Dioxin unterm Spielplatz

■ Sanierung der Kielselrotflächen auf Spiel- und Sportplätzen geht langsam voran

Vor zwei Jahren deckte die Bremer Umweltbehörde den Kieselrotskandal auf. Auf den besonderen Belägen der Spiel- und Sportplätze — aus einer Mischung von Sand und Kieselrotschlacke — war Dioxin in sehr hoher Konzentration gemessen worden. Seit letztem Jahr ist man dabei, das Kieselrot in den Griff zu kriegen. Von einer Fläche verseuchten Bodens im Umfang von 75.000 qm waren im letzten Winter noch etwa 23.000 qm übrig. Inzwischen verbleiben nur noch 14.000 qm Boden, die noch nicht „abgearbeitet“ (so die Umweltbehörde) oder in allernächster Planung gerückt sind.

Das bedeutet jedoch nicht, daß das Kieselrot entfernt ist. Nur bei zwei Spielplätzen ist bisher eine vollständige Entsorgung durchgeführt worden: bei den Kinderspielplätzen Halberstädter Str. in Findorff und in der Fiegenstraße in Walle. Der Boden wurde von eine Art Staubsauger abgesaugt und in Behälter gefüllt. Diese lagern nun in einem ehemaligen Bergwerk in Hessen, so Kai Stepper-Kühn von der Umweltbehörde.

Während der Herbstferien rückt man dem Kielserot auch in Oldenburg auf dem Leib und macht sich gleich an die Flächen von vier Grundschulen und einer Berufsschule ran. Die etwa 1.600 Kubikmeter werden in einem genehmigten Zwischenlager am Friedhof Bümmerstede gebracht. Zur Sicherung wird das Material rundum in starke Kunststoffdichtungsbahnen eingelegt, mit Boden abgedeckt, eingegrünt und eingezäunt. Die Entsorgung kostet insgesamt 480.000 Mark, und das Wiederherrichten der Anlagen etwa 390.000 Mark.

Im April 1992 hatte der Bremer Senat eine Million Sanierungskosten bereitgestellt. Bei einer geschätzten Gesamtmenge von etwa 5.000 Tonnen Kieselrotverseuchtem Boden in Bremen wird das freilich nicht ausreichen. Inzwischen sind alle Plätze gesichert. Einige tragen das Siegel „Langzeitsicherung“ und sind für zehn Jahre wieder benutzbar. „Das heißt aber trotzdem, daß das Zeug da noch liegt“, sagt Bernhard Leferink von der Umweltbehörde.

Zwei der Bremer Flächen sind gänzlich umgestaltet worden. In einem Fall hat man aus dem verseuchten Kinderspielplatz einen sogenannten „Stadtplatz“ gestaltet, und ein anderer kurzerhand zur Rollschubahn. Doch noch immer sind vier Spielplätze völlig gesperrt. Ebenso sind fünf Sportanlagen nicht nutzbar: Arberger Heerstr., Kattenturmer Heerstr., Teil der Sportanlage Auf dem Kamp, ebenso ein Teil der Anlage Hoheweg und ein Teil der Anlage Hastedter Osterdeich. Der Sportsenator stellt zur Zeit eine Prioritätenliste auf, nach der weitersaniert werden soll. Auch die fünf Sportplätze werden zunächst nur überbaut. „Die endgültige Entsorgung kann Dank der Überbauung erstmal gestreckt werden“, meint Leferink. Bei der jetzigen Haushaltslage sähe das ohnehin nicht so rosig aus.

Vivianne Agena