■ Die „deutsche“ Methode: Sprechen lernen oder Gebärden?
„Noch ganz ohne Hülfe, Lehre und Zucht“ waren taubstumme Kinder, als 1827 David Christian Ortgies die Bremer Taubstummenanstalt gründete. Sie galten als dumm und gewalttätig, nur zur körperlichen Arbeit einsetzbar. Mit den „Doofen“ (= „Tauben“) redete man immer entweder in der Gebärdensprache oder der Lautsprache – die Grundlage eines endlosen Pädagogenstreits. Ein Kongreß in Mailand machte 1880 Schluß mit der Methodenvielfalt: Die meisten europäischen Länder legten sich auf die „deutsche“, die lautsprachliche Methode fest.
Von 10.000 Deutschen sind heute etwa fünf „gehörlos“, d.h. sie hören nicht, wenn neben ihnen eine Sirene heult. Ursachen: Infektionskrankheiten der Mutter während der Schwangerschaft (Röteln), Geburtsprobleme, Hirnhautentzündung. In einem Drittel der Fälle ist Gehörlosigkeit vererbt. Flächenstaaten wie Niedersachsen haben ein Netz von Internaten für Gehörlose eingerichtet. Das ist nicht jedermanns Sache, und so sitzen manche Schüler aus Cuxhaven täglich drei Stunden im Bus, um in Bremen eine Tagesschule besuchen zu können. BuS
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