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Die verruchte Lady, 20 Uhr, DFF 1

Sie war die kesse Gangsterbraut in „Bonnie und Clyde“, die unterkühlte Blonde, die in „Chinatown“ Jack Nicolson den Kopf verdrehte, sie spielte Joan Crawford als „Meine liebe Rabenmutter“, die im Alkoholrausch ihre adoptierten Kinder böse mißhandelt. „Das explosivste Bündel aus Schönheit und Talent, das in den letzten Jahren auf Bühne und Leinwand zu sehen war“, schwärmte ein amerikanischer Kritiker bei ihrem Anblick. Faye Dunaways Weg zum Erfolg begann ganz klassisch. Ihre ehrgeizige Mutter schickte die kleine Faye zunächst zum Balett- und Schauspielunterricht und finanzierte das Studium an der Hochschule der schönen Künste in Boston. Bei einer Hochschulaufführung entdeckte ein Broadway-Regisseur ihr Talent und empfahl sie der Schauspielklasse Elia Kazans. 1962 debütierte die Dunaway am Broadway und erhielt erste Filmangebote. Die Gangsterkomödie „Bonnie und Clyde“ verschaffte ihr schließlich sechs Preise und die erste Oskarnominierung. Seitdem hat sie mit fast allen interessanten männlichen Filmstars gemeinsam vor der Kamera gestanden: mit Dustin Hoffman in „Little Big Man“, mit Steve McQueen in „Thomas Crown ist nicht zu fassen“, mit Peter Ustinov („Mord a la carte“) und zuletzt mit Mickey Rourke in der Bukowski-Verfilmung „Barfly“.

Das DDR-Fernsehen widmet der erfolgreichen Endvierzigerin jetzt eine kleine Reihe. Heute abend spielt Faye in dem 1983 entstandenen Historienstreifen des Regisseurs Michael Winners eine englische Lady mit Doppelleben. Tagsüber gibt sie sich distinguiert und beweist vollendete Gastfreundschaft, abends dann setzt sie, von Langeweile geplagt, die Zorro-Maske auf und überfällt auf nächtlichen Landstraßen Postkutschen, so daß selbst ihr Konkurrent, der König unter den Straßenräubern (Alan Bates), von ihren Reizen ganz verzückt ist. In den kommenden Wochen zeigt DFF 2 jeweils um 20 Uhr weitere Banditenstücke der Schönen. Nächste Woche jagt sie als Versicherungsagentin den berühmten Bankräuber Thomas Crown, und am 8.8. ist sie in der filmbiographischen Rolle des Kinoidols der 30er und 40er Jahre, Joan Crawford, zu bewundern - ganz, ganz fies und überzeugend als Opfer des Hollywood-Starsystems.

Foto: DFF

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