Dienstag-Ticker zur Katastrophe in Japan: Nachbeben erschüttert Tokio
Im AKW Fukushima I sind drei Reaktoren nicht unter Kontrolle. Die Angestellten haben Reaktor 4 verlassen, in Reaktor 2 ist seit einer Explosion am Morgen die innere Schutzhülle beschädigt.
Eine Zusammenfassung der Ereignisse in den japanischen AKWs finden Sie hier.
17.40: Leichte Strahlung auf US-Marinebasis
Die US-Marine hat am Dienstag leichte Strahlung auf ihren Stützpunkten in Yokosuka und Atsugi gemessen, rund 300 Kilometer nördlich vom beschädigten Atomkraftwerk Fukushima. Das berichteten US-Fernsehsender unter Berufung auf Militärangaben. Nach diesen Berichten bestehen aber keine Gesundheitsrisiken. Das Marinepersonal und Familienmitglieder würden ihre Aktivitäten im Freien einschränken und externe Belüftungsanlagen durch technische Maßnahmen gesichert, hieß es. Dabei handele es sich aber um reine Vorsichtsmaßnahmen. Sogar ohne diese Vorkehrungen wäre nicht zu erwarten, dass die Militärangehörigen höheren Strahlungen ausgesetzt würden als es nach US-Bestimmungen zulässig sei.
17.15: Regierung gibt Tepoc Anweisung
Die japanische Regierung hat angewiesen, in das Abklingbecken in Reaktor 4 des AKW Fukushima I Wasser aufzufüllen, meldet Nachrichtenagentur Kyodo. Zuvor hatte Premierminister Kan die Betreiber des AKWs heftig kritisiert (siehe Meldung von 10.50).
17.09: Deutsche Forscher bieten Hilfe an
Deutsche Forscher, Strahlenschutz-Experten und die Wissenschaftsakademien bieten Japan Hilfe bei der Bewältigung der Naturkatastrophe an. Dies teile Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) am Dienstag nach Gesprächen mit den deutschen Forschungszentren mit. Die großen Forschungseinrichtungen haben sich nach Angaben Schavans bereiterklärt, kurzfristig Expertisen jeder gewünschten Art in den Bereichen Gesundheit, Erdbebenforschung und Energieversorgung sowie zu Fragen der Reaktorsicherheit und des Strahlenschutzes bereitzustellen.
17.04: Stresstests für AKWs in EU
Die EU-Staaten unterziehen europaweit Atomkraftwerke einer Sicherheitsprüfung. Das kündigte EU-Energiekommissar Günther Oettinger am Dienstag nach einem Treffen mit EU-Energieministern in Brüssel an. Bei dem "Stresstest" werde es um die Neubewertung aller Risiken bei Naturkatastrophen wie Erdbeben und Hochwasser gehen.
16.27: Nachbeben hatte Stärke von 6,4
Die Agentur Kyodo meldet, das Nachbeben in Shizuoka hatte eine Stärke von 6,4 auf der Richterskala (siehe Meldung von 15.48), nicht 6,0.
16.10: Tepco will Reaktor 4 mit Wasser überschütten
Die Betreiberfirma des AKW Fukushima I Tepco teilte laut BBC mit, sie werde vielleicht in den kommenden Tagen versuchen, Reaktor 4 mit Wasser, das aus Hubschraubern heruntergeschüttet werde, zu kühlen. Das Wasser im Abklingbecken des Reaktors war stark gesunken, weil es zu kochen begonnen hatte (siehe Meldungen von 9.35 und 14.25).
15.48: Mehrere Nachbeben
Japan ist am Dienstag innerhalb weniger Minuten von zwei Nachbeben der Stärke 6,2 und 6,0 erschüttert worden. Das Epizentrum des ersten Bebens lag rund 325 Kilometer nordöstlich von Tokio vor der Küste von Fukushima in der Nähe des Orts, von wo aus sich am Freitag die verheerenden Erdstöße ausgebreitet hatten. Drei Minuten später brachte ein weiteres Beben die Häuser Tokios ins Wanken. Das Epizentrum lag 90 Kilometer südwestlich der japanischen Hauptstadt in der Präfektur Shizuoka (siehe Meldung von 14.51).
15.45: Tschernobyl-Experten bieten Hilfe an
Die Ukraine hat Japan angesichts der atomaren Bedrohung nach der Erdbebenkatastrophe Hilfe angeboten. Der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Oleksandr Dikusarow, teilte am Dienstag mit, sein Land sei bereit, Atomexperten nach Japan zu entsenden, die Erfahrung im Umgang mit den Folgen der Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 hätten. Diese könnten ihren japanischen Kollegen mit Rat und Tat zur Seite stehen, erklärte Dikusarow. Japan muss dem Angebot aus Kiew noch zustimmen.
15.28: THW-Team auf dem Heimweg
Nach ihrem Einsatz im japanischen Katastrophengebiet befindet sich ein Team des Technischen Hilfswerks (THW) auf dem Weg zur US-Airbase in Misawa in Nordjapan. Von dort wollen sie den Heimweg nach Deutschland antreten. "Der Gefahr einer radioaktive Verstrahlung war das Team zu keinem Zeitpunkt ausgesetzt", sagte Teamleiter Ulf Langemeier. Seit Montagmorgen (Ortszeit) hatten sie in der Stadt Tome sowie in der Küstenstadt Minamisanriku in der Präfektur Miyagi nach Verschütteten gesucht. Ihren Einsatz hätten sie beendet, da es praktisch keine Chance mehr auf Überlebende gebe.
15.25: "Teil-Reisewarnung" für Nordjapan
Angesichts der Atomkatastrophe in Japan hat das Auswärtige Amt am Dienstag eine "Teil-Reisewarnung" für den Nordosten des Landes erlassen. Es riet außerdem von nicht erforderlichen Reisen nach Japan generell ab. Unterdessen stellte die Lufthansa ihre Flüge nach Tokio zunächst bis zum Sonntag ein und leitete die Flugzeuge auf die weiter südlich gelegenen Städte Osaka und Nagoya um.
14.51: Starkes Nachbeben erschüttert Tokio
Ein starkes Nachbeben hat am Dienstagabend (Ortszeit) den Großraum Tokio erschüttert. Laut japanischer Wetterbehörde hatte das Beben eine Stärke von 6,0, wie der Sender NHK berichtete. Das Epizentrum lag demnach in der Nähe des Berges Fuji in der Präfektur Shizuoka, etwa 120 Kilometer südwestlich der japanischen Hauptstadt, in einer vergleichsweise geringen Tiefe von zehn Kilometern. Die Hochhäuser in Tokio hätten geschwankt, berichtet die BBC.
14.46: Strahlung in Tokio 20-mal so hoch wie normal
Die radioaktive Strahlung in Tokio erreichte am Morgen zwanzigfach höhere Werte als normal, berichtet die Japan Times Online in Berufung auf die Stadtverwaltung. Gouverneur Shintaro Ishihara habe negative gesundheitliche Auswirkungen ausgeschlossen, heißt es weiter.
14.36: Weltweite Rohstoff-Verkäufe stark gestiegen
Die Angst vor einer atomaren Katastrophe in Japan und einer anschließenden Rezession der Weltwirtschaft hat an den Rohstoffmärkten Verkäufe auf breiter Front ausgelöst. Die Preise für Gold, Silber, Kupfer und andere Edel- und Industriemetalle sackten am Dienstag um jeweils mehrere Prozentpunkte ab. Auch der zuletzt kräftig gestiegene Ölpreis gab um rund fünf Dollar pro Fass nach. "Für die Rohstoffmärkte bedeuten die jüngsten Ereignisse in Japan vor allem einen Schock auf der Nachfrageseite, denn Japan verfügt selbst über keine nennenswerten Bodenschätze und ist einer der weltweit größten Rohstoffimporteure", sagte Rohstoff-Fondsmanager Torsten Dennin von der Altira Group. Kurzfristig sei vor allem mit einem Rückgang der Nachfrage bei Industriemetallen zu rechnen, weil viele Industrieanlagen in Japan derzeit still stünden oder gar zerstört seien.
14.35: Außenminister fordert "Besonnenheit"
Der japanische Außenminister Takeaki Matsumoto hat die internationale Gemeinschaft angesichts der Katastrophe in seinem Land zur Besonnenheit aufgerufen. "Wir bitten die Länder, ruhig Blut zu bewahren", sagte Matsumoto am Dienstag in Paris. Er versicherte, dass seine Regierung alles tue, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. "Wir erstatten der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) regelmäßig Bericht, und wir informieren die Medien und die Diplomaten vor Ort", betonte er. Matsumoto nahm in Paris am Treffen der G8-Außenminister teil, bei dem es in erster Linie um die internationale Antwort auf die Lage in Libyen ging.
14.33: Offizielle Zahl der Todesopfer steigt
Die offizielle Zahl der bei der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe in Japan ums Leben gekommenen Menschen ist auf 3.373 gestiegen. Nach Angaben der japanischen Polizei vom Dienstagabend (Ortszeit) handelte es sich um eine vorläufige Opferzahl. Insgesamt belaufe sich die Zahl der Toten und Vermissten auf mehr als 10.000. 6.746 Menschen würden vermisst, erklärte die Polizei. Weitere 1.897 Menschen wurden verletzt.
14.25: AKW-Betreiber nicht in der Lage Abklingbecken aufzufüllen
Der Betreiber des AKW Fukushima I Tepco ist nicht in der Lage, Wasser in das Abklingbecken nachzufüllen, meldet Kyodo. Der Wasserpegel in dem Becken war gesunken, weil das Wasser den Siedepunkt erreichte (siehe Meldung von 9.35).
13.43: Stromrationierung wird ausgeweitet
Als Reaktion auf die massiven Reaktorausfälle weiten Japans Energieversorger die Stromsperren auf den Nordosten des Landes aus. Ab Mittwoch werde in der Region die Versorgung mit Elektrizität eingeschränkt, teilte das Unternehmen Tepco am Dienstag nach Angaben der Agentur Kyodo mit. Zuvor waren bereits Einschränkungen für den Großraum Tokio angeordnet worden. Die Rationierungen sollen im Osten Japans mindestens bis Ende April andauern. Für den Nordosten des Landes müsse mit noch längeren Einschränkungen gerechnet werden.
13.13: Strahlung um AKW sinkt laut IAEA
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA teilt mit, die Daten aus Japan deuten darauf hin, dass die Radioaktivität rund um das AKW Fukushima I wieder sinkt. 150 Menschen sind unter Beobachtung, bei 23 Menschen wurden Maßnahmen zur Dekontaminierung eingeleitet.
13.05: Strahlung zu hoch für AKW-Angestellte
Die Radioaktivität ist im Kontrollraum von Reaktor vier des AKW Fukushima I einem Medienbericht zufolge so hoch, dass dort nicht mehr normal gearbeitet werden kann. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo. Im Block vier hatte es zuvor gebrannt; zudem war es zu einer Explosion gekommen.
12.40: Eine Stufe unter Tschernobyl
Der Unfall AKW Fukushima hat nach Einschätzung aus Frankreich die zweithöchste Stufe in der Internationalen Bewertungsskala (INES). Das Geschehen sei mit Stufe 6 von 7 zu bewerten, teilte der Präsident der Französischen Atomsicherheitsbehörde (ASN), André-Claude Lacoste, in Paris mit. Die Katastrophe von Tschernobyl hatte die Stufe 7 auf der INES-Skala.
12.02: China evakuiert Landsleute
Chinas Regierung hilft tausenden Landsleuten im Nordosten Japans bei der Evakuierung aus der Gefahrenzone um das Katastrophen-AKW Fukushima. Die Botschaft in Tokio organisierte am Dienstag Busse in die vier schwer betroffenen Präfekturen Fukushima, Miyagi, Ibaraki und Iwate. Sie sollen die Chinesen zu den Flughäfen Narita in Tokio und Niigata an der Westküste bringen, hieß es in einer Mitteilung der Botschaft. Nach widersprüchlichen chinesischen Presseberichten halten sich zwischen 20.000 und mehr als 30.000 Chinesen in Nordjapan auf.
11.50: Keine Sorge um Stromversorgung
Die Internationale Energieagentur IEA befürchtet nicht, dass Japan wegen der Störfälle in seinen Atomkraftwerken ein langfristiger Strom-Engpass droht. Japan habe genügend Kapazitäten zur Stromerzeugung aus Öl, um die Ausfälle bei der Kernenergie zu ersetzen, teilte die IEA am Dienstag mit. Auch die Ölversorgung des Landes bereite ihm trotz der Erdbebenschäden keine großen Sorgen, sagte Agentur-Chef Nobuo Tanaka. Japan habe Reserven für 170 Tage. Die IEA stehe aber mit ihren strategischen Reserven für den Notfall bereit.
11.42: Sieben deutsche AKWs gehen vom Netz
Alle sieben bis Ende 1980 in Betrieb genommenen deutschen Atomkraftwerke werden vorübergehend vom Netz genommen. Dies teilte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag in Berlin mit.
11.40: Ausländische Journalisten verlassen Tokio
Wegen der verstärkten Atomgefahr haben Korrespondenten deutscher Sender die japanische Hauptstadt Tokio verlassen. Zwei ZDF-Reporter arbeiteten jetzt bereits von Osaka aus, sagte ein Sendersprecher. Von 18 Personen in Tokio, inklusive Angehörige, seien noch vier in Japan. Auch die Mediengruppe RTL Deutschland zieht die beiden sich noch in Japan befindenden Reporter aus Tokio ab. Der taz-Korrespondent Martin Fritz ist ebenfalls nach Osaka gereist, taz-Autor Georg Blume ist noch in Tokio.
11.25: Wasser im Abklingbecken in Reaktor 4 kocht
Ein japanischer Atomsicherheitsbeamter hat Berichte bestätigt, nach denen das Wasser im Abklingbecken von Reaktor 4 im AKW Fukushima I möglicherweise kochen könnte, berichtet die BBC in Berufung auf AP. Hidehiko Nishiyama lehnte es demnach jedoch ab, mögliche Risiken zu kommentieren.
11.20: Radioaktive Luft geht aufs Meer
Die UN-Wetterbehörde World Meteorological Organization (WMO) erklärt, dass die Winde über Japan die radioaktiv verseuchte Luft aufs offene Meer treiben. Es bestünde derzeit keine Gefahr für Japan.
10.50: Premier kritisiert AKW-Betreiber
Premierminister Kan hat die Betreiberfirma des AKW Fukushima I Tokyo Electric Power Co scharf kritisiert. "Das Fernsehen berichtet von einer Explosion, aber der Premier wurde bis vor einer Stunde von nichts unterrichtet. Was zur Hölle ist los?", soll Kan in einem Treffen mit Vertretern der Firma gesagt haben, berichtet Kyodo.
10.39: Löcher in Außenwand von Reaktorgebäude
Die Außenwand von Reaktor Vier des japanischen Atomkraftwerkes Fukushima I ist nach einem Brand und einer Explosion stark beschädigt. Die Atomaufsicht des Landes teilte mit, in der Wand klafften zwei Löcher mit einer Größe von jeweils acht Quadratmetern.
10.32: Zwei Überlebende gefunden
Vier Tage nach der verheerenden Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe in Japan haben die Rettungskräfte zwei Überlebende geborgen. Wie der staatliche Fernsehsender NHK am Dienstag berichtete, wurde in der Stadt Otsuchi eine 70 Jahre alte Frau lebend aus den Trümmern ihres Hauses geborgen. In der Stadt Ishimaki in der besonders betroffenen Präfektur Miyagi an der Nordostküste Japans wurde zudem ein Mann aus den Trümmern gerettet.
10.27: BMW evakuiert deutsche Mitarbeiter
Der Autobauer BMW hat 50 deutsche Mitarbeiter aus Japan evakuiert. Das Unternehmen habe den aus Deutschland stammenden Beschäftigten angeboten, sie zurückzubringen, sagte Firmenchef Norbert Reithofer am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz. Etwa 50 Mitarbeiter hätten das Angebot angenommen. Den Beschäftigten vor Ort helfe BMW, Unterkünfte im weniger von der Katastrophe betroffenen Süden des Landes zu finden.
10.24: Merkel trifft Ministerpräsidenten
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am Dienstag mit den Ministerpräsidenten aus Ländern mit Atomkraftwerken zusammengekommen, um über Konsequenzen aus der Katastrophe in Japan zu beraten. Am Montag hatte Merkel verkündet, die erst Ende 2010 beschlossene Laufzeitverlängerung werde für drei Monate ausgesetzt.
10.19: Strahlung in Tokio steigt
Die radioaktive Belastung in der Nähe von Tokio stieg nach Angaben der Präfektur von Chiba mehr als zehn Mal so hoch wie üblich, wie die Agentur Kyodo berichtet.
10.18: Selbstverteidigungsarmee soll Evakuierten helfen
Premierminister Naoto Kan fordert die Selbstverteidigungsarmee auf, sich auf die Hilfe für Überlebende zu konzentrieren, berichtet Kyodo. "Wir müssen unsere Arbeit langsam von den Rettungsaktionen hin zur Unterstützung der Evakuierten verschieben." Insbesondere den Transport von Wasser und Lebensmitteln zu den Opfern sollten die Soldaten übernehmen, sagte Kan demnach.
10.09: Wind dreht Richtung Tokio
Der Wind dreht vorübergehend auf Nord und droht, radioaktive Partikel aus den havarierten Reaktoren Richtung Tokio zu wehen. Einige Stunden lang wehe der Wind am Dienstag (Mitteleuropäischer Zeit) in Bodennähe aus Norden, sagte Meteorologin Johanna Anger vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Dienstag. In Höhen von über 1.000 Metern bleibe es bei der kräftigen Westströmung von der japanische Küste auf den Pazifik. Am Dienstagabend soll auch in tieferen Lagen der Wind wieder auf West drehen. Schadstoffe würden dann wieder auf das offene Meer geweht.
9.59: Lebensmittel werden knapp nach Panikkäufen
Dosennahrung und Batterien, Brot und Mineralwasser sind in Japan bereits aus vielen Supermärkten verschwunden, vor den Tankstellen bilden sich lange Schlangen. Nach dem Erdbeben, dem Tsunami und der Angst vor dem GAU sieht sich das Land einem neuen Problem gegenüber: Panikkäufen. Auch weit von den Katastrophengebieten entfernt gehen den Geschäften die Waren aus. Die Behörden befürchten bereits, dass diese nicht notwendigen Hamsterkäufe die Lebensmittellieferungen an die wirklich Bedürftigen beeinträchtigen.
9.52: Börsenkurse fallen weiter
Die drohende Atomkatastrophe in Japan lässt die Börsen weiter abstürzen. Der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor zum Handelsstart am Dienstag 2,97 Prozent auf 6.663 Punkte. Das ist der niedrigste Wert seit mehr als vier Monaten. Der japanische Nikkei-Index hatte zum Handelsschluss am Dienstag 10,55 Prozent eingebüßt und lag damit noch bei 8.605 Zählern.
9.46: WHO-Strahlenexperten bereit
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat noch keine Anfrage nach Hilfe aus Japan, ihre Strahlungsexperten stünden aber bereit, meldet die BBC. Die japanische Regierung unternehme die richtigen Schritte um die Bevölkerung zu schützen, teilte die WHO demnach weiter mit.
9.35: Wasser im Abklingbecken kocht
Das Wasser im Abklingbecken des Reaktors 4 von Fukushima I soll angeblich kochen, meldet Kyodo. Der Pegelstand des Wassers geht demnach zurück. In einem Abklingbecken werden die abgebrannten Brennstäbe aufbewahrt.
9.25: Japan meldet Austritt von Radioaktivität der IAEA
Japan hat die Internationale Atomenergiebehörde IAEA über den "direkten" Austritt von Radioaktivität in die Atmosphäre informiert. Dies teilte die UN-Atombehörde am Dienstag mit. Die Belastung rund um das beschädigte Atomkraftwerk Fukushima im Nordosten Japans betrage bis zu 400 Millisievert pro Stunde, teilte die Behörde unter Berufung auf Angaben aus Japan mit. Die IAEA nannte keine "zulässigen Grenzwerte".
Die Radioaktivität breitet sich zudem offenbar aus. Bereits rund 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt Tokio war die Strahlenbelastung nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo um bis zu zehnmal höher als normal. Die Agentur berief sich auf die örtlichen Behörden. Das Atomkraftwerk Fukushima I liegt rund 240 Kilometer von Tokio entfernt.
Unterdessen berichtete auch Russland von erhöhten Strahlenwerten in östlichen Teilen des Landes. In Wladiwostock rund 800 Kilometer nordwestlich von Fukushima wurden erhöhte Werte gemessen, wie die örtlichen Behörden mitteilten.
9.19: Opferzahlen steigen
Die offizielle Zahl der Toten nach dem Erdbeben liegt bei 2.475, meldet Kyodo in Berufung auf die Japanische Nationalpolizei. 3.611 Menschen sind als vermisst gemeldet. Die Zahlen dürften sehr viel höher sein, in den zerstörten Küstengebieten sind noch viele Leichen unidentifiziert.
9.05: Reaktoren 5 und 6 nicht richtig gekühlt
Das Kühlsystem der Reaktoren 5 und 6 in Fukushima I funktioniert nicht richtig, meldet Kyodo in Berufung auf den Regierungssprecher Edano.
9.00: Regierungssprecher bestreitet Strahlung bei Reaktor 4
Der japanische Regierungssprecher Yukio Edano bestreitet laut Kyodo, dass aus Reaktor 4 des AKW Fukushima I radioaktive Strahlung austrete.
8.50: Feuer in Reaktor 4 war gebrauchter Brennstoff
Im Reaktorblock 4 des Unglückskraftwerks Fukushima Eins brennt oder brannte nach Informationen der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA ein Becken mit gebrauchtem Brennstoff. Radioaktivität entweiche von dort direkt in die Atmosphäre, teilten japanische Behörden der UN-Behörde am Dienstag mit. Nach Informationen aus Japan ist der Brand inzwischen gelöscht. Die IAEA bestätigte das bisher nicht. Die Organisation hatte bisher mit Stunden Verspätung auf die Entwicklungen in Japan reagiert. Bei Fukushima seien Radioaktivitätswerte von bis zu 400 Millisievert pro Stunde gemessen worden, meldete die Agentur Kyodo.
8.40: THW beendet Einsatz
Das Technische Hilfswerk (THW) hat seinen Rettungseinsatz in Japan beendet. Es gebe keine Möglichkeit mehr, Überlebende zu bergen, sagte eine Sprecherin. Wann die 41 Erdbeben-Spezialisten von der Stadt Tome rund 50 Kilometer nördlich von Sendai nach Deutschland zurückkehren werden, stehe noch nicht fest. Das zweite, aus fünf Einsatzkräften bestehende Team des THW, soll vorerst in Japan bleiben. Es unterstützt die deutsche Botschaft bei der Koordinierung von Hilfe, bei Evakuierungen und mit technischer Beratung.
8:20: Innere Schutzhülle beschädigt
Bei der Explosion in Reaktor 2 des AWK Fukushima I wurde nach Regierungsangaben erstmals eine innere Schutzhülle eines Reaktorblocks beschädigt. Die AKW-Betreiber-Gesellschaft Tepco sprach von einer "sehr schlimmen" Lage. Die Strahlung in der Umgebung steige dramatisch. Zudem hat der Wind gedreht und weht Richtung Süden, wo auch Tokio liegt. Ein Sprecher des AKW-Betreibers teilte mit, es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es im Atomkomplex Fukushima I zu einer Kernschmelze komme. In Fukushima versuchten Einsatzkräfte weiterhin, mit Meerwasser die außer Kontrolle geratenen Reaktoren zu kühlen, wie ein Regierungssprecher mitteilte.
8:15: Oettinger für Sicherheitschecks alles AKWs
EU-Energiekommissar Günther Oettinger plädiert für Sicherheitsüberprüfungen in allen europäischen Kernkraftwerken. Er sagte am Dienstagmorgen im ARD-"Morgenmagazin", die Addition von Naturkatastrophen in Japan müsse alle nachdenklich stimmen und "uns zu einem Sicherheitscheck für alle Kernkraftwerke bringen und die Frage aufwerfen: Können wir in Europa in absehbarer Zeit ohne Kernkraftwerke unseren Strombedarf sichern".
7.50: Erhöhte Strahlung bei US-Marineangehörigen
Bei Angehörigen der US-Marine sind nach einem Einsatz im japanischen Erdbeben- und Tsunami-Gebiet leicht erhöhte radioaktive Strahlenwerte festgestellt worden. Bei 17 Mitgliedern von drei Helikopterbesatzungen sei eine "niedrige" Radioaktivität gemessen worden, teilte die 7. US-Marineflotte am Montag (Ortszeit) auf ihrer Internetseite mit. Die höchsten gemessenen Werte lägen aber unter denen, denen Marineangehörige zusammengenommen im Laufe eines Monats durch natürliche Quellen ausgsetzt seien, so die Marine.
7.45: Panikverkäufe an Japans Börse
Die Börse in Tokio ist am Dienstag in den freien Fall gegangen. Der Nikkei-Index aus 225 Unternehmen stürzte am Nachmittag (Ortszeit) zeitweise um rund 14 Prozent auf unter 8500 Punkte ab. "Das sind Panikverkäufe, und nicht nur bei den ausländischen Investoren", sagte Yosuke Shimizu vom Finanzhaus Retela Crea Securities. "Alle wollen ihre Aktien loswerden." Am Montag, dem ersten Handelstag nach dem schwersten Erdbeben in Japans Geschichte, hatte der Nikkei als Leitindex der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt bereits 6,18 Prozent eingebüßt. Um einen Kollaps der Geldmärkte zu verhindern, pumpte die Bank von Japan am Dienstag nochmals 8000 Milliarden Yen (70 Milliarden Euro) in die Finanzmärkte. Am Montag hatte die Zentralbank bereits die Rekordsumme von 15 Billionen Yen zur Verfügung gestellt.
7.40: Regierung warnt vor "Gesundheitsgefährdung"
Die Regierung in Japan hat erstmals vor einer "Gesundheitsgefährdung" durch erhöhte radioaktive Strahlung gewarnt. Die Strahlung um das Atomkraftwerk Fukushima I sei "beträchtlich gestiegen", sagte Regierungschef Naoto Kan am Dienstag und forderte Menschen außerhalb der bereits evakuierten Zone bis zu einem Umkreis von 30 Kilometern auf, in ihren Häusern zu bleiben.
7.30: Leicht erhöhte Strahlenwerte in Tokio
Nach Angaben von Regierungssprecher Yukio Edano wurden am Reaktor 3 Strahlenwerte von 400 Millisievert gemessen. Nahe Reaktor 4 seien 100 Millisievert gemessen worden. Eine Dosis von 1000 Millisievert kann Symptome der Strahlenkrankheit wie Übelkeit und Erbrechen auslösen, eine Dosis von 5000 Millisievert würde etwa jeden zweiten der Strahlung ausgesetzten Menschen innerhalb eines Monats töten. Im 250 Kilometer entfernten Tokio wurden nach Angaben der Stadtverwaltung leicht erhöhte Strahlenwerte festgestellt. Die Radioaktivität sei aber so schwach, dass sie die menschliche Gesundheit nicht beeinträchtige, hieß es. Die Nachrichtenagentur Kyodo berichtet unter Berufung auf städtische Behörden, die Strahlenbelastung 100 Kilometer nördlich von Tokio sei bis zu zehnmal höher als normal.
7.25: Flugverbotszone über Fukushima
Wie die Nachrichtenagentur Fukushima unter Berufung auf das Verkehrsministerium berichtet, ist eine Flugverbotszone im Umkreis von 30 Kilometern um das Atomkraftwerk Fukushima eingerichtet worden.
7.20: Folgen der Explosion noch unklar
Nach der Explosion in Reaktor 2 im AKW Fukushima I, die sich am frühen Morgen japanischer Ortszeit ereignet hatte, ist noch unklar, ob dabei erstmals eines der Schutzmantel der insgesamt sechs Reaktoren beschädigt wurde. Während die Regierung zunächst mitteilte, dies sei offenbar geschehen, erklärte die Behörde für Atomsicherheit, anscheinend gebe es doch keine Löcher in der Schutzhülle. Später hieß es, die Frage werde noch untersucht. Im Reaktor 4 des AKWs hatte sich nach der Explosion in Reaktor 2 noch eine Explosion ereignet, die ein Feuer auslöste.
7.15: Opferzahl steigt auf 2414
Die offizielle Opferzahl durch das schwerste Erdbeben in Japans Geschichte stieg auf 2414, wie die Polizei mitteilte. Tausende Menschen gelten aber noch als vermisst, viele werden unter Trümmermassen vermutet, die von einer vom Meer kommenden zehn Meter hohen Flutwelle bis weit ins Landesinnere hinterlassen wurden.
(Mit Material von afp, dpa, dapd, rtr)
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