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Archiv-Artikel

NEU IM KINO Diese Woche frisch

Jerichow

D 2008. Regie: Christian Petzold. 92 Min.

„Jerichow“ erzählt von einer Dreiecksgeschichte. Sie spielt in Mecklenburg-Vorpommern, setzt im Frühjahr mit den Bildern einer Beerdigung ein und endet im Hochsommer mit einer Totale: Schwarzer Qualm steigt hinter einer Steilklippe in den Himmel. Dazwischen entspannt sich das Drama: eine junge Frau (Nina Hoss) ist mit einem älteren Mann (Hilmi Sözer) des Geldes wegen verheiratet, ein mittelloser Drifter (Benno Fürmann) kommt des Weges, zwischen den beiden beginnt eine Affäre, ein Mordplan wird geschmiedet. Diese hochartifizielle Erzählanordnung verdichtet Regisseur Christian Petzold so sehr, dass nichts Unnötiges mehr übrig bleibt. Auf psychologische Erklärungen wird verzichtet, die Zahl der Schauplätze ist begrenzt, einem unscheinbaren Detail wie einem roten Feuerzeug kommt große Bedeutung zu, selbst wenn es nur zweimal im ganzen Film zu sehen ist. Wegen seiner Neigung zur Sparsamkeit läuft Petzold Gefahr, sich mit Klischees oder Versatzstücken zu begnügen. Er bannt diese Gefahr, indem er das Geschehen immer wieder über kleine Gesten und genaue Beobachtungen erdet.

Christoph Schlingensief – Die Piloten

D 2007. Regie: Cordula Kablitz-Post. 95 Min.

„Die Piloten“ waren eine Art gefakte Talkshow, zu der Schlingensief 2007 in die AdK Berlin eingeladen hatte. Erklärtes Ziel: Material zu sammeln, um zu zeigen, wie die Präsenz einer Kamera das Verhalten konditioniert. Die Doku darüber von Cordula Kablitz-Post verdoppelt das Projekt nun auf dubiose Weise, eine eigene Erzählung aber lässt sie vermissen So sind diese „Piloten“ selbst ein eigenartiger Zwitter zwischen Promigläubigkeit und ihrer Dekonstruktion geworden.

JERICHOW: Broadway, Capitol, FT Friedrichshain, fsk, Hackesche Höfe, Kant, Kulturbrauerei, Thalia Potsdam, Yorck CHRISTOPH SCHLINGENSIEF – DIE PILOTEN: Babylon Mitte, Eiszeit