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Die verlorenen Söhne

■ Kulturbehörde heißt „Böhse Onkelz“ in der Stadthalle willkommen

Als „Schritt in die richtige Richtung“ und „Entscheidung für den Mut zum Risiko“ hat die Bremer Kulturbehörde den Auftritt der umstrittenen Rockband „Böhse Onkelz“ bei einem „Rock gegen Rechts“-Konzert am 17. Oktober in der Bremer Stadthalle bewertet.

Die Idee der Veranstalter, zu denen vor allem der Deutsche Gewerkschaftsbund zählt, die reumütig bekehrten „Onkelz“ ins Programm aufzunehmen, entspreche der Linie der Behörde in der Frage der Bekämpfung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, sagte gestern eine Sprecherin der Kulturbehörde.

Zwar sei bei einer Gruppe, die vor kurzem noch durch ihre Nähe zu rechten Kreisen unangenehm in Erscheinung getreten sei, eine gewisse Vorsicht geboten, sagte die Sprecherin. „Dennoch hoffen wir, daß mit der Einbindung der gewendeten Onkelz in ein klares Konzept gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus endlich auch ein Publikum angesprochen wird, das sonst bei derartigen Aktionen nicht erreichbar ist.“

Die als Kultband der Skinhead- Bewegung bekanntgewordene Rockband hatte sich im Dezember vergangenen Jahres öffentlich vom Rechtsradikalismus distanziert und ihre Bereitschaft signalisiert, bei Konzerten gegen Fremdenhaß und Rassismus aufzutreten. Kritiker hatten der Band daraufhin „Scheinheiligkeit“ vorgeworfen.

1986 war eine Langspielplatte der Gruppe wegen Volksverhetzung indiziert worden. 1992 sorgten Städte und Kommunen dafür, daß viele Konzerte der „Böhsen Onkelz“ abgesagt werden mußten. dpa

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