Die wahren Freunde des DGB : KOMMENTAR VON ULRIKE WINKELMANN
Neben dem Sturz seiner ungeliebten Stellvertreterin Ursula Engelen-Kefer befasste sich der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, seit Antritt der großen Koalition vor allem mit einem: das Verhältnis seiner Organisation zu CDU und CSU aufzumöbeln. So aufmerksam und höflich scheint ihm das Führungspersonal der Union im Unterschied zum zynischen Gewerkschaftsverächter Gerhard Schröder! Und passend zur Koalition präsentiert sich nun mit der CDU-Frau Ingrid Sehrbrock im Vorstand auch der DGB wieder ganz als überparteiliche Einheitsgewerkschaft, die viele ihrer Mitglieder in der Unions-Wählerschaft weiß.
Natürlich ist das eine Fiktion. Auch mit Merkel-Fan Sommer und Frau Sehrbrock vorne dran kommen die Gewerkschaften nicht mehr in der Kohl’schen Ära an, als alle gleich dick und mächtig waren: Politiker, Arbeitnehmer, Arbeitgeber. Mit schwindender und alternder Mitgliederschaft, aber auch nach den rot-grünen Jahren des faktischen Ausschlusses aus der Politik haben DGB und Gewerkschaften dünne Stimmen bekommen.
Plauderrunden mit Unions-Granden mögen gekränkte Seelen pflegen, haben aber mit den Plänen der Regierung Merkel wenig zu tun. Bei denen nun können die Gewerkschaften nicht mitmachen, ohne sich selbst zu verraten. Die Gesundheitsreform dürfte auf dem Rücken der gesetzlich Versicherten und der Patienten ausgetragen werden. Die Rente mit 67 wird die Altersvorsorge kürzen und die Arbeitslosigkeit der Älteren verlängern.
Die einzige Partei, die bei der Forderung nach einem armutsfesten Mindestlohn geschlossen mitmacht, ist – die Linke. Dort und sonst nur noch bei manchen Grünen und beim linken Stummelflügel der SPD finden die Gewerkschaften Unterstützung. Nur dort nimmt man sie nicht nur aus Stilgründen, sondern auch inhaltlich ernst.
Die Gewerkschaften schrumpfen, die Interessen ihrer Basis laufen auseinander. Deswegen können sie in einer Hülle namens „Einheitsgewerkschaft“ nicht auch noch ihre Positionen ausfransen lassen. Trotz angenehmer Umgangsformen: Die große Konfrontation mit der großen Koalition kann Sommer nicht vermeiden.