Diskussionen auf der Genoversammlung : Mehr Nachwuchs, weniger Rechtsruck!
Es gab zwei großen Themen am Nachmittag: Die Krise der Demokratie – und kann die Jugend auch politisch und links? Aber dann war da auch noch ein: Pimmel.
taz Genossenschaft | Es war zuallererst die sogenannte Seitenwende der taz, die den Festsaal Kreuzberg bei der Geno-Versammlung füllte und die teils emotionalen Gespräche auf der blumenbeschmückten Bühne dominierte. Doch es gab auch weitere Themen. Vor allem zwei Dinge treiben die Geno um: mehr Vernetzung und mehr „Frische“.
Die Leiterin der taz Genossenschaft, Lana Wittig präsentierte verschiedene Projekte für die Verjüngung der Community, aber auch Orte, die sie mit ihrem Team zum Gedenken an verstorbene tazler schafft.
Die Genoss*innen im Saal schmunzeln, als Geschäftsführer Andreas Marggraf im Gespräch über das alte taz-Haus in der Rudi-Dutschke-Straße erwähnt, er sei froh, dass sich das „betahaus“ auch nach der Sanierung dort wieder einmieten will. „Da sitzen viele Start-ups und junge Leute. Das, was man sich von den Genoss*innen wünscht.“ Die sicheren Mieteinnahmen, 1 Million Euro pro Jahr, spielten eine wichtige Rolle bei der Finanzierung des unabhängigen Journalismus der taz.
Der Pimmel über Berlin
Aber: „Das Haus ist auch ein Teil der taz-Geschichte.“ Eine Sanierung war unausweichlich. Der Meinung ist auch der zuständige Architekt Georg Bosch. Gestützt durch Beweisfotos, führt er die verschiedensten Makel des Gebäudes aus, gibt Updates zur Sanierung und einen Ausblick.
Im Frühjahr wird etwa der fünfstöckige „Pimmel über Berlin“ neu lackiert. Die Genoss*innen wissen ihr altes taz-Haus bei Architekt Bosch in guten Händen: „Euer Architekt ist ja der Hit“, heißt es aus dem Chat.
In den zwei politischen Podien geht es derweil um große Themen. Zunächst sind es Chefredakteurin Ulrike Winkelmann, Stellvertreterin Katrin Gottschalk, Politologin Paula Diehl und Historiker und Leiter der Gedenkstätte Buchenwald Jens-Christian Wagner, die moderiert von Ebru Taşdemir über Rechtspopulismus, Fake News, Rechtsruck und die Rolle der Medien diskutieren.
Die Normalisierung von rechtspopulistischen Narrativen sei eine große Gefahr, sehen Diehl und Wagner. „Die Stimmung ist schlecht, aber nicht hoffnungslos“, betont Letzterer. Winkelmann und Gottschalk wissen um die Verantwortung linker Medien aufzuklären. Doch „wir müssen nicht jeden Dreck aus dem Internet aufnehmen und uns damit beschäftigen. Unsere Leser*innen sind intelligent“, meint Winkelmann.
Den Osten nicht nur alle fünf Jahre bemerken
Dass der Osten und sein Problem mit Rechtsextremismus nicht nur alle fünf Jahre zu den Landtagswahlen bemerkt wird, das wünschen sich vor allem die Aktivist*innen Dennis Chiponda und Theresa Ertel, beide Autor*innen der taz-Sonderbeilage Ost-Jugend.
Sie diskutieren mit Katerfrühstück-Podcasterin Ann-Toma Toader zum Thema „Die Jugend kann auch politisch und links“, wobei die Frage offen bleibt, was mit links genau gemeint ist. Die Moderation übernimmt Gemma Terés Arilla, die ihre Premiere als neue taz-Panter-Stiftungsleiterin auf der Bühne hat.
Am Ende bleibt vor allem eines hängen: Es gibt nicht nur die eine Jugend, die auf dem Land rückt stark nach rechts, und dafür ist auch die Präsenz der Rechten auf Tiktok verantwortlich – aber nicht ausschließlich.
Nach so viel hartem Tobak lassen die taz Genoss*innen den Abend entspannt ausklingen. Der Wein fließt, und Agnamana-Duo, unterstützt durch einen auffallend jungen und sehr tallentierten Schlagzeuger, spielt live entspannten Hintergrundjazz. Für die Tanzwütigen gibt es dann noch die besten Hits aus den 80ern bis heute mit DJ Silke Super. Super! 🐾