piwik no script img

Direkte DemokratieVolksbegehren ohne Geld

SPD lehnt Kostenerstattung für Volksbegehren ab. Die Linke ist enttäuscht, die Opposition schäumt.

Initiatoren von Volksbegehren müssen ihre Kampagnen weiterhin allein finanzieren. Eine Kostenerstattung durch das Land hat die SPD-Fraktion mit knapper Mehrheit abgelehnt. Damit kann auch die Linkspartei die geplante Gesetzesnovelle nicht mehr unterstützen, ohne den Koalitionsfrieden zu gefährden. Bei der Opposition stieß das Nein der SPD auf scharfe Kritik.

Die finanzielle Unterstützung sollte mit dem noch ausstehenden Ausführungsgesetz zu Volksbegehren geregelt werden. Vorgesehen war, dass bei Erreichen von mindestens der Hälfte der notwendigen Stimmen pro Unterschrift bei Volksbegehren 15 und bei Volksinitativen 7,5 Cent erstattet werden. Das Ausführungsgesetz soll zudem die Unterschriftensammlung erleichtern. Darauf hatte sich eine fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe geeinigt - unter Beteiligung der SPD.

Allerdings hatten die Sozialdemokraten Vorbehalte angemeldet. "Wenn die Kostenerstattung die politische Kultur fördern soll, dürfen nicht nur die Befürworter eines Volksbegehrens unterstützt werden", argumentiert der SPD-Rechtsexperte Fritz Felgentreu. Auch die Gegner einer politischen Initiative müssten Geld bekommen. Dafür gebe es aber keine vernünftige Möglichkeit.

Der CDU-Rechtsexperte Andreas Grams nannte die Entscheidung befremdlich. Er forderte die SPD zum Einlenken auf. Der Grünen-Abgeordnete Benedikt Lux warf der SPD politische Kurzsichtigkeit vor. Sie erweise der direkten Demokratie einen Bärendienst und ignoriere alle Expertenmeinungen.

Auch Klaus Lederer, Landesvorsitzender der Linkspartei, bedauert den Beschluss seines Koalitionspartners. Er sieht erneuten Gesprächsbedarf mit der SPD. Die Kritik der Opposition jedoch sei übertrieben. "Schließlich hätten wird das Gesetz schon in der letzten Legislaturperiode haben können, wenn sich damals die CDU nicht gesperrt hätte", so Lederer. Wichtig sei nun, dass die restlichen 95 Prozent des Gesetzentwurfes, über die Einigkeit herrsche, nicht gefährdet würden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!