: Die siebzehn Inhaftierten in Kuwait
■ Seit 1984 sind die 17 Gefangenen Anlaß für Geiselnahmen im Nahen Osten
Kuwait (rtr) - Die 17 in Kuwait Inhaftierten, deren Freilassung die Entführer des kuwaitischen Jumbo–Jets fordern, sind seit 1984 Anlaß für Geiselnahmen im Nahen Osten. Mit Flugzeugkaperungen in den Jahren 1984 und 1985 und Geiselnahmen im Libanon wollten Gesinnungsgenossen sie freipressen. Kuwait hat sich aber immer geweigert, die Männer freizulassen. Die Schiiten standen 1984 vor Gericht, weil sie durch Bombenanschläge unter anderem auf die Botschaften der USA und Frankreichs in Kuwait am 12.Dezember 1983 sechs Menschen getötet und 86 weitere verletzt haben sollen. Sechs der Männer wurden zum Tod durch den Strang verurteilt (drei von ihnen in Abwesenheit), sieben erhielten lebenslange Haftstrafen, sieben weitere mußten für fünf bis fünfzehn Jahre ins Gefängnis. Schiitische Gruppen werfen Kuwait vor, ihre in Hochsicherheitsgefängnissen einsitzenden Gesinnungsgenossen foltern zu lassen. Die Freilassung der 17 wollten schon 1984 vier Araber erzwingen. Sie entführten einen Airbus der Kuwait Airways nach Teheran. Während des sechstägigen Geiseldramas auf dem Teheraner Flughafen brachten sie zwei amerikanische Staatsbürger um, bevor Elitetruppen die Maschine stürmten. 1985 entführten andere Luftpiraten ein Flugzeug der US–Gesellschaft TWA nach Beirut - Kuwait blieb hart, und die Kaperung endete mit der Freilassung aller Geiseln. Einen US–Soldaten brachten die Entführer allerdings um. Die Gruppe Heiliger Islamischer Krieg (Dschihad) hält seit 1984 Geiseln in ihrer Gewalt, um die 17 freizupressen. Diplomaten im Nahen Osten und libanesische Sicherheitsbeamte haben kaum Zweifel, daß die Entführer des am Mittwoch auf dem Flug von Bangkok nach Kuwait gekaperten Jumbo–Jets ebenfalls schiitische hardliner sind. Unklar sind ihre Verbindungen zu den Kidnappern der noch etwa 25 Ausländer im Libanon, die am Sonntag mit dem Mord an ihren Geiseln drohten, wenn das Flugzeug gestürmt werden sollte. Die 1984 verhängten sechs Todesurteile in Kuwait sind noch nicht vom kuwaitischen Emir, Scheich Dschaber El Ahmed El Sabah, unterschrieben. Der Emir wolle extremistische Gruppen mit einer Unterzeichnung nicht provozieren, vermuten Diplomaten. Eine Hinrichtung von drei der zum Tode Verurteilten (die anderen drei sind flüchtig) würde vermutlich auch die starke schiitische Minderheit in Kuwait herausfordern und möglicherweise die Ermordung der Geiseln im Libanon zur Folge haben. Kuwait ist für religiöse Fanatiker nicht nur wegen der 17 Inhaftierten ein höchst attraktives Angriffsziel. Es unterstützt Irans Kriegsgegener Irak. In kuwaitischen Zeitungen wird denn auch ganz offen ein Zusammenhang zwischen der jüngsten Flugzeugentführuing und Kuwaits proirakischer Attitüde hergestellt.
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