Dinge des Jahres 2018: Gepfeffertes Getränk mit Fischfilet
Eine Band mit einem Stück flüssiger Identität – Pfeffi und Feine Sahne Fischfilet gehören zusammen wie Antifaschistische und Aktion.
Das Beste an Pfeffi ist, betrachtet man ihn nüchtern, seine Farbe. Sie könnte kaum grüner, kaum ungesünder sein – und wo’s ungesund wird, fängt der Spaß natürlich an.
Pfeffi also, Pfefferminzlikör, 18 Volumenprozent Alkohol, nur original von der Firma Nordbrand Nordhausen und bekannt als „Kultgetränk der DDR“ – das in den „neuen Bundesländern“ auch heute Sonderalkoholikastatus genießt – schmeckt beim ersten Schluck wie Mundwasser. Man könnte Pfeffi gurgeln, und es wäre bestimmt nicht schädlich. Jedenfalls muss man schätzungsweise fünf Pfeffi-Kurze trinken, bis man sie nicht mehr schmeckt. Nach etwa acht sind sie dann gut.
Das zu wissen ist 2018 interessant. Nicht nur weil es Pfeffi nun auch to go gibt, als Dosen-Mischgetränk mit Sprudel und Zitrone. Sondern weil Pfeffi in diesem Jahr politische Bedeutung erlangt hat.
Im Jahresrückblick der taz am wochenende menschelt es nicht, versprochen. Nach allzu menschlichen Weihnachtstagen haben wir uns den Dingen des Jahres zugewandt. Menschen sterben oder verlassen das Scheinwerferlicht, aus vermeintlichen Sensationen wird Alltag. Aber die Dinge des Jahres, die bleiben.
Als die Punk-Band Feine Sahne Fischfilet, die Anfang November im Dessauer Bauhaus ein Konzert geben sollte, wieder vom Dessauer Bauhaus ausgeladen wurde – weil man die Hallen dort heiligt und ganz eventuell doch die offen linke Haltung der Musiker fürchtete; als vermutlich jede Zeitung über den „Bauhaus-Skandal“ berichtete, die Bauhaus-Pressesprecherin gehen musste, die Bauhaus-Direktorin aber blieb, da traten Feine Sahne Fischfilet trotzdem in Dessau auf.
Eben woanders: Sie zogen um die Ecke – ins Brauhaus – und fuhren vorher noch schnell beim Bauhaus vorbei, um sich für die „PR-Aktion des Monats“ zu bedanken. Und, klar: eine Flasche Pfeffi abzugeben.
Pfeffi ist nämlich Feine Sahnes Lieblingsgetränk. Ein bisschen Identität, die man trinken kann. Bei ihren Konzerten fließt es aus einem Fass ins Publikum rein. In Schläuchen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“