehn, zwanzig Jahren viele Böswilligkeiten begangen, weil Menschen meinen, ihr Glaube verlange das von ihnen. Ethnische Säuberungen in Kroatien, Serbien, Bosnien, 11. September, der „Kampf der Kulturen“, „Wir“ gegen die „Muslime“, Mordanschläge auf Ärzte in Abtreibungskliniken… Das sind, gewiss, Extreme. Aber auch wenn wir uns einigermaßen objektiv (soweit das möglich ist) an Fakten halten, stellt sich die Sache so dar: Es gab in der Geschichte viele gläubige Menschen, die sich ihres Glaubens wegen gut verhalten haben. Aber es gab auch viele Menschen, die sich ihres Glaubens wegen schlecht verhalten haben.

Amerikanische Christen haben ihres Glaubens wegen gegen die Sklaverei gekämpft – aber viele amerikanische Christen haben mit religiösen Argumenten die Sklaverei legitimiert. Viele Menschen ohne religiösen Glauben haben leidenschaftlich gegen Ungerechtigkeiten gekämpft – und viele Menschen ohne religiösen Glauben haben Ungerechtigkeiten begangen.

Dass mehr Religiosität ein mehr an Moralität bedeutet, das ist ein Vorurteil, das von den Konfessionen gerne am Leben erhalten wird, aber durch keine Empirie gedeckt ist. Genauso wie wir aus den religiösen Schriften, der Bibel etwa, den Wert der Nächstenliebe ableiten können, aber ebenso die Rechtmäßigkeit ethnischer Säuberungen. Sie versprechen uns Gottes Liebe ebenso wie die ewige Verderbnis.

Wer Gutes tun will, kann sich hier mit Zitaten eindecken, wer dem Nächsten das Schlimmste an den Hals wünscht, ebenso. Vielleicht täusche ich mich, aber es scheint mir historisch evident, dass religiöse Menschen in aller Regel härtere autoritäre Knochen waren und sind, als nichtreligiöse Menschen.

Religiöse Gesellschaften sind keineswegs moralisch überlegener als relativ agnostische Gesellschaften. Würde jemand behaupten wollen, Sizilien habe ein höheres moralisches Niveau als Schweden? Norwegen wäre moralisch verkommener als Afghanistan? Schon diese Beispiele zeigen, wie absurd eine solche Behauptung ist. In den USA, wo eine eher religiös grundierte Regierung Folter eingeführt hat und eine eher agnostisch grundierte sie gerade wieder abschaffen musste, gibt es eindeutige empirische Daten: So wurde eine groß angelegte Studie unter Ärzten durchgeführt. Gefragt war, ob sie gelegentlich auch arme Patienten gratis behandeln. Unter den Ärzten, die sich selbst als religiös bezeichneten, beantworteten 31 Prozent die Frage mit „Ja“, unter den nicht gläubigen Ärzten sagten 35 Prozent „Ja“. Die Daten zeigen, wenn schon keine deutlich höhere Moralität unter den Ungläubigen, so doch zumindest keinerlei signifikante Differenz.

Um auf unsere Ausgangsfrage zurückzukommen: Würde ein Unterricht mit dem Ziel, aus Schülern Gläubige zu machen – und das ist letztlich das Ziel des Religionsunterrichts – unsere Gesellschaften moralischer machen?

Nichts, aber rein gar nichts spricht dafür.

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45 Kommentare

 / 
  • HM
    H. Martin

    Einen gemeinsamen Ethik-Unterricht für alle Kinder ist eine gute Sache, aber vielleicht nicht zwingend notwendig. Konfessioneller Religionsunterricht sollte allerdings in öffentlichen Schulen nichts verloren haben — dieser gehört in die Kirchen, Synagogen, Moscheen, Tempel und nur dorthin. Oder sollen demnächst auch die politischen Parteien ihren eigenen Politikunterricht anbieten?

  • O
    Olaf

    WEDER... NOCH...

     

    Werte kann man nicht vermitteln, man kann sie nur vorleben. Solange Kinder im Elternhaus mit Rassismus,Alkohol,Gewalt,Aberglaube/Religösität und Halbwissen konfrontiert werden bringt eine Stunde pro Woche garnichts.

     

    Und dabei ist es egal ob nun eine Religion oder ein Wertebild im Fokus des Unterrichts liegt.

     

    Aber um auf die Frage zurückzukommen : NEIN! wir brauchen keine Religion in der Schule, wir brauchen auch keine Religion im Alltag oder im Auto oder auf der Toilette oder im Weltall.

     

    Religion ist immer auch eine Erziehung, die Erziehung eines freien ungeformten Verstandes in ein enges gedanklichen Korsett das hinter allem eine übernatürliche Ursache oder einen höheren Sinn sucht. Diese Menschen sind dann ihr ganzes Leben lang auf der "Suche" nach etwas das es nicht gibt.

     

    Ich persönlich GLAUBE ... ich glaube daran dass es für alles eine gute Erklärung gibt und die Tatsache, dass wir in unserem jetzigen Zustand der Entwicklung mit unseren theoretischen und technologischen Mitteln nicht alle Fragen beantworten können, bedeutet nicht, dass wir hinter diesen Fragen eine übernatürliche Macht, einen großen Plan oder eine intelligente Gestaltung vermuten müssen.

  • AJ
    Andreas Jacob

    Schade, ich schaffe es nicht zum Kirchentag an diesem Samstag!

    Ich möchte Herrn Misik in einem Punkt widersprechen, in einem anderen zustimmen:

    1. Nein, der Religionsunterricht (RU) hat nicht zum Ziel, aus Schülern Gläubige zu machen. Die Schüler sollen stattdessen die Beweggründe für Entscheidungen kennenlernen und sich mit ihnen auseinandersetzen. Häufig waren und sind diese Beweggründe (zum Beispiel Bonhoeffer) religiös motiviert. Will man diese Motivationen verstehen, muss man sich mit Religion beschäftigen.

    Ob man zustimmt oder nicht, ist dabei nicht wichtig.

    Es bekommt doch kein Schüler bei mir eine 5 in Religion, wenn er sagt: "Bonhoeffer ist blöd, hätte er nichts gesagt, hätte man ihn nicht umgebracht.", oder eine 1, wenn jemand sagt: "Da glaube ich auch dran."

    Es geht um die Auseinandersetzung mit Glaubensentscheidungen, die unsere Gesellschaft prägten und prägen. Wenn dabei SchülerInnen für sich Hilfen zur Bewältigung eigener Entscheidungsprozesse entdecken, ist das natürlich nicht schädlich.

    2. Ja, der konfessionsgebundene RU trennt die Kinder und das ist nicht gut. Es ist doch spannend für die Kinder, wenn eine muslimische Schülerin innerhalb der Klassengemeinschaft von ihrem Glauben berichtet und auf diese Weise die unterschiedlichsten religiösen und ethischen Hintergründe mit Leben gefüllt werden können. Wenn Ahmed aus dem Koran in Arabisch vorliest und dafür Applaus bekommt ist das ein großer Integrationsfortschritt. Vor allem, wenn anschließend aus der Bibel gelesen wird und man zur Überraschung aller eine Vielzahl von Gemeinsamkeiten, zum Beispiel beim Vergleich der Gebote, feststellt.

    Also: Religionsunterricht in der Schule? Ja, unbedingt!

    Aufgeteilt nach verschiedenen Religionen und Konfessionen? Auf keinen Fall!

  • P
    Pauli

    Die Welt der religionen ist sehr vielfältig. Gut wenn man da in der Schule eine vernünftige Erklärungs- und Deutungshilfe erhält. Die muss ja nicht unbedingt von einer Kirche kommen, das können ja auch Religionskundler sein. Davon sollte es in der Schule mehr geben, dann wird es auch interessanter!

  • SP
    Siegfried Paul Posch

    Betrifft: Leserforen der “Tageszeitung”, Berlin,

    - “Brauchen wir Gott in der Schule?”

    - “Ungläubiger Sonderfall”

    - “Gastfreundschaft und Demokratie”

    (”Google.at”, “siegfried p. posch”,

    “siegfried posch boisdeffre” - den

    Tippfehler “recon[n]aissante” ent-

    haltend - , “siegfried paul posch”)

     

    15. Mai 2009, am Morgen, keine Antwort per

    E-Mail möglich

     

    Ich habe wohl eigentlich nicht darauf hinzu-

    weisen: die Frage, ob wir Gott in der Schule

    brauchen, wird mit Sicherheit in alle Ewig-

    keit nicht beantwortet werden. Denn niemals

    und nirgends vermögen w i r Gott zu brau-

    chen, es kann nur Gott u n s brauchen. - Der

    römische Bürger Paulus führt uns in Athen

    zum “unbekannten Gott” - s. “Apostelgeschichte”,

    17,16-34 (ich zitiere ein “unverkäufliches”

    NEUES TESTAMENT des “Internationalen Gideon-

    Bundes”):

    1.

    Glauben Sie, daß in der Schrift - es gibt

    nur eine Schrift, jene des Judentums - eine

    Stelle zu finden ist, die über den “unbe-

    kannten Gott” Aufschluß gibt?

    2.

    Glauben Sie, daß dieser Gott eine G ö t -

    t i n sein könnte; und zwar eine,

    die mit einer göttlichen Sphäre in

    Verbindung gebracht werden könnte, die ei-

    nem F r e i t a g den Namen geben soll?

     

    Siegfried Paul Posch

     

    Hinzufügung:

     

    Meine gestrigen zwei Briefe

    1.

    den Herr H. , bestimmt für Frau Hofrat S.

    und einen zweiten Herrn, der mich gestern

    nach einem Ersuchen des Kultusamtes in

    Wien um Rückruf - Herr Dr. Stifter und Herr

    Werner, Schreibung der Namen unsicher - an-

    rief, an der Adresse

    Amt der Steiermärkischen Landesregierung

    Fachabteilung 7c

    Wartingergasse 43, Graz III. - Geidorf

    von mir nach “12:28″ ausgehändigt erhielt

    (zu RGBl. 68/1874, § 11, RIS Österreich)

    und

    2.

    den frankiert von mir gestern danach um die

    Mittagszeit in einem Postkasten geworfenen

    an die Adresse des

    Direktors des Bundes-Realgymnasiums Kepler

    Keplerstraße 1, A-8020 Graz IV. - Lend

    bestimmt für Herrn Prof. Mag.phil. Johannes

    Winkelbauer

    ziehe ich zurück.

    Begründung:

    Mein Anerbieten an einen Anrufer, gestern

    am späteren Abend, dessen Anliegen eine “Blitz-

    umfrage” im Namen einer Umfrageinstitution

    über “Wirtschaft” war, sich an die hiesi-

    ge Adresse zu begeben, wurde meines Wissens

    nicht angenommen. Nun ist aber einerseits

    das Instrument “Umfrage” ein zu wichtiges,

    als daß für ein schwieriges Problem unbe-

    dingt eine “Blitzumfrage” per Telefon ange-

    messen sein könnte. Andrerseits wäre es mein

    Anliegen gewesen, einen bestimmten Punkt be-

    treffend “Wirtschaft” vorzubringen.

  • R1
    Religionskurs 11 Remscheid

    Religionsunterricht ist für viele Jugendliche der einzige Bezug zur Religion, da kaum noch jemand in die Kirche geht.

    Im Religionsunterricht haben Leute, die sich für Religion interessieren, die Möglichkeit sich mit der Religion zu befassen.

    Der Autor des Textes, sagte, dass Religionsunterricht missionieren soll. Das ist nicht so, er soll lediglich Interessen wecken und informieren.

  • R1
    Religions-Kurs 11 aus Remscheid

    Statement zum Thema Religionsunterricht in Schulen.

     

    Wir denken, dass der Religionsunterricht nur eingeschränkt ein Wertesystem vermitteln kann, zunächst findet dies bei der Sozialisation des Kindes statt.

    Die Eltern und Verwandten vermitteln den Kindern ein bestimmtes Wertesystem, was vielleicht auch religiös geprägt sein kann. Falls dies der Fall ist, kann der Religionsunterricht als Ergänzung fungieren.

    Wenn ein Mensch gläubig ist, kann der Religionsunterricht höchstens den Glauben auf gewisse Weise festigen, oder zum Nachdenken anregen. Er kann aber auf keinen Fall jemanden bekehren! Dazu sind die Themen im Religionsunterricht zu allgemein und es besteht ein "Überwältigungsverbot", zudem sind auch Muslime bei uns im Unterricht willkommen.

    Also findet bei der Allgemeinheit, in einer säkularisierten Gesellschaft, die Wertevermittlung nicht nur im Religionsunterricht statt.

    Trotzdem ist der Religionsunterricht wichtig, um unsere Religion in der Gesellschaft zu erhalten.

  • R1
    Religionskurs 11 Remscheid

    Wir sind der Meinung, dass der Religionsunterricht weiter stattfinden sollte, jedoch auf freiwilliger Basis.

    Für die, die Religionsunterricht wichtig ist, besteht somit die Möglichkeit weiterhin daran Teil zu nehmen, und sich Werte daraus zu entnehmen.

    Gleichzeitig besteht die Möglichkeit selbstständig zu entscheiden, ob man an diesem Unterricht Teil nehmen möchte.

    Er sollte freiwillig sein, da er nicht als "Erziehungsunterricht", sondern als "Informationsunterricht" angesehen und als solcher gelehrt werden soll, wie alle anderen Pflichtfächer!

    Für die Erziehung ist nicht der Unterricht zuständig, sondern die Eltern!

    Wir stimmen dem Argument des Autors nicht zu, dass das Ziel des Religionsunterrichts darin besteht, aus den Schülern Gläubige zu machen.

    Kein Schüler bekommt eine 1 wenn er an Gott glaubt, denn das reicht auch nicht für den Religionsunterricht aus.

     

    Fazit:

    Ja! Zum Religionsunterricht!

    Nein! Zu dessen Verbindlichkeit!

  • EM
    Eckhart Marggraf

    Mit Religion umgehen zu können, gehört zu den notwenigen Kompetenzen, die die Schule nicht übergehen kann. Wer von Religion nichts versteht, glaubt am Ende alles. Religiöse- und auch Wertentscheidungen werden im Erziehungsprozess in der Tat durch das "Klima" der Erziehungseinrichtung entscheidend bestimmt. Daher ist die Frage nach der religiösen Erziehung in der Schule eine Frage an die Schule als Ganze.

    Dabei sind mir folgende Gesichtspunkte in der Debatte wichtig:

    1.Die Dialogfähigkeit zwischen den Religionen und Weltanschauungen kann nur von denen gefördert werden, die die Religionen von Innen her kennen und gleichzeitig dialogbereit sind.

     

    2.Nur Religionsgemeinschaften, die sich der öffentlichen Diskussion stellen und die Transparenz gewährleisten, können an öffentlichen Schulen tätig sein.

     

    3.Nur Religionsgemeinschaften, die die Religionsfreiheit und den religiösen Pluralismus akzeptieren, bieten eine Grundlage für den interreligiösen Dialog.

     

    4.Religion ist mehr als Ethik.

     

    5.Ethik und das Gespräch darüber setzten Religion oder geklärte Grundanschauungen voraus.

     

    6.Länder in Europa ohne Religionsunterricht (wie z.B. das laizistische Frankreich) sind seit über dreißig Jahren auf der Suche nach einer Lösung für die Vermittlung einer religiösen Kompetenz in der öffentlichen Schule und haben sie bis heute nicht gefunden. Wir haben in Deutschland seit 1919 ein Modell, das pluralismusfähig ist, und nur in Berlin gemieden wird.

  • B
    Bernd

    Leider denken immer noch viele das Gottglaube dazu beiträgt ein "besserer" Mensch zu sein. Tatsächlich wird den Atheisten von den Katholiken immer noch unterstellt sie wären alle unmoralisch, und für alles Böse in der Welt verantwortlich. Traurig das die "gefühlte" mehrheit der Leute immer noch so denkt, ein weiterer Beweiß dafür wie unaufgeklärt die Menschen noch ist.

    Dabei lehrt uns doch die Geschichte, und häufig genug auch die aktuelle Tagespresse, das auch in religiösen uns Gottgläubigen Kreisen unmoralische und unmenschliche Dinge geschehen,... oder relativiert sich das irgendwie weil es im Namen Gottes passiert?!

    Moral uns Ethik kommen nicht durch Gottglaube, sonder durch Respekt und Achtung des Lebens und des Individuums!

    Ich denke das man solche Werte nicht lehren, jemandem beibringen kann wie Mathe o.ä.. Diese Werte müssen von der Gesellschaft, und vor allem von den Eltern vorgelebt werden. Nicht alles ist Aufgabe der Schule!

    Aber bei dem Gesellschaftlichen zusammenleben wie heute, und den teilweise schlimmen / schwierigen Familienverhältnissen...woher soll die Jugend da positive Vorbilder nehmen?

  • G
    guthand

    Es ist ein , besonders von den Religionen, viel besungenes Ammenmärchen, dass der Glaube an irgendeinen Gott zur Wertevermittlung beitragen könne. Rüttgers und viele andere religiöse Politiker bezeichnen sich gar öffentlich als die besseren Menschen.

    Letztlich geht es , wie hier in der Diskussion schon geschrieben wurde, vorrangig um Macht und Geld von Kirche UND Staat.

    Die Kirchenaustritte mehren sich ja! Was machen die Kirchen und der Staat dagegen?

    Bis März dieses Jahres war die Erklärung des Kirchenaustrittes in Thüringen kostenlos. Dann, als der Papst in ein Fettnäpfchen nach dem anderen trat und sich die Austritte mehrten, wurde plötzlich eine Austrittsgebühr von über 30,00€ STAATLICHERSEITS festgelegt. In den Zeitungen stand kaum etwas darüber.

    Solange nicht die STRIKTE Trennung von Kirche und Staat verwirklicht ist, sehe ich keine Hoffnung auf Änderung des derzeitigen Zustndes: Kirchenfuzzis aller Coleur wollen uns tagtäglich einreden, dass ohne Gottesglauben kein menschenwürdiges Dasein möglich sei.

    Keine Religion hat in der Schule etwas verloren. Wer seinen sog. Glauben verstehen und praktizieren will kann ja getrost dazu zum Pfarrer in die Kirche gehen. Da und nur da gehört Glaube hin.

  • G
    Gockeline

    Religion muß in den Familien der Grundstein gelegt werden,sonst bringt Religion in der Schule nicht viel.

    Dort ziehen sich die Schüler in ihrem Gruppenzwang zurück.

    Wenn Religion gelehrt wird schalten die meisten Schüler ab wenn nicht ein Grundstein gelegt wurde.

    Wenn Ethik unterrichtet wird muß man darauf achten welche Ethik gelehrt wird.

    Mir graußte, wenn ich die Ethik in den meisten Schulen sehe.

    Ethik ist vom Zeitgeist beseelt.

    Vor ein paar Jahren war Abtreibung unmoralisch,

    heute eine normale Verhütungsform.

    Früher war stäniger Wechsel von Liebhabern undenkbar,heute Standart.

    Scheidung?Ausnahme!

    Heute,fast jede zweite!

    Menschenrechte genauso wechselhaft.

    Die Bibel wird von vielen Religionen auch benutzt

    und ausgelegt nach dem Zeitgeist.

    Das Grundgerüst der Werte sind aber fest und nicht ständig wechselbar.

  • V
    vic

    anke,

    Mir ergeht es ähnlich.

    Jeden Tag beginne ich mit Deutschland Radio Kultur, m.E einer der besten Wort-Sender in meiner Umgebung.

    Und jeden morgen muss ich "das Wort zum Tag" ertragen. Teils mit haarsträubenden Botschaften.

    Wenn ich den Ortseingang meines Eltern-Wohnorts passiere, muss ich auf einer großen Tafel ständig wechselnde fromme Sprüche sehen. In diesen Tagen komme ich, einmal mehr, am Papst nicht vorbei. Nicht im Rundfunk, nicht im TV, und nicht in der Presse.

    Ich bin Tolerant, doch. Aber manchmal wird mir das alles wirklich zuviel.

    Ich hätte gern auch mal ein wenig Rücksicht.

  • C
    Christian

    Es ist nicht unbedingt notwendig, Religion/Ethik zu unterrichten, da es meiner Meinung nach nicht am Religionsunterricht liegt, ob jemand zu Moral und "Herzensbildung" erzogen wird. Dies sollte auch nicht Aufgabe sein. Viel mehr sollte es auf außerschulischer Basis angeboten werden, und nicht auf Unterrichtsbasis, da es dann jedem freisteht. Und wenn Religion doch unterrichtet werden sollte, dann sollte das Fach zur Aufklärung dienen, Vorurteile über andere Religionen zu beseitigen, offener an fremde Glaubensfragen heranzugehen. Was sein muss ist eine gewisse Grundbildung über unsere christlich geprägte Kultur, und andere Religionen. Was aber nicht sein muss ist eine "Werbeveranstaltung" für die Kirchen.

  • A
    anke

    Heute morgen hat mich mein Radio doch tatsächlich mit einer fünfminütigen Lobeshymne auf eines der vielen christliches Gymnasien geweckt, die in Mitteldeutschland in letzter Zeit entstanden sind. Das war gleich dreifach ärgerlich für mich. Zum einen, weil das mehrgliedrige Schulsystem meiner Ansicht nach eine Tradition ist, die so rasch wie möglich überwunden gehört, zum zweiten, weil kirchliche Schulen in einem laizistischen Staat ein Widerspruch in sich sind und drittens weil der Sender, der sich dem Christentum und seinen Bildungsanstrengungen verpflichtet fühlte, aus Steuermitteln vor allem nichtchristlicher Steuerzahler finanziert wird. (Für deren Schulen hat, so weit ich mich erinnern kann, noch nie jemand eine Lanze gebrochen im Radio.) Zu allem Überfluss tönte mir auf dem Weg ins Büro aus dem Autolautsprecher auch noch ein Lied ins Gesicht, in dem es darum ging, dass am Ende des Lebens jedermann gerichtet wird. Die guten gehen nach oben, die anderen nach unten. Und deswegen soll sich jeder ganz genau überlegen, was er tut oder lässt. Nun frage ich mich viererlei: Höre ich a) den falschen Sender? Wer hat b) beim MDR das Sagen? Sind c) die Missionare wirklich schon angekommen? Und schließlich: Kann ich mir d) bei all dem meine geliebte Toleranz gegenüber Anders(un-)gläubigen überhaupt noch leisten?

     

    Wo Menschen glauben, der Tod sei eine ultimative Abschlussprüfung, der Marter und Qual für all jene folgen, die sie nicht bestehen, kann ich keinerlei Moral erkennen. Wozu, frage ich mich, hätte die Schule den Rohrstock abgeschafft, wenn nunmehr das Fegefeuer diszipliniert? Wer nur aus Furcht tut, was er tut, der ist kein Mensch im engeren Sinne. Vom Tier unterscheidet uns nicht unsere Fähigkeit zum Gehorsam. (Wer je einen Hund hatte, weiß das nur zu gut.) Tiere und Menschen unterscheidet allein die Fähigkeit, über Ursachen und Konsequenzen ihres (Nichts)Tuns nachzudenken, entsprechende Entscheidungen zu treffen und diese dann in der Praxis durchzuhalten. Die zuletzt genannten Fähigkeiten sollten Schulen ausbilden. Die zuerst genannte halte ich im Zweifel für verzichtbar. Und: Natürlich kann ich mir meine Toleranz leisten. Ich glaube nicht an Fegefeuer. Ich glaube ans Radio. Sogar dann, wenn ich es hin und wieder für ziemlich schlecht gemacht halte.

  • SP
    Siegfried Paul Posch

    Ich schrieb dieses E-Mail

    auf dem Kontaktformular

    des Auswärtigen Amtes in

    Berlin, da die Republik

    Usbekistan (s.u.) in Berlin,

    der Schweiz und Wien kein

    Kontaktformular zur Verfü-

    gung zu stellen scheint.

     

     

    Als Antwort auf das E-Mail

    an mich von vic noch einmal

    (s. "Leserforum" der "Tages-

    zeitung" - "Brauchen wir

    Gott in der Schule?"):

     

    1.

    Ich frage, weshalb wir Neil Postman, der

    nicht für konfessionsgebundenen Schulunter-

    richt eintrat, fast vergessen haben? Er

    trat nicht für konfessionsgebundenen Schul-

    unterricht ein, obwohl er doch wohl ge-

    wiß wußte, daß wir die "Erfindung des

    Kindes" - das dem "christlichen" Mittel-

    alter noch unbekannt war! - zualler-

    erst der protestantischen Schule ver-

    danken. Gelernt haben wir mit rasender

    Geschwindigkeit, innerhalb weniger Jahre, dem Kind als "Kindersoldat" die Maschinenpistole

    in die Hand zu drücken, es als Rohstoff

    für Organspenden zu betrachten und ihm, auch

    in Europa, als "Straßenkind" die Kanäle un-

    serer Städte als Sozialisationsräume zuzu-

    weisen; was wohl weder die Antike noch das

    Mittelalter denken konnten.

     

    Weshalb ist Postman vergessen? Die Ant-

    wort ist doch sehr einfach und liegt vor

    Augen, schiene mir; einerseits.

     

    2.

    Andrerseits: ich entnehme der Hausbrief-

    fachanlage der hiesigen Mietskaserne vor

    weniger als einer Stunde wieder eine

    Druckschrift, die insbesondere Somalia,

    Eritrea, Jemen, Saudi-Arabien, Iran,

    Afghanistan und als siebentes Land

    U s b e k i s t a n , der Verfolgung

    von Christen beschuldigt: "CSI AKTUELL -

    Christen in Not - Menschenrechte".

     

    Zu einer solchen Berufung auf "Men-

    schenrechte", welche ja in hohem

    Maß eine Gleichheit der Frau auch

    als Lehrende voraussetzen, schiene

    mir die Frage unbeantwortet: wie

    können Christen, wo das Evangelium

    der Frau die Lehre untersagt - s.

    "Der erste Brief des Paulus an Timo-

    theus", 2,12 - , sich zu "Menschen-

    rechten" bekennen?

     

    Siegfried P. Posch

  • P
    Peter

    @Heiko Reinhold:

    "Es ist bemerkenswert, dass ausgerechnet die Religionskritiker das gleiche Bibelverständnis wie die nicht nur von ihnen kritisierten Fundamentalisten pflegen."

    Ja, weil es immer noch auch bei uns genug Leute gibt, die sich recht eng an die Bibeltexte halten und an sie glauben. Meine Verwandschaft väterlicherseits ist voll von solchen Menschen, heute und mitten in Deutschland.

    "Sprechende Tiere gibt es auch in Fabeln, ohne dass diese deshalb aus dem Deutschunterricht verbannt würden."

    Richtig, nur daß niemand seinen Macht- und Herrschaftsanspruch auf solche Fabeln gründet, aber auf die Bibeltexte sehr wohl.

    "Das "Alte Testament" ist (u.a.) eine großartige Beschreibung vom Menschen - mit allen Vorzügen und Schwächen."

    Richtig, unter anderem. Als meine Tochter im Reli-Unterricht zum ersten Mal mit dem AT konfrontiert wurde, war sie jedoch eher über den "voll gemeinen" Gott entsetzt, der da so viele Leute umbringt. Und darüber, das die Leute "immer machen müssen, was der Gott sagt". Ja ja, Kinder haben (zum Glück) noch ein gesundes Gerechtigkeitsempfinden. Ach ja, und dann fragte sie mich, wenn Kain in ein anderes Land gehen mußte, weil er Abel erschlagen hatte, warum mußte er ein Kainsmal tragen, damit die anderen Leute sehen, was er gemacht hat. Außer Kain und Abel und den Eltern Adam und Eva gab es doch aber noch keine anderen Menschen?

    Tja, das sind alles solche Fragen, die ein waches Kind halt stellt.

  • HR
    Heiko Reinhold

    @J. Pütter:

    Es ist bemerkenswert, dass ausgerechnet die Religionskritiker das gleiche Bibelverständnis wie die nicht nur von ihnen kritisierten Fundamentalisten pflegen.

    Sprechende Tiere gibt es auch in Fabeln, ohne dass diese deshalb aus dem Deutschunterricht verbannt würden. Die orientalische Bildersprache alter Zeiten ist mit unserem Verständnis nicht ohne weiteres kompatibel, aber deswegen nicht "falsch". Das "Alte Testament" ist (u.a.) eine großartige Beschreibung vom Menschen - mit allen Vorzügen und Schwächen.

  • MG
    Marco Grandmann

    Religionen werden nicht empirisch erarbeitet um dann als These zu stehen bis ein weiterer Bestandteil an Wissen diese These bestaetigt oder in Frage stellt. Religionen , ganz besonders monotheistische, werden gemacht, meist von mehr oder weniger fragwuerdigen Individuen und Gruppen, "heilige" Buecher werden von Menschen geschrieben und deren Akzeptanz ist allein darauf zurueckzufuehren , dass -ueber Zeit und zunehmendem Einfluss und Macht oft durch Gewalt- bestehende Meinung durchgesetzt wird, dass sie von einem Gott diktiert wurden. Macht und Reichtum stehen immer im Vordergrund, nicht Glaube ( Glaube als Wort sagt ja bereits "in Frage stellen).

    Pseudowissenschaftliche Erarbeitungen wie "Die Bibel hat Recht" etwa werden immer erst spaeter geschrieben und mangeln tatsaechlich wertfreien Nachweisen.Sie koennen Gott (bitte hier den entsprechend bevorzugten eintragen...) nicht nachweisen sondern allenfalls die Gruender einer Religion.

    Somit ist auch darauf begruendete Ethik und ethisches Verhalten nicht das Resultat goettlicher Eingebung sondern (in Ausnahmen wohlmeinendes )Diktat von Moralvorstellungen Einzelner.

    Ethik ist ein sozialer Lernprozess, der nicht von Religionen, auch nicht von der Schule gelehrt sondern allenfalls ausgeloest werden kann. Dass Religion keine Ethik per se bietet , dazu braucht es nur ein Geschichtsbuch. Ethik ist ein sehr persoenlicher Lernprozess, der aus der Erfahrung der sozialen Interaktion kommt . Jeder der Kinder hat kann dies an kleinen Beispielen immer wieder erkennen, der konstante Aha-Effekt der letztendlich darueber bestimmt warum Peter seinem Bruder Hans wegen des zerstoerten Spielzeugs nicht Papa's Hammer ueber den Kopf zieht. Auch das Gegenteil laesst sich daraus ersehen, wenn man sich asoziale Gesellschaftsgruppen anschaut.

    Religion ist streng genommen ein Anachronismus, der ethnologisch wichtig war aber nur noch aus Mangel an Wissen, aus Bequemlichkeit und vor allem aus der leider immer noch erforderlichen Gruppenidentitaet als Ueberlebensmechanismus weiter existiert. Somit ist und bleibt Religion ein Politikum, nichts mehr und nichts weniger.

     

    Es gibt eine zwingende Entwicklung beim Menschen, die fast immer bei chthonischen Religionen beginnt, ueber agrikulturelle Idole ein Pantheon bildet , das unbeeinflussbare Natur erklaert und immer tolerant ist. Monotheismus ist ein Lapsus der aus geschichtlich voellig anders gearteten Voraussetzungen und Motivationen hervorgegangen ist. Die notwendig konsequente Weiterentwicklung hat in den transzendentalen Religionen Asiens stattgefunden, die leider auch allesamt im Idol-Morast und politischer Einflussnahme wieder verschuett gegangen sind und weitere Entwicklung unmoeglich gemacht haben. Es stehen halt immer einige andere Beweggruende bei Religionen an als die Erleuchtung oder ethische Entwicklung der Mitmenschen.

  • CR
    christine rölke-sommer

    @Andreas Heindl

    dazu -> Bedeutet z. B. das fünfte Gebot "Du sollst nicht töten", dass auch Schwangerschaftsabbruch Mord ist? Darüber kann unterschiedlich geurteilt und gedacht werden und darüber muss in der Klasse gesprochen werden. Man muss das begründen können. Wie der Schüler dann letztlich handelt, bleibt ihm selbst überlassen und darüber muss er sich vor Gott seinem Schöpfer irgendwann einmal auch selbst verantworten, so wie das jeder Mensch tun muss.

  • J
    Jossi

    Als zumindest latent unaufrichtig empfinde ich die These, konfessioneller Religionsunterricht habe nicht das Ziel, aus Schülern Gläubige zu machen. Natürlich wird niemand gezwungen, zu glauben, was die Lehrerin oder der Lehrer sagt. Aber konfessioneller Religionsunterricht stellt die Lehren der jeweiligen Religion als Wahrheit dar, sonst ist er keiner. Anders wäre es ja auch schlimm. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Religionslehrer, der sagen würde: "Wir glauben, dass Gott die Welt geschaffen hat, aber es kann sein, dass das gar nicht wahr ist" viel zur religiösen Orientierung seiner Schüler beitragen könnte. Folglich ist Religionsunterricht Glaubensvermittlung (zumindest der Versuch dazu). Wenn Herr Heindl seine Schülerinnen und Schüler dazu anregen will, sich mit ihrem Lebenssinn auseinanderzusetzen und ihre "geschichtlichen und sonstigen Voraussetzungen" kennenzulernen, dann versteht er unter "Lebenssinn" die Frage: "Was will Gott von mir?" und zu den "sonstigen Voraussetzungen", die die Schüler "kennenlernen" sollen, gehört natürlich, dass sie Geschöpfe Gottes sind und sich irgendwann vor Gott ihrem Schöpfer verantworten müssen. All das verlangt Glauben; für Nichtgläubige sind solche Aussagen vollkommen sinnlos. Wie kann man behaupten, Schüler nicht zu Gläubigen machen zu wollen, wenn man ihnen fortwährend Dinge erklärt, die überhaupt nur für Gläubige einen Sinn ergeben können? Es ist ja auch nach eigenem Verständnis die Aufgabe der christlichen Kirchen, ihren Glauben zu verkünden. Es ist aber nicht Aufgabe der staatlichen Schule, eine Plattform zur Glaubensverkündigung bereitzustellen.

  • MH
    MAX HÖLZ

    Strikte Trennung von Kiche(n) und Staat !

    Religion(en) haben in der Schule nichts zu suchen.

    Werteunterricht neutral !

    Die Kirche(n)haben jahrhundertelang die Völker

    verdummt,drangsaliert,abgezockt und mit dem so -

    genannten Glauben verdummt !

    Heinrich Heine : ....sie predigten Wasser und

    soffen Wein...

    Religion ist die Droge fürs Volk und und und

     

    Max : ...Menschen seid wachsam... (Julius Fucik)

  • JP
    J. Pütter

    Die alten Römer blickten auf diejenigen, die in die Tempel gehen. Tempel heißt auf lateinisch "fanum". Und sie stellten fest, dass nicht selten Fanatiker (das Wort kommt von fanum) herauskamen. Daran hat sich bis heute wenig geändert, wobei natürlich oft auch Nichtfanatiker herauskommen.

     

    Das Risiko bei "Gläubigen", ihre Geschichten für bare Münze zu halten, ist nicht gering. Ich halte es eher mit John Lennon. "Imagine no religion, living life in peace." Leute, die an sprechende Schlangen (AT), Weinverwandlung aus Wasser (NT) oder daran glauben, dass Menschen in Affen und Schweine verwandelt wurden (Koran) halte ich lieber auf Distanz. Hinterher glauben sie noch, irgendein höheres Wesen ermuntere sie, gegen mich was zu unternehmen...

  • V
    vic

    Für Siegfried Paul Posch

    Damit mich beeindrucken könnte, was Sie da schreiben, müsste ich an die Relevanz des Inhalts Ihrer Schrift erst einmal glauben.

    Das ist nur ein Buch unter vielen, nichts weiter.

  • A
    anke

    Moralisch handeln kann nur, wer über ein entsprechendes Wissen verfügt. Entgegen einer weit verbreiteten Annahme geht es im Schulunterricht nicht in erster Linie um Indoktrination. Es geht um Optionen. Auch eine Eins in Mathematik kann nicht garantieren, dass jemand tatsächlich nachrechnet, wenn ihm seine Bank erzählt, wie toll die neueste Geldanlage ist. Und eine Zwei in Deutsch bedeutet längst noch nicht, dass der so Benotete nachher nicht die Bildzeitung liest – und entsprechend wählt. Wer das kleine Einmaleins beherrscht, kann sich entscheiden. Die Wahl allerdings nimmt die Schule niemandem ab.

     

    Nein Schulen machen keine Gläubigen. Sie machen auch keine moralischen Menschen. Mitunter allerdings machen sie Moral möglich. Dann nämlich, wenn der Schüler seine Ohren nicht zuklappt, nur weil er die Tür zum Klassenzimmer passiert hat. Die Behauptung, Schule sei Schule und Schüler wären Schüler, ist albern. Wäre dem so, gäbe es weder taz-LeserInnen noch Leute, die in Online-Foren debattieren. Im Werte-Unterricht können durchaus Handlungsalternativen und deren Konsequenzen behandelt werden. In diesem Punkt ist der neutrale Werteunterricht dem konfessionellen eindeutig überlegen: Religionen kennen keine Alternativen. Über die möglichen negativen Folgen ihres Glaubens denken religiöse Menschen deswegen eher ungern nach.

     

    Übrigens: Die meisten Menschen gehen in der Beurteilung anderer von sich selbst aus. Es wundert deswegen nicht, dass manche religiöse Menschen meinen, ohne Religion wäre eine Orientierung unmöglich. Für sie selbst mag das immerhin stimmen. Was sonst könnte sie dazu veranlassen, alternativlos glücklich sein zu wollen?

  • P
    Peter

    Ein paar Anmerkungen.

     

    @ Dr. Karl Vörckel:

    Also, auch bei Dingen, "die man nicht beweisen kann", muß man nicht zwangsläufig zur Religion greifen. Daß die alten Griechen ihren Zeus erfanden, da sie nicht wußten, wie Gewitterblitze entstehen, war ja O.K., aber wir sind bitteschön im 21. Jahrhundert.

    Und im Gegensatz zur Religion hat die Wissenschaft keinen "universellen Wahrheitsanspruch", sondern benennt ganz klar, wo noch Lücken sind, sie stellt sich immer wieder selbst in Frage, sie entwickelt sich aufgrund immer neuer Erkenntnisse weiter.

    Das Argument "Konfessioneller Religionsunterricht ist deshalb ehrlich, weil man ihn verlassen kann", halte ich für hahnebüchen. Ist also der Unterricht in Mathe, Musik, Deutsch usw. etwa unehrlich? Und wenn es heißt "Schüler müssen das nicht glauben, aber sie haben ein Recht, die Religion ihrer Wahl authentisch vermittelt zu bekommen", dann sage ich, na klar, aber bitte nicht in einer staatlichen Schule, sondern dann sollen diese Schüler zum Pfarrer, Rabbi, Imam oder wem auch immer gehen.

    Ich weiß nicht, Herr Dr. Vörckel, worin Sie promoviert sind, aber in der Wissenschaft geht es nicht um "Fairneß", sondern um Tatsachen. Und wenn Sie einen wissenschaftlichen Unterricht in Biologie glauben als "atheistisch getrimmt" verunglimpfen zu müssen, da drängt sich die Frage auf, ob sie allen Ernstes die biblische Schöpfungsgeschichte im Biologie-Unterricht sehen möchten? Und wie ist es dann mit Mathe, Chemie, Physik? Soll den Schülern erzählt werden, die Blitzen kämen nicht von elektrostatischen Aufladungen in der Atmosphäre, sondern vom guten alten Zeus?

     

    @Ingo Winkelmann:

    Wieder diese schwer erträglich These, "Warum sich nicht der Konfessionen bedienen, wenn 'bloßer' Ethikunterricht nicht alle Schüler und Schülerinnen zu moralischem Handeln bewegt?" Da ist sie wieder, die Behauptung, man können ohne Religion nicht moralisch sein. Zumindest nicht so richtig. Hm, mir ist aber nicht bekannt, daß die Schüler in anderen Großstädten, wo es Religionsunterricht in der Schule gibt, moralischer wären.

    Und die Aussage, "daß unsere Gesellschaft, so wie sie heute besteht, ohne ihre christlichen Wurzeln und Wertedebatten nicht vorstellbar ist", bedeutet nicht zwangsläufig eine Rechtfertigung des Religionsunterrichtes, und die Behauptung "Diesen Hintergrund authentisch zu vermitteln, wird ein Ethikunterricht ohne religiösen Bezug letztlich nicht vermögen" ist eine unbewiesene Unterstellung. Mal abgesehen davon, daß, wer ganz konkret ein Interesse daran hat, seine Religion weiter zu vermitteln, daran in unserem Gemeinwesen ja nicht gehindert wird – es soll halt nur nicht auf Kosten des Gemeinwesens geschehen. Und darum geht es ja den beiden großen Kirchen in Berlin - sie möchten sich gern die Verbreitung ihrer Religion vom Staat und damit auch von den nichtgläubigen Steuerzahlern bezahlen lassen.

  • HR
    Heiko Reinhold

    Es ist immer wieder darauf hinzuweisen, dass es höchst unterschiedliche Erfahrungen mit "Religion" gibt. In der DDR boten die Kirchen oft Freiraum. Warum wohl? Weil sie von ihrer Verantwortung wussten und gleichzeitig davon überzeugt waren, dass die damaligen Machthaber nicht das letzte Wort haben würden. -

    Genauso peinlich wie der Ansatz, im Religionsunterricht die Evolution widerlegen zu wollen, ist ein Ethikunterricht, der von ehemaligen Staatsbürgerkundelehrern gegeben wird die versuchen, den Glauben zu diskreditieren. -

    Eine Gleichbehandlung aller Religionen ist gut gemeint, verdrängt aber unsere Geschichte. Schülerinnen und Schüler müssen nicht alle buddhistischen Feiertage kennen, sollten aber schon wissen, warum Ostern gefeiert wird.

  • DK
    Dr. Karl Vörckel

    Religion (Rückhalt) ist insoferne unvermeidlich, als niemand darum herumkommt, Dinge hin- und anzunehmen, die man nicht beweisen kann. Solche Überzeugungen bilden sich individuell, aber auch konfessionell-geschichtlich, und immer sind damit universelle Wahrheitsansprüche verbunden, denn wenn ich an einen Gott glaube, dann wird der auch diejenigen geschaffen haben, die nicht daran glauben, und wenn ich davon überzeugt bin, dass Menschen eine Laune der Natur sind, dazu bestimmt, spurlos zu verschwinden, dann gilt das auch für diejenigen, die fest auf eine Erlösung hoffen.

    Konfessioneller Religionsunterricht ist deshalb ehrlich, weil man ihn verlassen kann. Ich hatte bei einem etwas revisionistischen Sudetendeutschen Erdkunde und bekam einmal bei sonst guten Kenntnissen "ausreichend", weil ich "die deutschen Ostgebiete" vergessen hatte. Das gab aber keine Note in sudetenbegeisterter erdkunde, sondern in Erdkunde. Wer katholische Religion nicht mag, kann sich abmelden oder von seinen Eltern abmelden lassen. Schüler müssen das nicht glauben, aber sie haben ein Recht, die Religion ihrer Wahl authentisch vermittelt zu bekommen. Und das können nur Glaubende, Überzeugte, warum nicht auch überzeugte Atheisten? Aber eine atheistisch getrimmte Biologie als die einzig wissenschaftliche zu verkaufen, das ist unfair.

  • IN
    Ihr Name Ingo Winkelmann

    Die Gedanken von Robert Misik greifen viel zu kurz. Religionsunterricht an der Schule als Wahlpflichtfach ist wichtig. Vor kurzem hat dies der Präsident der FU Berlin einem lesenswerten Artikel im Tagesspiegel dargelegt: Warum sich nicht der Konfessionen bedienen, wenn "bloßer" Ethikunterricht nicht alle Schüler und Schülerinnen zu moralischem Handeln bewegt? Könnte religiös begründete Ethik nicht doch Einige mehr erreichen? Und, wenn ja: Was wäre daran schlecht?

    Es geht nicht darum, Menschen zu "Gläubigen" zu machen, sondern um das Ergebnis: Moralisches Handeln.

    Auf einem ganz anderen Blatt steht, daß unsere Gesellschaft, so wie sie heute besteht, ohne ihre christlichen Wurzeln und Wertedebatten nicht vorstellbar ist. Diesen Hintergrund authentisch zu vermitteln, wird ein Ethikunterricht ohne religiösen Bezug letztlich nicht vermögen. Eine enstprechende Einsicht herrscht in nahezu allen Bundesländern Deutschlands. Warum nicht davon lernen?

  • NV
    Nicolas Vogt

    "Ziel ihres Religionsunterrichts ist nicht, wie am Ende Ihres Artikels geschrieben, aus Schülern Gläubige zu machen. In einem Land mit über tausendjähriger christlicher Prägung sollte ein Schüler aber diese Religion und Kultur kennen, sonst kann er sich nicht wirklich entscheiden - dafür oder dagegen." - Michael Schaich

     

    Mir wurde in der Grundschule beigebracht, warum der Mensch nicht vom Affen abstammen kann! Werte und Moral gehören in Ethik und wenn man Religion lernt dann freiwillig und alle Religion gleichberechtigt nebeneinander. Wie sonst hat man die freie Wahl?

  • AH
    Andreas Heindl

    Ich bin evangelischer Pfarrer und Religionslehrer. Ich verstehe meinen Glauben in erster Linie - wie auch schon angedeutet wurde - als Klärung, wo ich herkomme und wo ich nach meinem Tod hingehe. Wer begleitet mich in meinem Leben? Was will Gott von mir? usw.

    In der Schule geht es darum, dass sich meine Schüler und Schülerinnen mit diesem Lebenssinn auseinandersetzen und ihre geschichtlichen und sonstigen Voraussetzungen kennenlernen.

    Was daraus für ein Verhalten reslutiert, ist und war unter Glaubenden wie auch unter Theologen immer strittig und muss wohl auch immer neu diskutiert werden. Bedeutet z. B. das fünfte Gebot "Du sollst nicht töten", dass auch Schwangerschaftsabbruch Mord ist? Darüber kann unterschiedlich geurteilt und gedacht werden und darüber muss in der Klasse gesprochen werden. Man muss das begründen können. Wie der Schüler dann letztlich handelt, bleibt ihm selbst überlassen und darüber muss er sich vor Gott seinem Schöpfer irgendwann einmal auch selbst verantworten, so wie das jeder Mensch tun muss.

    Mehr muss und kann Religionsunterricht meiner Meinung nach nicht leisten.

  • P
    Peter

    @Joba:

    Interessante Gedanken. Ja, es ist schon so, daß wir Menschen, ja der ganze Planet Erde, auf dem wir leben (ich schreibe bewußt nicht "unser" Planet, aber das ist eine andere Baustelle), also es ist so, daß wir im "großen Weltenrad" nur ein winziges Stäubchen, ein völlig unbedeutendes Ereignis sind. Die Milliarden Galaxien würden auch ohne uns ihren Weg ziehen. Das Weltall ist ja lange vor uns und somit ohne uns entstanden und wird in Milliarden von Jahren auch ohne unser Zutun völlig anders aussehen als jetzt.

    Dennoch meine ich, daß man als Atheist nicht gleichzeitig Nihilist sein muß. Ich persönlich freue mich, daß ich geboren wurde, daß ich mich für ein paar Jahrzehnte meines Daseins erfreuen darf, essen, trinken, lieben, frische Luft auf Bergeshöh'n atmen und im See herumschwimmen, immer wieder staunend den nächtlichen Sternenhimmel betrachten und mir am Tag die Sonne ins Gesicht scheinen lassen, bevor ich für immer einschlafe und zu Staub zerfalle. Und im Wissen um diese Begrenztheit meines Daseins und des Daseins meiner Mitmenschen meine ich, daß man sich dieses Dasein so "menschenwürdig" wie nur möglich gestalten sollte. Ich finde es schlimm, wie sich viele gegenseitig ihr Leben schwer machen, im Großen wie im Kleinen, wie der Mensch seinesgleichen tötet, quält, schikaniert, usw. Und wie er seine Lebensgrundlage, nämlich unseren Planeten, kaputt macht. Das Leben ist so kurz, das eigene und das der Mitmenschen, da sollte man es sich und den anderen nicht noch zusätzlich schwermachen.

    Na ja. Obwohl Atheist, bin ich also doch kein Nihilist. Wer jedoch meint, einen Gott zu brauchen, bitte sehr. Jeder kann glauben, egal wie er das nennt, woran er glaubt. Er (sie) soll dies nur nicht anderen aufdrängen wollen, oder sich sogar über "nichtgläubige" Menschen erheben.

    Es gäbe noch viel zu sagen, aber ich muß auch noch ein wenig arbeiten...

  • H
    H.Kruse

    Relegion gehört nicht in die Schule. Die Kirche hat schon sehr viel Einfluss auf die Gesellschaft.Ob dieser immer positiv ist, bleibt zu diskutieren.Wer sich für Relegion interessiert, kann die Kirchen besuchen und sich darüber informieren.Kirche wird immer mit Menschlichkeit und Moral in Verbindung gebracht. Warum? Die Geschhichte und die Gegenwart zeigt ein anderes Bild.Auch hier geht es nur um Macht und Geld.

  • CR
    christine rölke-sommer

    die überschrift reizt mich zur gegenfrage: würde göttin/gott (gern auch im plural zu verstehen) gern in eine unserer schulen gehen? - vermutlich nicht! was die da zuweilen über sich selbst lernen können, ließe ihnen die haare zu berge stehen. und könnte sie in versuchung bringen, die schöpfung, also den teil "erschaffung des menschen" rückgängig zu machen. und ob gott der unterricht vor konfirmation, kommunion, bat/bar-mizwa etc immer so gut gefällt, darf auch bezweifelt werden...

     

    weshalb ich mich Misik anschließe: nein - solange in der schulen nicht gelehrt wird, dass spiritualität privatsache ist und dass jegliche spiritualität respekt verdient, solange brauchen wir das nicht!

  • J
    Joba

    Herrn Schaich kann ich nur beipflichten. Darüberhinaus halte ich es aber auch für sehr problematisch, wenn Religion gesellschaftlich in erster Linie moralisch instrumentalisiert wird, als ob es darum ginge, welche Menschen besser als andere seien, Gläubige oder Ungläubige. Die erste Frage, auf die Religion eine m.E. durchaus vernünftige, wenn auch zugegebenermaßen nicht die einzig mögliche Antwort gibt lautet nämlich: Woher kommt das Leben und was geschiht im Sterben? Dass ich nicht im nächsten Augenblick tot umfalle, sondern davon ausgehe,noch eine Zeit lang weiterzuleben, habe ich nicht in der Hand. Wir Menschen verfügen lediglich negativ über das Leben, weil wir zwar töten, aber nicht lebendig machen können. Geht man nun, wie die monotheistischen Religionen, von einem Schöpfergott aus, setzt die auch in der Taz zum Teil erbittert geführte Auseinandersetzung um die moralischen Konsequenzen daraus (förderlich oder schädlich?) bei der Frage an, inwieweit Gott geoffenbart hat, was im letzten lebensdienlich ist und wieweit Menschen für dessen Durchsetzung zuständig sind. Das kann zu dem selbstgerechten Denkmuster führen, dass Gläubige sich mit Gottes Willen derart im Reinen wähnen, dass sie alle anders Denkenden und Lebenden meinen, bekämpfen zu müssen (von verbal bis tätlich), weil die ja letztlich für alles Übel die Verantwortung trügen und die Welt ohne sie besser wäre.

    Spiegelbildlich findet sich diese Denkweise aber auch in den häufig in der Taz zu findenden Äußerungen aggresiver Atheisten, für die Religion die Wurzel allen Übels ist, mit deren Zurückdrängung bessere Zeiten anbrächen.

    Um nicht allzuweit auszuholen nur noch die Gegenfrage an Peter: Wieso soll jemand, der davon ausgeht, dass Leben ein flüchtiges Epiphänomen der Materie ist und auf alles letztlich das Verglühen in der Termodynamik wartet, seine kurzfristigen Gelüste, wenn sie auf Kosten anderen Lebens und Glückes gehen aus Achtung vor dem Leben anderer zurückstellen? Ist Atheismus ohne Nihilismus, der letztlich alles egal sein lässt, weil ja doch nichts bleibt, überhaupt möglich?

  • SP
    Siegfried Paul Posch

    Da mein Mail-Account als über deutsche

    Veranlassung gesperrt gilt, ist keine

    Antwort per E-Mail möglich!

     

    Ich rief in einer ökumenischen und inter-

    religiösen Versammlung gegen mich zuletzt

    die furchtbarste Entrüstung hervor, weil

    ich nur die Frage in Erinnerung rief:

     

    1.

     

    Wie erklären wir als Christen, daß die

    Schrift sagt, die Sklaverei sei durch

    die Sünde Chams zustandegekommen wo-

    bei aber der Fluch Noachs doch gar nicht

    Afrika traf; während für uns der "Neger

    am Rhein" noch immer als letzte Strafe

    Gottes erscheinen soll?

     

    Übrigens darf man es vielleicht noch we-

    niger sagen:

     

    2.

     

    Wie der "Brief des Paulus an Philemon"

    sehr klar zu verstehen gäbe: eine Abschaf-

    fung der Sklaverei war nie christliche

    Lehre. - Nur muß ja jeder seiner Über-

    zeugung Raum verschaffen, er hätte die

    Last der Geschichte besser getragen als

    Rom.

     

    Siegfried Paul Posch

    Carnerigasse 10/E/2

    A-8010 Graz III. - Geidorf

     

    Tel. 0043 (0)316 67 31 90

    bzw. 0043 (0)664 913 5616

  • A
    Amos

    Ich glaube nicht, dass ein gesunder Schüler einen

    Gott braucht. Genau so wenig glaube ich, dass "ein

    Ackermann" einen Gott braucht. Ein Kranker braucht

    Gott, weil dies sein einziger Trost sein kann. Die

    Kirche braucht einen Gott- "sonst könnte sie zu machen". Ein Einsamer braucht Gott, ein Gefangener braucht Gott. Für den einen ist Jehova für den anderen Allah "der Favorit".

    Das sagt doch schon alles. Das ist Chauvinismus, und der ist hauptsächlich für Religionskriege verantwortlich. Warum werden Eingeborene missioniert? Einfluss bringt Geld. Im Grunde dreht sich alles um Geld und Macht. Auch bei der Kirche. Im Sinne Jesus geht es um Liebe und Brüderlichkeit. Wer Moral hat, trägt auch Gott in

    sich. Das Unrecht wird durch den Menschen begangen, nicht durch Gott. Die Jammernden beten

    zu Gott; die Glücklichen haben ihn vergessen.

    Würde sich Gott in jedes Schicksal einmischen gäbe

    es Stillstand. Es gäbe kein Hell und kein Dunkel.

    Jetzt stellt man die Religion in der Schule zur

    Debatte. Was sagt uns das: Zu viele Religionen

    bringen Unfrieden. Das hatte Moses schon erkannt,

    als er den Monotheismus einführte. Die da oben wollen eben ihre Ruhe.

  • V
    vic

    Religion macht keinen besseren Menschen. Persönlich glaube ich eher an das Gegenteil. Kinder dürfen auf keinen Fall damit behelligt werden, bevor sie selbst das wollen.

    Ünd über Ethik kann man streiten. Schaden würde das Thema sicher nicht.

    Ich bin aus der evangelischen Kirche ausgetreten mit 16, also mit dem Tag als ich das endlich durfte.

    Das ist ca. 35 Jahre her, und ich würde mich als relativ "guten Menschen" bezeichnen. Jedenfalls weitaus offener und friedlicher als einige mir bekannte Gläubige gleich welchen Gottes.

  • F
    Fleur

    Schon bei der Frage nach Gottes Existenz ist es unmöglich einen Konsens zwischen Gläubigen und nicht Gläubigen zu finden, Erstere sind von seiner Existenz unbedingt überzeugt. Religion und Glaube sind untrennbar miteinander verbunden. Zu Glauben bedeutet, von etwas überzeugt zu sein ohne es selbst zu erfahren - es sind aber die eigenen Erfahrungen, die uns am stärksten formen. Umso erstaunlicher ist die Rolle, die Religion in unserer Gesellschaft spielt.

    Um die Welt zu verstehen, müssen wir uns unserer Subjektivität bewusst sein. Die Welt ist nicht so wie wir sie sehen - wir sehen sie wie wir sind. Wir verständigen uns nur durch den Konsens, die Übereinstimmung der eigenen Sicht mit der der Anderen. Dazu gehört die Auffassung von Gut und Böse, von Richtig und Falsch, dazu gehören auch die Religionen. Sie sind Ausdruck eines gemeinsamen Weltverständnis und gleichartigen Wertvorstellungen.

    Wer religiös ist, sollte die Möglichkeit haben, sich in diese Richtung zu entwickeln - freiwillig. Gefährlich wird es immer dann, wenn diese Entwicklung diktiert wird und fanatische oder missionierende Züge annimmt, dann verliert sie ihre Toleranz. Mit Aussagen wie andere wären minderwertig, dumm, entbehrlich oder auf dem falschen Weg, verschafft man sich einen Mehrwert auf Kosten nicht Gläubiger. Atheisten sind nicht besser, Religion braucht es zu einer intoleranten Haltung nicht, lediglich den Glauben an die eigene Überheblichkeit.

    Eine Vermittlung von Werten findet in der Schule statt, wenn nicht im Unterricht, dann eben durch die soziale Dynamik an den Schulen.

    Es gibt gute Gründe für die Schuluniform. Es gibt ebenso gute Gründe für einen Religionsunterricht. Gegenseitiges Verständnis fördern beide Beispiele nicht. Religion ist, anders als es uns der Staat und das Schulsystem vermitteln wollen, reine Privatsache und hat meiner Meinung nach nicht den Rang eines Pflichtfaches.

    Die Aufgabe der Schule ist es, Selbständigkeit und Kompetenzen zu fördern, wissenschaftliche und gleichwertig auch soziale. Wie wäre es statt „Werteerziehung“ mit „Philosophie“? An dem Begriff Ethik ist nichts auszusetzen solange sie im philosophischen Umfeld betrachtet wird und nicht im religiösen. Philosophisch beschäftigt sie sich mit der Moral. Die gibt es auch ohne einen Bezug auf Gott.

    Herrn Misiks Behauptung, Religionsunterricht hätte es zum Ziel aus Schülern Gläubige zu machen ist falsch, plumpe Provokation. Bisher wird niemand dazu gezwungen. Oder doch?

     

    „Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen“ - F. Nietzsche.

  • B
    Björn

    Der Artikel und die Kommentare gehen nach meiner Meinung völlig fehl.

    Ohne Glauben gibt es keinen Grund "gut" oder "böse" zu handeln. Es gibt so etwas wie "sich einfach menschlich verhalten" nicht, ohne das man an etwas glaubt, das man "menschlich" nennt. Es gibt keinen Beweis für die Menschenrechte. Insofern unterscheide ich Gläubige und Zyniker. Ob der Glaube an Werte mit dem Glauben an Gott einhergeht, ist eine zweite Frage. Aber anders als etwas Peter Fragen manche Menschen nach einem Grund für ihr Handeln. Es hat mich immer erstaunt, dass manche (wie Peter) mit dem Denken aufhören, bevor sie den Mangel an Grund bemerkt haben.

     

    Eine ernsthafte Beschäftigung mit Werten, mit Sinn, mit Moral, mit existenziellen Fragen ist anstrengend. Ich halte viel davon, Kinder und Jugendliche zu nötigen, Standpunkte sauber zu durchdenken, sich nicht mit Indifferenz zufrieden zu geben. (Man darf Indifferenz nicht mit Toleranz verwechseln).

     

    Sinnfragen vor dem Hintergrund einer Glaubensgemeinschaft zu erörtern erleichtert es den nötigen Tiefgang zu erreichen. Das Identität und Zugehörigkeit zu religiösen Gemeinschaften vom Autor als Ursache von Intoleranz gebrandmarkt werden ist ziemlich arm. Klingt nach naiver Multkulti-Folklore, wobei damit eher ein Verlust von Kultur damit und auch ein Verlust der Basis von Verständigung zu erwarten ist.

     

    Ich bin auf jeden Fall für konfessionellen Religionsunterricht in der Schule. Natürlich mit der Möglichkeit zur Wahl.

  • P
    Peter

    Was mir noch niemand plausibel erklären konnte - wozu brauchen wir, wozu braucht der Mensch überhaupt das ganze Religions- und Gottesgeschwurbel? Warum kann man nicht "einfach Mensch, einfach menschlich" sein? Was sind das für charakterlich schwache Wesen, die eine eingebildete höhere Instanz brauchen bzw. brauchen zu glauben, um sich moralisch zu verhalten, und für wie schwach und/oder verdorben müssen sie ihre Mitmenschen halten, wenn sie ihnen so eine Instanz als Voraussetzung für moralisches Verhalten aufnötigen wollen?

    Ich bin ein Mensch, und das genügt mir, um zu wissen, daß ich andere Menschen nicht umbringe oder quäle, daß ich nicht stehle, nicht lüge, daß ich mich korrekt verhalte, hilfsbereit und solidarisch mit den Schwachen bin, usw. Das haben mir meine Eltern so beigebracht, ganz ohne einen überirdischen Aufpasser.

    Die Behauptung, der ich schon desöfteren begegnet bin, daß man nämlich ohne Religion keine Moral haben könne, gehört für mich zu den größten Anmaßungen und zugleich Beleidigungen, die verschiedene Gläubige aussprechen können.

    Klar, daß ich für einen wirklich säkularisierten Staat bin. Also - Religionsunterricht gehört in keine staatliche Schule, und um ihre Finanzen soll sich die Kirche bitteschön auch selber kümmern - nicht einmal die SED hat es zu den ach so diktatorischen DDR-Zeiten gewagt, die Mitgliedsbeiträge von ihren Mitgliedern gleich vom Gehalt einzubehalten.

    Einen schönen Tag noch!

  • SN
    Siegfried Nagel

    Bessere Menschen durch Religions- und Werte-Unterricht in der Schule? Denke ich an die 50er Jahre zurück, was habe ich damals gelernt, als so etwas noch versucht wurde?

     

    Willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag ich Dir den Schädel ein, hätten, so der Geschichts- und Religionslehrer damals, die Muselmanen zum Motto gehabt und mit der grünen Fahne des Propheten versucht Europa zu überrennen, seien dann aber Gott sei Dank, in Südfrankreich von den Franken und später vor Wien von gottesfürchtigen polnischen Rittern gestoppt worden. Die schwarzen Negersklaven in Amerika seien dann insofern ein Fortschritt gewesen, weil die Indianer sich so schlecht zu schwerer Arbeit geeignet hätten und lieber gestorben wären. Deshalb habe der Papst auch aus menschlichen Gründen den Christen das gestattet.

     

    Der Lateinlehrer, bis heute unvergessen, KZ-Häftling bei den Nazis, weil Sozialdemokrat, meinte dagegen, 30 Minuten Latein pro Unterrichtsstunde täten es auch. Eine Viertelstunde Geschichte wäre wichtig. Seitdem weiß ich: Auch die Christen haben anderen den Schädel eingeschlagen, Hexen verbrannt, ganze Kulturen des Goldes wegen vernichtet und als erstes in Europa haben die Dänen die Sklaverei abgeschafft, nicht der Vatikan. Wir profitieren noch heute von den Gedanken der alten Griechen und Altertumsvölkerschaften davor. Das Mittelalter, das heute allerorten geistige Urständ feiert, war ein Rückschritt, der Islam erlaubte damals wohl eine fortschrittlichere Lebensweise als bei den Christen, besonders in Spanien. Der Lateinlehrer drückte sich aber auch nicht um die deutsche Geschichte der ersten 50 Jahre des 20. Jahrhunderts herum. Damals durchaus üblich.

     

    Robert Misik hat eigentlich Recht. Er sollte das Thema allerdings weiter vertiefen. Ich habe gelernt: Es kommt auf die Lehrer an, auf ihre Bildung, ihre Unabhängigkeit, ihr Engagement, ihre Liebe zu Kindern und ihren eigenen Standpunkt im Leben. Ort des Geschehens vor über 50 Jahren: Das Heinrich-Hertz-Gymnasium im Hamburg. Damals eine gute Schule, wie ich heute weiß, weil Ihre Lehrer sich auch untereinander geistig kannten, einschätzen konnten und das auch taten. Wer war PG gewesen, wer nicht. Es gab: wenig Fernsehen, kein Internet und auch kein Googeln. Was man im Kopf hat, braucht man auch nicht im Internet zu suchen. Was ein Lehrer nicht im Kopf hat, kann er auch nicht weitergeben. Und Gott findet man weder in der Schule noch im Netz. Und das Netz fängt keinen moralisch auf. Moralisches Verhalten an sich hat mit Religion(en) nichts zu tun, weil jede ihre eigene Moral einfordert und somit der erste Schritt ist zu Intoleranz und Machtstreben. Alle anderen Behauptungen sind Nebelkerzen.

     

    Siegfried Nagel

    Erkrath

  • AG
    Anne Gilles

    Schade wenn frau/man nur die eigene(n) Geschichte/Verirrungen kennen lernen kann und nicht auch die Alternativen, wo frau/man vielleicht 'hin wollen könnte' oder wo andere vielleicht schon sind.

    Schule mit Zeigefinger oder toleranter Diskurs mit Rollenmodellen, was wollen wir den Kindern zumuten?

  • TK
    Timo Kebel

    Normalerweise würde ich einige sehr bissige Dinge schreiben, wenn es um ein anderes Thema ginge, in diesem Fall stimme ich dem Schreiber des Artikels zu.

     

    Soweit es mich betrifft, habe ich alles über Moral, Werte und sonstige Dinge im Leben, eh nicht aus der Bibel oder dem Religionsuntericht gelernt. Star Trek war Lehrmeister für das Verstehen und auslegen von Ethik in all ihrer Form.

     

    Ich lasse mich lieber von einer Fiktion belehren deren Werte wahr sind, als von einer anderen Geschichte, die fiktional ist und wahr sein will, aber deren Werte durch und durch widersprüchlich sind.

    Der zornige und barmherzige Gott? Unfehlbarkeit? Sowas als Beispiel für ein richtiges Zusammenleben und als Grundgerüst für Werte? Wohl kaum, da es weder glaubwürdig, vorstellbar noch beweisbar ist.

    Bei Trek weiß ich wo drann ich bin, bei der Bibel nicht. Wir alle sind der Sinn unserer Existenz selbst und suchen und wandern in unseren eigenen Universen.

     

    Um auf den eigentlichen Kern des Artikels zurück zu kommen. Ich bin für die generelle Abschaffung des Religionsunterichts in ganz Deutschland und plädiere dafür für die Einführung eines generellen Ethik Pflichtprogramms mit mulitlateraler Ausrichtung und dem streben nach neuen Wurzeln und einem besseren Zusammenleben, dass uns von dem mittelalterlichen Hexenjagdtursprüngen endlich trennt. Es mag sich idealistisch anhören, aber auf Ebene der Vereinten Nationen ist dies schon Lange realität, es wird Zeit, dass dies nach unten hin durchgelebt und nicht olympisiert bleibt.

  • MS
    Michael Schaich

    Meine Frau ist Pfarrerin und arbeitet die letzten Jahre als Lehrerin für evangelische Religion. Von Ihr weiß ich: Ziel ihres Religionsunterrichts ist nicht, wie am Ende Ihres Artikels geschrieben, aus Schülern Gläubige zu machen. In einem Land mit über tausendjähriger christlicher Prägung sollte ein Schüler aber diese Religion und Kultur kennen, sonst kann er sich nicht wirklich entscheiden - dafür oder dagegen. Seine Herkunft sollte man kennen, auch wenn man dann wo anders hin will.