Pisa light : Die bis eins zählen können
Allzu viel Aufregung ist nicht angebracht. Denn die gestrige Light-Version der Pisa-Studie lässt mehr Fragen offen als sie Antworten gibt. Was gestern präsentiert wurde, ist ein zehnseitiges Kurz-Ranking der wichtigsten Ergebnisse in Tabellenform, auf die fehlenden knapp 400 Seiten Analyse heißt es noch bis November warten. Und damit auch auf entscheidende Aussagen.
Kommentarvon Sven-Michael Veit
Alle wirklich aussagekräftigen Daten liegen noch in der Schublade. Wie groß ist die Gruppe der so genannten Risikoschüler? Welchen Einfluss haben soziale und ethnische Herkunft auf den Lernerfolg? Wie viel größer ist die Chance eines Arztsohns im Vergleich zur Tochter eines Arbeiters, den Weg zur Reifeprüfung geebnet zu bekommen? Warum schneiden bayerische SchülerInnen so viel besser ab als hamburgische, obwohl die Quote der AbiturientInnen im Südstaat nur gut halb so hoch ist?
Fragen, deren detaillierter Beantwortung auch jene noch vier Monate harren müssen, die gestern bereits ihre bevorzugten Allheilmittel anpriesen.
Offenbar wird lediglich, dass schulischer Erfolg in diesem Land und auch in dieser Stadt weiterhin vor allem vom Sozial- und Bildungsstatus der Eltern abhängig ist. Ein politisches und pädagogisches Versagen mithin, das sich seit Pisa I nicht gebessert hat. Nichts geändert hat sich auch am wesentlichen internationalen Befund: In Schulen für alle wird mehr und besser gelernt als im dreigliedrigen deutschen System.
Hamburgs SchulpolitikerInnen müssen gar nicht bis drei zählen können. Bis eins reicht.