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Diskriminierung von Migranten"Grundlos von der Polizei kontrolliert"

Er ist Beamter und Deutscher. Aber viele sehen nur seine Hautfarbe. Ravi Rohatgi* über das Misstrauen seiner Kollegen und wie die Polizei Migranten im Alltag ohne Begründung schikaniert.

Verwaltungsbeamter Ravi Rohatgi: "Ich bin immer der Vorzeigemigrant." Bild: dpa
Interview von Monika Schmidtke

taz: Herr Rohatgi, fühlen Sie sich wohl in Deutschland?

Ravi Rohatgi: Ich bin in Deutschland geboren. Aber trotzdem will sich das Gefühl nicht einstellen, ein Teil dieser Gesellschaft zu sein.

Können Sie den Frust vieler Migranten verstehen?

Ich konnte studieren und bin mittlerweile Beamter - ich profitiere also von dem, was mir die Gesellschaft hier ermöglicht hat. Aber ich kann Leute verstehen, die Desinteresse zeigen und resignieren. Egal was man für Leistungen und Beiträge erbringt, man sieht vordergründig zunächst immer den Ausländer oder Migranten.

Ravi Rohatgi*

Ein eindrucksvolles Beispiel für den Stand der Integration in Deutschland ist Ravi Rohatgi. Er ist in Berlin geboren. Seine Eltern stammen aus Südasien.

Er ist Ende 20, hat Verwaltungswissenschaften studiert und arbeitet in der Bundesverwaltung als Beamter.

* Seinen echten Namen behält er lieber für sich.

Sie arbeiten in der Bundesverwaltung und tragen meist Anzug. Bewahrt Sie das vor unangenehmen Polizeikontrollen?

Ich bin in den letzten Jahren sechsmal von der deutschen Polizei aufgefordert worden, meinen Personalausweis vorzuzeigen. Meine gleichaltrigen Freunde ohne Migrationshintergrund noch nie. Ich habe braune Haut - sie nicht. Ich verlangte eine Begründung, warum sie ausgerechnet mich überprüfen wollten. Die erfolgte nicht.

Ein Heidelberger Mathematiker aus Kamerun landete kürzlich nach einer Polizeikontrolle in der Klinik. Können Sie seine Wut verstehen?

Da spürt man schon eine gewisse Ohnmacht gegenüber dem Staat. Ich bin selbst ein ganz ruhiger Typ. Ich habe eine schriftliche Anfrage an die Bundespolizeidirektion geschickt, warum gerade ich kontrolliert wurde.

Was war die Reaktion?

In der Stellungnahme steht lapidar: "Eine, wie durch Sie angenommen, zielgerichtete Kontrolle aufgrund Ihrer Herkunft und Ihres Aussehens erkenne ich nicht."

Sie sind in einer relativ privilegierten Stellung: Sie haben studiert und arbeiten in der Bundesverwaltung. Sind Sie da als einer der wenigen Dunkelhäutigen integriert?

Nicht wirklich. Wenn ich eine Beurteilung bekomme und darin steht: "Der mündliche und schriftliche Sprachausdruck ist überdurchschnittlich gut", dann frage ich mich schon, ob das auch bei hellhäutigen Kollegen steht. Als ich angefangen habe, haben sich Kollegen hinter meinem Rücken nach mir erkundigt. So nach dem Motto, bei ihnen arbeitet doch der Mitarbeiter, der recht ungewöhnlich aussieht.

Wie gehen Ihre Kollegen mit Ihnen mittlerweile um?

Ich bin immer der Vorzeigemigrant. Nur neue Kollegen sind noch irritiert: Sie wollen erfahren, welcher "ethnischen Herkunft" ich angehöre. Die folgende Gesprächssituation ist ein Paradebeispiel: "Wo kommst du her?" Aus Deutschland. "Ich meine, wo bist du geboren?" In Deutschland! "Nein, ich meine doch, wo kommen deine Eltern her oder welche kulturellen und ethnischen Wurzeln hast du?"

Was muss sich verbessern?

Die staatlichen Organe - ich arbeite ja dort - haben noch keine Neutralität gegenüber allen hier lebenden Menschen gefunden. Dazu gehört auch, dass die Polizei nicht mehr nur ausländisch Aussehende in der U-Bahn herauszieht.

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23 Kommentare

 / 
  • SM
    S. M.

    Es gibt Polizisten, die es offen aussprechen, dass ein gewisser Rasismus innerhalb der Polizei zum Alltag gehört.

    Es gibt ein Buch von einem Polizisten türkischer Herkunft, der über seine Erlebnisse mit seinen rasistischen Kollegen schreibt. Es heißt "Der Bibuka" (zu finden unter bibuka.de).

    Unsere Gesellschaft hat es eben noch nicht geschaft den Polizeiberuf nur für echte Demokraten zugänglich zu machen. Leider fehlt bei der Einstellungspolitik eine echte Kontrolle, die effektiv Nazis und rechtsradikale aus einer solch wichtigen Behörde hält.

  • B
    blocka

    es gibt immernoch viele, die einfach nicht einsehen oder begreifen wollen, dass es in diesem Land ein hohes Maß an latentem Rassismus und Diskriminierung gegenüber Menschen anderer Hautfarbe gibt.

    Meiner Meinung nach gibt es KEINE INTEGRATION!!

    ein Mensch anderer Hautfarbe muß sich immer rechtfertigen. Damit meine ich nicht die Frage nach Herkunft oder kultureller Wurzel, die mich selbst nicht stört.

    Es ist viel mehr das Mißtrauen und die falschen Verdächtigungen denen man täglich ausgesetzt ist.

    Man kann nur dann vollwertiges Mitglied einer Gesellschaft sein, wenn man auch als solcher akzeptiert wird. Selbstverständlich muß man sich selbst einbringen und seinen Beitrag leisten (Sprache, Anerkennung und Achtung der Gesetze etc).

    Aber trotzdem, ob mit oder ohne deutschem Pass, wird dir in regelmäßigen Abständen das Gefühl vermittelt, dass du hier nicht zu hause bist.

  • A
    attivista

    18. Juli in Berlin: Erste Demo "Schwarzer UND Deutscher" gegen Rassismus in Berlin

     

    ...es wird leider noch sehr lange dauern, bis sich akzeptanz durchsetzt.

    Viele Politikschüren das auch noch.

    Mehr dazu: http://antifa.sfa.over-blog.com/article-31311387.html

  • P
    Patricia

    Herr Rohatgi spricht ein sehr wichtiges Thema an. Ich bin Afro-Amerikanerin, habe einige Jahre in Deutschland gelebt, und habe selbst miterlebt, wie dunkelhaeutige Menschen ohne angekuendigten Grund kontrolliert werden. Das ist mir sogar direkt nach der WM passiert. Nachdem die Welt "zu Gast bei Freunden" war, wurde die Atmosphaere ganz schnell kaelter. Zwei Beamten sahen mich von zwei Bahnsteigen entfernt und kamen zu mir rueber. Ich stand in einer Menschenmenge von ungefaehr 20 Leute und sie haben ausgerechnet mich, die einzige dunkelhaeutige, nach meinem Pass gefragt. Man muss sich mal vorstellen wie erniedrigend das ist. Ich habe nach einem Grund gefragt und habe behauptet, es sei Diskriminierung. Sie haben meine Behauptung mit einem Lachen abgetan und das fuer Unsinn erklaert. Erst nachdem sie meinen amerikanischen Pass gesehen haben, wurden sie viel freundlicher mir gegenueber. Auf einmal kam die behruehmte Klischeefrage, "Woher koennen Sie so gut Deutsch?!?" Es ist aeusserst wichtig fuer die Menschenwuerde, der Racial Profiling in Deutschland sowie in Amerika entegegenzutreten.

  • DK
    Dr K

    Das Wichtige ist doch, dass solche Kontrollen höflich und zügig vonstatten gehen, sodass jemand, der keine Unregelmäßigkeiten aufweist, davon auch nicht eingeschüchtert wird.

    Wenn es den Herrn beruhigen kann, ich bin in den letzten Jahren auch mindestens zehnmal nach meinem Ausweis gefragt worden, obwohl ich groß, blond und blauäugig bin. Andere Menschen, zum Beispiel habe ich Freunde mit Rastalocken, müssen sich wöchentlich durchsuchen lassen! Sechsmal in ein paar Jahren ist doch ein Witz!

     

    Und ganz ohne vorgeschobene Filter politischer Zensur: Es ist ja auch statistisch wahrscheinlicher, Drogen bei einer Person mit Rastalocken zu finden (zumindest in Deutschland) oder eine abgelaufene Aufenthaltserlaubnis bei einem "ausländisch" aussehenden Menschen.

     

    Wenn wir nicht die totale Kameraüberwachung wollen, muss doch die Polizei stichprobenartig kontrollieren. Und die Kriterien, nach denen die Probe ausgesucht wird, basieren auf Erfahrung. Wenn ein Polizist dann wirklich sein Amt missbraucht, muss er verknackt werden, logisch.

    Aber ansonsten kann ich nicht feststellen, dass wir in einem Polizeistaat leben. Herr Rohatgi sollte sich mal vorstellen, wie sein Leben in anderen Ländern mit größerer Polizeipräsenz und -willkür aussähe. War er schonmal in Italien? Da wäre er schutzlos wirklich krassem Rassismus ausgesetzt. Da würde er aber ganz schnell wieder heim wollen, wo er alle vier Monate mal nach dem Ausweis gefragt wird.

    Nach der Darstellung im Artikel kann ich ohne Gewissensbisse feststellen: Die Probleme des Herrn sind alle im Dialog lösbar. Da ist jemand weniger Opfer als er sich fühlt. Schon mal drüber nachgedacht, was SIE selbst für die Verbesserung Ihrer Situation tun können, Herr R.? Ich muss mich selbst auch darum kümmern, dass ich respektiert werde. Das gehört nunmal dazu. Sie sind mir suspekt.

  • JG
    Juan Guerrín

    Ich bin Akademiker, in Deutschland geboren und aufgewachsen und könnte auch Deutscher sein nach meinem Aussehen. Bei Polizeikontrollen reicht aber schon mein Name, um mir rassistische Sprüche von Polizisten anhören zu müssen. Immer wenn ich von einem Auslandsflug zurückkomme - selbst EU-Flüge - und mein Pass wird kontrolliert, folgt darauf immer eine Durchsuchung des Gepäcks, was ich bei deutschen Passinhabern noch nie beobachten konnte.

    Ist Deutschland rassistisch? Ja, zutiefst, und durch und durch. Und vor allem die Polizei, die ist meiner Erfahrung nach zum größten Teil rassistisch und rechtsradikal eingestellt. Ich kann nicht nur die Wut des "Mathematikers" verstehen, sondern auch die Wut jener, die am 1. Mai, oder wann immer sich die Gelegenheit bietet, die Polizei angreifen. Angesichts der täglichen Ohnmacht gegenüber des Rassismus und der Willkür von Polizisten und Behörden, wird jede Möglichkeit, um zurückzuschlagen genutzt. Das ist das Mindeste, um Mensch zu bleiben.

  • U
    urmel

    in der bildunterschrift wird der name des mannes genannt, auf dem bild sind hände mit schmuck und lackierten fingernägeln abgebildet. das erweckt für mich den eindruck, das es sich bei dem photomotiv nicht um die hände des protagonisten handelt, sondern um die hände einer weiblichen schwarzen person. kann mich die redaktion hier mal aufklären? genügt die tatsache, dass es sich bei beiden um nicht weisse deutsche handelt, um bild und unterschrift in einen beliebigen zusammenhang zu setzten? das bild besitzt zugegebenermaßen eine gewisse aussagekraft, dennoch irritiert mich diese ungenauigkeit.

  • D
    dominik

    Ich selbst sehe weit aus "deutscher" aus (helle Haut) aber wohl ebenfalls nicht "deutsch" genug. Anfangs hab ich mich noch häufig geärgert, ab und zu auch amüsiert (wenn die Polizei ein Ricola-Bonbon für Hasch hält). Inzwischen klappt es manchmal die Beamten mit ihrer selektiven Vorgehensweise zu konfrontieren z.B. gleich mit Perso dastehen und erklären, dass es eh klar war, dass man kontrolliert wird und nicht der Herr im Anzug da drüben...

     

    Aber eine Frage: was ist denn daran so schlimm nach seiner ethnischen Herkunft gefragt zu werden? Mich stört das nicht. Man muss das ja nicht gleich als Diskriminierung und potenzielle Ausgrenzung sehen. Das ist oft einfach nur Interesse oder ein naheliegendes Gesprächsthema.

  • M
    Migrant

    Die Polizeigewalt gegen über Minderheiten ist ein deutsches Tabu.

    Viele Migranten wachsen mit erniedrigungen durch Deutsche auf, viele werden wie Dreck behandelt, die wenigen Alibi-Migranten werden gut behandelt, die Masse der Migranten nicht, ich kann als Migrant sehr gut verstehen dass die Deutschen in der Welt so unbeliebt sind.

  • IN
    Ihr Name Joachim Haberkamp

    Lieber Herr Rohatgi ,

    Ihre Bemerkung, dass Sie eine gewisse Ohnmacht gegenüber dem Staat" empfinden, beweist Ihre noch ergänzungsbedürftige Integration in Deutschland, denn dieses Gefühl gehört zur Grundausstattung jedes echten Deutschen. Tragen Sie es mit Gelassenheit.

    Alles Gute.

    J. Haberkamp

  • U
    Ulli

    Es gibt viele Deutsche mit dunklerer Hautfarbe, die wie Rohatgi unter genau diesem Problem leiden. Wenn ich mich in diese Situation hineinfühle, empfinde ich, daß hier vielen Menschen großes Unrecht getan wird. Allerdings wenn ich Polizist wäre und die Aufgabe hätte die Bevölkerung zu schützen würde ich auch Muslime und Schwarzafrikaner bevorzugt überprüfen. Ich persönlich habe mein ganzes Leben versucht allen Menschen "the benefit of the doubt" zu geben. Aber ich kann es in Anbetracht der Realität nicht mehr.

  • M
    Mohamed

    Ich bin seit 6 jahren in Deutschland habe in Frankfurt gewohnt und studiert und nie kontrolliert geworden , und seit 2 monaten bin nach Erlnagen in Bayern umgezogen , Ich werde immer im zug konrtrolliert manchmal 2 mal am tag. die polizei kommt direkt zu mir " Ausweis " manchmal sobald ich die einsteigend sehe bereite ich mein Pass vor . manchmal fragt man sich : hey warum nur ich und nicht andere ? aber die Antwort ist ganz simple : ich bin ein schwarzhaariger Ausländer in Bayern. ich weiss dass die polizei um die sicherheit der bürger kümmert aber 7 mal kontrolliert zu werden in 2 Monate und nur ich, nicht alle andere ! das ist übertrieben. was mich stört ist ,dass danach alle mitfahrer mich seitlich angucken. weil 2 mal in 1 Stunde kontroliert zu werden ist nicht normal.

  • SM
    S. M.

    Es gibt Polizisten, die es offen aussprechen, dass ein gewisser Rasismus innerhalb der Polizei zum Alltag gehört.

    Es gibt ein Buch von einem Polizisten türkischer Herkunft, der über seine Erlebnisse mit seinen rasistischen Kollegen schreibt. Es heißt "Der Bibuka" (zu finden unter bibuka.de).

    Unsere Gesellschaft hat es eben noch nicht geschaft den Polizeiberuf nur für echte Demokraten zugänglich zu machen. Leider fehlt bei der Einstellungspolitik eine echte Kontrolle, die effektiv Nazis und rechtsradikale aus einer solch wichtigen Behörde hält.

  • B
    blocka

    es gibt immernoch viele, die einfach nicht einsehen oder begreifen wollen, dass es in diesem Land ein hohes Maß an latentem Rassismus und Diskriminierung gegenüber Menschen anderer Hautfarbe gibt.

    Meiner Meinung nach gibt es KEINE INTEGRATION!!

    ein Mensch anderer Hautfarbe muß sich immer rechtfertigen. Damit meine ich nicht die Frage nach Herkunft oder kultureller Wurzel, die mich selbst nicht stört.

    Es ist viel mehr das Mißtrauen und die falschen Verdächtigungen denen man täglich ausgesetzt ist.

    Man kann nur dann vollwertiges Mitglied einer Gesellschaft sein, wenn man auch als solcher akzeptiert wird. Selbstverständlich muß man sich selbst einbringen und seinen Beitrag leisten (Sprache, Anerkennung und Achtung der Gesetze etc).

    Aber trotzdem, ob mit oder ohne deutschem Pass, wird dir in regelmäßigen Abständen das Gefühl vermittelt, dass du hier nicht zu hause bist.

  • A
    attivista

    18. Juli in Berlin: Erste Demo "Schwarzer UND Deutscher" gegen Rassismus in Berlin

     

    ...es wird leider noch sehr lange dauern, bis sich akzeptanz durchsetzt.

    Viele Politikschüren das auch noch.

    Mehr dazu: http://antifa.sfa.over-blog.com/article-31311387.html

  • P
    Patricia

    Herr Rohatgi spricht ein sehr wichtiges Thema an. Ich bin Afro-Amerikanerin, habe einige Jahre in Deutschland gelebt, und habe selbst miterlebt, wie dunkelhaeutige Menschen ohne angekuendigten Grund kontrolliert werden. Das ist mir sogar direkt nach der WM passiert. Nachdem die Welt "zu Gast bei Freunden" war, wurde die Atmosphaere ganz schnell kaelter. Zwei Beamten sahen mich von zwei Bahnsteigen entfernt und kamen zu mir rueber. Ich stand in einer Menschenmenge von ungefaehr 20 Leute und sie haben ausgerechnet mich, die einzige dunkelhaeutige, nach meinem Pass gefragt. Man muss sich mal vorstellen wie erniedrigend das ist. Ich habe nach einem Grund gefragt und habe behauptet, es sei Diskriminierung. Sie haben meine Behauptung mit einem Lachen abgetan und das fuer Unsinn erklaert. Erst nachdem sie meinen amerikanischen Pass gesehen haben, wurden sie viel freundlicher mir gegenueber. Auf einmal kam die behruehmte Klischeefrage, "Woher koennen Sie so gut Deutsch?!?" Es ist aeusserst wichtig fuer die Menschenwuerde, der Racial Profiling in Deutschland sowie in Amerika entegegenzutreten.

  • DK
    Dr K

    Das Wichtige ist doch, dass solche Kontrollen höflich und zügig vonstatten gehen, sodass jemand, der keine Unregelmäßigkeiten aufweist, davon auch nicht eingeschüchtert wird.

    Wenn es den Herrn beruhigen kann, ich bin in den letzten Jahren auch mindestens zehnmal nach meinem Ausweis gefragt worden, obwohl ich groß, blond und blauäugig bin. Andere Menschen, zum Beispiel habe ich Freunde mit Rastalocken, müssen sich wöchentlich durchsuchen lassen! Sechsmal in ein paar Jahren ist doch ein Witz!

     

    Und ganz ohne vorgeschobene Filter politischer Zensur: Es ist ja auch statistisch wahrscheinlicher, Drogen bei einer Person mit Rastalocken zu finden (zumindest in Deutschland) oder eine abgelaufene Aufenthaltserlaubnis bei einem "ausländisch" aussehenden Menschen.

     

    Wenn wir nicht die totale Kameraüberwachung wollen, muss doch die Polizei stichprobenartig kontrollieren. Und die Kriterien, nach denen die Probe ausgesucht wird, basieren auf Erfahrung. Wenn ein Polizist dann wirklich sein Amt missbraucht, muss er verknackt werden, logisch.

    Aber ansonsten kann ich nicht feststellen, dass wir in einem Polizeistaat leben. Herr Rohatgi sollte sich mal vorstellen, wie sein Leben in anderen Ländern mit größerer Polizeipräsenz und -willkür aussähe. War er schonmal in Italien? Da wäre er schutzlos wirklich krassem Rassismus ausgesetzt. Da würde er aber ganz schnell wieder heim wollen, wo er alle vier Monate mal nach dem Ausweis gefragt wird.

    Nach der Darstellung im Artikel kann ich ohne Gewissensbisse feststellen: Die Probleme des Herrn sind alle im Dialog lösbar. Da ist jemand weniger Opfer als er sich fühlt. Schon mal drüber nachgedacht, was SIE selbst für die Verbesserung Ihrer Situation tun können, Herr R.? Ich muss mich selbst auch darum kümmern, dass ich respektiert werde. Das gehört nunmal dazu. Sie sind mir suspekt.

  • JG
    Juan Guerrín

    Ich bin Akademiker, in Deutschland geboren und aufgewachsen und könnte auch Deutscher sein nach meinem Aussehen. Bei Polizeikontrollen reicht aber schon mein Name, um mir rassistische Sprüche von Polizisten anhören zu müssen. Immer wenn ich von einem Auslandsflug zurückkomme - selbst EU-Flüge - und mein Pass wird kontrolliert, folgt darauf immer eine Durchsuchung des Gepäcks, was ich bei deutschen Passinhabern noch nie beobachten konnte.

    Ist Deutschland rassistisch? Ja, zutiefst, und durch und durch. Und vor allem die Polizei, die ist meiner Erfahrung nach zum größten Teil rassistisch und rechtsradikal eingestellt. Ich kann nicht nur die Wut des "Mathematikers" verstehen, sondern auch die Wut jener, die am 1. Mai, oder wann immer sich die Gelegenheit bietet, die Polizei angreifen. Angesichts der täglichen Ohnmacht gegenüber des Rassismus und der Willkür von Polizisten und Behörden, wird jede Möglichkeit, um zurückzuschlagen genutzt. Das ist das Mindeste, um Mensch zu bleiben.

  • U
    urmel

    in der bildunterschrift wird der name des mannes genannt, auf dem bild sind hände mit schmuck und lackierten fingernägeln abgebildet. das erweckt für mich den eindruck, das es sich bei dem photomotiv nicht um die hände des protagonisten handelt, sondern um die hände einer weiblichen schwarzen person. kann mich die redaktion hier mal aufklären? genügt die tatsache, dass es sich bei beiden um nicht weisse deutsche handelt, um bild und unterschrift in einen beliebigen zusammenhang zu setzten? das bild besitzt zugegebenermaßen eine gewisse aussagekraft, dennoch irritiert mich diese ungenauigkeit.

  • D
    dominik

    Ich selbst sehe weit aus "deutscher" aus (helle Haut) aber wohl ebenfalls nicht "deutsch" genug. Anfangs hab ich mich noch häufig geärgert, ab und zu auch amüsiert (wenn die Polizei ein Ricola-Bonbon für Hasch hält). Inzwischen klappt es manchmal die Beamten mit ihrer selektiven Vorgehensweise zu konfrontieren z.B. gleich mit Perso dastehen und erklären, dass es eh klar war, dass man kontrolliert wird und nicht der Herr im Anzug da drüben...

     

    Aber eine Frage: was ist denn daran so schlimm nach seiner ethnischen Herkunft gefragt zu werden? Mich stört das nicht. Man muss das ja nicht gleich als Diskriminierung und potenzielle Ausgrenzung sehen. Das ist oft einfach nur Interesse oder ein naheliegendes Gesprächsthema.

  • M
    Migrant

    Die Polizeigewalt gegen über Minderheiten ist ein deutsches Tabu.

    Viele Migranten wachsen mit erniedrigungen durch Deutsche auf, viele werden wie Dreck behandelt, die wenigen Alibi-Migranten werden gut behandelt, die Masse der Migranten nicht, ich kann als Migrant sehr gut verstehen dass die Deutschen in der Welt so unbeliebt sind.

  • IN
    Ihr Name Joachim Haberkamp

    Lieber Herr Rohatgi ,

    Ihre Bemerkung, dass Sie eine gewisse Ohnmacht gegenüber dem Staat" empfinden, beweist Ihre noch ergänzungsbedürftige Integration in Deutschland, denn dieses Gefühl gehört zur Grundausstattung jedes echten Deutschen. Tragen Sie es mit Gelassenheit.

    Alles Gute.

    J. Haberkamp

  • U
    Ulli

    Es gibt viele Deutsche mit dunklerer Hautfarbe, die wie Rohatgi unter genau diesem Problem leiden. Wenn ich mich in diese Situation hineinfühle, empfinde ich, daß hier vielen Menschen großes Unrecht getan wird. Allerdings wenn ich Polizist wäre und die Aufgabe hätte die Bevölkerung zu schützen würde ich auch Muslime und Schwarzafrikaner bevorzugt überprüfen. Ich persönlich habe mein ganzes Leben versucht allen Menschen "the benefit of the doubt" zu geben. Aber ich kann es in Anbetracht der Realität nicht mehr.