: „Differenz als Kapital“
Lesung: Bilder von Sexualität und Ökonomie
■ promovierte Philosophin, leitet das Institut für Queer Theory in Berlin/Hamburg und ist seit 2007 am Institute for Cultural Inquiry, Berlin, tätig FOTO: PRIVAT
taz: Frau Engel, welche Beziehung sehen Sie zwischen der Freiheit der Sexualität und der Freiheit des Marktes?
Antke Engel: Diese Verbindung wird kulturell produziert. Im Rahmen neoliberaler Verhältnisse wird eine subjektive Differenz als kulturelles Kapital codiert und ökonomisch verwertbar gemacht. Diese affirmativen Investitionen in Differenz werden maßgeblich über Sexualität vermittelt. Gesellschaftliche Differenz wird dabei zum positiven Teil des Selbstbildes.
Was meinen Sie damit genau?
Beispielsweise die gesellschaftlich erlernte Wahrnehmung der Transgender-Geschlechtigkeit oder Intersexualität. Es ist möglich, in der Bar angesprochen zu werden, ohne sofort in ein Entweder-oder-Raster eingeordnet zu werden. In diesem Fall ist das Sicherstellen der Differenz ein positives Kennzeichen – und ein persönlicher Erfolg. Das sind die Paradoxien: einerseits sexuell einzigartig und besonders zu sein, andererseits einen Teil der privaten Gesellschaft zu bilden.
Allgemein verständlich hieße das…
Diese Paradoxien tragen einerseits dazu bei, die rigiden binären Geschlechter- und Sexualvorstellungen in Bewegung zu halten und eine Dezentrierung von Dominanzpositionen des virtuosen Managements zu fördern. Andererseits werden neoliberale Transformationen durchgesetzt und eine Einarbeitung in die bestehenden Verhältnisse vorangetrieben. INTERVIEW: JV
Lesung und Diskussion: 20 Uhr, Centro Sociale, Sternstr. 2