■ Die anderen: Zu 50 Jahren Bundesrepublik Deutschland meint "Le Figaro" / Die "Financial Times" sieht die Sache ähnlich

Zu 50 Jahren Bundesrepublik Deutschland meint „Le Figaro“: Daß die Deutschen manchmal bessere Demokraten als ihre früheren Lehrer sind, ist nicht der geringste Widerspruch dieses Landes, das sein „Wirtschaftswunder“ mit einem „politischen Wunder“ vollendet hat. Die Bundesrepublik hat mehrfach den Test bestanden. Aber die große Leistung der deutschen Kanzler bestand darin, ihr Land wieder in das Konzert der Nationen einzufügen. Nach der Aussöhnung mit den Amerikanern, Briten und Franzosen sowie Israel unter Adenauer hat sich Bonn mit den Russen, Polen und Tschechen ausgesöhnt. Dafür hat man Geld gegeben, hat die Oder-Neiße-Grenze anerkannt und die Hydra des Neonazismus erstickt. Entgegen allen Erwartungen hat 1990 zu keinem nationalistischen Rückfall geführt. Daß konservative Intellektuelle sich ihrem Lieblingssport hingeben, der Suche nach der deutschen Identität heißt, ist nichts Beunruhigendes.

Die „Financial Times“ sieht die Sache ähnlich: Für ein Land, das in Trümmern lag und es in 50 Jahren zu Reichtum gebracht hat, waren diese Gedenkfeiern bemerkenswert bescheiden. Deutschland beginnt erst jetzt damit, die Scham über seine Vergangenheit abzulegen und Optimismus zu entwickeln.