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Diesellärm statt Reggaemusik

■ Die Berliner Verkehrsbetriebe wollen die bisher als Kulturstätte genutzte Betriebshalle in Treptow zurückhaben. Der Musikclub Arena stünde vor dem Aus

Wenn es nach der BVG geht, soll es bald keine Jam Sessions mehr in Treptow geben – zumindest nicht in der Arena in der Eichenstraße. Wo sich im Sommer die Rapper auf dem Betonplatz zu Reggae-Rhythmen lümmeln und sich in den bitterkalten Wintermonaten die Fans von Krach-Musik in der riesigen Omnibushalle heiß toben, wollen die unmusikalischen Verkehrsbetriebe künftig wieder Busse reparieren lassen.

Die Berliner Verkehrsbetriebe werden, das kündigte Wolfgang Litkiewicz, Mitarbeiter bei der Abteilung Liegenschaften, an, noch in diesem Frühjahr beim Verwaltungsgericht eine Klage einreichen, um das Flurstück in der Eichenstraße zugeordnet zu bekommen.

Das Gelände, auf dem die denkmalgeschützte Betriebshalle und ein Verwaltungsgebäude stehen und außerdem eine Freifläche als Veranstaltungsort genutzt wird, gehört dem Land Berlin. Im letzten Jahr hatte die Treuhand Liegenschaftsgesellschaft (TLG) als Verwalterin der Ostberliner Liegenschaften das Grundstück in der Eichenstraße allerdings nicht der BVG, sondern dem Bezirksamt Treptow zugeordnet – mit der Bedingung, die Fläche für eine kulturelle Nutzung zur Verfügung zu stellen.

Für Kulturveranstaltungen wird das Gelände schon länger genutzt. Seit 1994 veranstaltet der U-Club e.V. auf der Treptower Freifläche seine Jam Sessions, seit letztem Jahr veranstalten der U-Club und das Art Kombinat e.V. in der ehemaligen Betriebshalle Konzerte.

Schon in der Vergangenheit hatte die BVG den Kulturbetrieb in der Treptower Eichenstraße eingedieselt. Bisher konnten die Vereine nämlich nur kurzfristige Einjahresverträge mit dem Bezirksamt aushandeln, da für eine langfristige Planung die Unterlagen und Pläne über das Gelände vorliegen müßten. Die aber sind im Besitz der BVG, und dort sollen sie nach dem Willen der Verkehrsbetriebe auch bleiben. „Uns gehört das Gelände schließlich seit 1929“, begründet Litkiewicz die sture Haltung der BVG, „wir brauchen den Standort als zentrale Betriebsstätte; dort Konzerte zu veranstalten ist ja bei der Unfallgefahr kriminell.“

Ohne die Grundstücks- und Gebäudepläne aber sind dem Bezirksamt und den Kulturträgern die Hände gebunden: Kostspielige Umbauten sollen erst angegangen werden, wenn die Verträge gemacht sind. Tom Wiggenhausen, Vorsitzender des U-Clubs e.V., befürchtet das Aus für seine Sessions: „Wir hätten, wenn die BVG das Grundstück bekommt, zwei Jahre umsonst gearbeitet, ein anderes Gelände gibt es in der Gegend nicht.“ Barbara Runge

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