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Die androzentrische Sicht der Dinge

■ betr.: „Der rosa-lila Amtsschim mel“ von Micha Schulze, taz vom 6.12. 93

Ein (schwuler) Mann schreibt einen Artikel über eine geschlechterparitätisch besetzte Institution innerhalb des typisch deutschen, männerdominierten Verwaltungsapparates – ein Politikum?

Der Mann berichtet von Männern, zitiert Männer, interviewt Männer, Mitarbeiter, Abgeordnete, Senatoren, „Gründungsväter“ und „Vertreter“ (!) der Lesben- und Schwulenbewegung. Was mag eine lesbische Frau und Verwaltungsangestellte empfinden, wenn mann sie als „Homo-Beamten“ tituliert? Der – natürlich männliche – Amtsschimmel könnte wiehern, wäre die patriarchale Wirlichkeit nicht so unerfreulich.

Der Artikel wird illustriert – wie passend – durch „zwei Männer, die sich lieben“ eines männlichen Fotografen.

Eine Frau – und Lesbe – wie die Ex-Senatorin Anne Klein wirkt in diesem Männerbild offenbar störend. Darf mann ihr folglich hinterhertreten, sie habe ihre Lebensweise angeblich „stets“ aus der Öffentlichkeit heraushalten wollen.

Hier hat wieder einmal jemand eine Chance verpatzt. Schade. Und keine freundliche Säzzerin relativiert mehr solchen Ausdruck männlicher Ignoranz? Recht so, das müssen wohl auch Männer besorgen.

Richtigstellung: Eine Abschaffung des Referates für gleichgeschlechtliche Lebensweisen hat kein offen schwuler Abgeordneter je beabsichtigt oder gar gefordert – auch nicht der Autor dieser Zeilen! Das wäre sicher auch verfrüht, solange noch solche Artikel verfaßt und gedruckt werden. Dieter Telge, ex-abgeordnete GeburtshelferIn

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