Die letzten Stunden des James Terry Roach

■ Der 25jährige wurde am 10.Januar 1986 im US-Bundesstaat South Carolina auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet

IM

James Terry Roach wurde am 10. Januar 1986 im US -Bundesstaat South Carolina hingerichtet. 1977 war er zum Tode verurteilt worden, nachdem er Morde an zwei Jugendlichen und andere Verbrechen, darunter Vergewaltigung und Entführung gestanden hatte. Das Urteil fiel, obwohl der Richter selbst feststellte, daß Roach, der geistig behindert war, unter dem starken Einfluß eines Älteren gehandelt hatte. Einer von Roachs Anwälten war in der Nacht seiner Hinrichtung mit ihm zusammen und berichtete von seinen letzten Stunden.

„Obwohl Terry zum Zeitpunkt seines Todes 25 Jahre alt war, erschien er doch sehr kindlich. Sein Verhalten und seine Reaktionen gegenüber den Menschen in seiner Umgebung entsprachen nach meinem Dafürhalten dem, was der letzte psychologische Test ergeben hatte, nämlich, daß er einen Intelligenzquotienten von 70 besaß - das heißt, daß er geistig in etwa auf der Stufe eines Zwölfjährigen stand. Als ihm der Pfarrer einige Bibelverse zeigte, fragte ihn Terry, welche dieser Verse ihn wohl am ehesten in den Himmel bringen würden. Seine Fragen schienen auf der kindlichen Annahme zu basieren, daß ein bestimmtes Gebet besser „funktionieren“ könnte als ein bestimmtes anderes und daß er nur einen Rat brauchte, welches Gebet am besten „funktionierte“...

Terry war ein sehr passiver junger Mann, wie sich die ganze Nacht über zeigte. Obwohl er offensichtlich sehr viel Angst hatte, verhielt er sich den Gefängniswärtern gegenüber so kooperativ wie nur möglich und versuchte so zu tun, als seien die ganzen rituellen Hinrichtungsvorbereitungen Rasur des Kopfes und des rechten Beins, Einreiben mit einem Gel, das den Strom besser durch den Körper leitet - etwas ganz Normales. Er wollte Anerkennung durch seine Umwelt und schien zu merken, daß er in dieser Nacht Anerkennung bekommen würde, wenn er sich mutig zeigte und seine Angst in Schach hielt...

Aber als der Gefängnisdirektor um fünf Uhr früh an der Zellentür erschien und den Hinrichtungsbefehl verlas, fing Terrys linkes Bein an zu zucken. Danach ging alles schnell. Ich ging mit ihm zum elektrischen Stuhl und redete so viel ich konnte. Nachdem Terry seine letzten Worte gesprochen hatte, tauschten wir Abschiedsgrüße aus... Ich ging in den Raum für die Hinrichtungszeugen und machte ihm ein „Daumen hoch - Nur Mut„-Zeichen. Er versuchte mit seinen festgeschnallten Fingern zu antworten...

Wenige Sekunden später kam der Stromstoß. Terrys Körper zuckte nach hinten und blieb die ganze Zeit starr, während der Strom durch den Körper lief. Nach ein paar Sekunden kam Rauch aus dem Körper und die Haut auf dem Oberschenkel begann zu platzen. Die Fäuste waren zusammengepreßt und sehr weiß. Als der Strom abgestellt wurde, fiel sein Körper in sich zusammen und wurde dann wieder, als der nächste Stromstoß kam, ruckartig hochgerissen...

Nachdem er für tot erklärt worden war, zerrten Wärter seinen Körper aus dem elektrischen Stuhl und verdeckten das Gesicht vor den Zeugen mit einem Tuch. Ich verließ die Todeszelle zusammen mit dem Gefängnisdirektor. Als wir aus dem Gebäude kamen, hörte ich eine Menge von ca. 150 oder 200 Menschen jubeln, die offenbar gekommen war, um die Hinrichtung zu feiern. Sie johlten und feierten vor den Gefängnismauern.“