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Die übrige Weltpresse

Financial Times (London): „Die wirtschaftliche Begründung für das, was geschehen ist, liegt im fehlenden Vertrauen in die Fähigkeit der wichtigsten Länder, kollektiv eine rationale Politik zu verfolgen. Zunehmend zweifelhaft erscheint besonders, ob eine Verringerung des untragbaren amerikanischen Leistungsbilanzdefizits ohne scharfe Rezession erreicht werden kann. Solche Rezession könnte entweder durch Zunahme der Inflation nach weiterer Abwertung oder durch größere Zinserhöhungen zur Vermeidung einer Abwertung ausgelöst werden.“ Londoner Times: „Es gibt jedoch einen Punkt, wo die Versicherungen der Politiker nicht mehr genug sind. Dieser Punkt ist erreicht, wenn die Aktienpreise so weit gesunken sind, daß sie die Aussichten für den Rest der Wirtschaft verändern, wenn finanzielle Grundlagen so verändert sind, daß die Märkte nicht mehr in der Lage sind, mit eigener Kraft zur Normalität zurückzukehren. Dieser Wendepunkt ist wahrscheinlich in London, Frankfurt oder Tokio noch nicht erreicht. Das Risiko eines Zusammenbruchs bleibt jedoch noch in New York.“ Daily Telegraph: Es bestehen erhebliche Zweifel daran, daß die Regierung Reagan dazu entschlossen ist, diese Probleme in der letzten Phase ihrer Amtszeit in Angriff zu nehmen.“ Liberation: Weil der US–Bilanzabschluß so lange hinausgezögert wurde, droht er dramatisch für alle auszufallen. Nur eines ist sicher: Das Ereignis wird kommen. Das Beben der vergangenen Tage ist nur ein Vorzeichen. Es trägt zur heiklen Lage bei, bis die amerikanische Stunde der Wahrheit schlägt.“ Handelsblatt: „Drittens wachsen die Zweifel, daß die im Louvre–Akkord anvisierte Rückführung der gewaltigen weltwirtschaftlichen Ungleichgewichte ohne ein Angleiten in die Stagflation oder gar eine von den USA ausgehende schwere Rezession bewerkstelligt werden kann. Die Tatsache, daß die Notenbanken seit Beginn dieses Jahres mit rund 90 Milliarden Dollar–Käufen Amerikas angeschlagene Währung stützen, schwört insbesondere an den Finanzmärkten der Neuen Welt das Gespenst nicht mehr extern finanzierbarer US–Mammutdefizite herauf.

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