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■ Die anderen"The Independent" (London) über die deutsche Rechtschreibereform / "De Standaard" (Brüssel) zur Dioxinkrise / "Die Presse" (Österreich) zum Steuervorschlag von SPD-Fraktionschef Peter Struck

„The Independent“ (London) über die deutsche Rechtschreibreform: Wie wird „Ketchup“ geschrieben? Sollte man einen Buchstaben haben, der wie ein griechisches Beta aussieht, aber wie ein scharfes S gesprochen wird und jeden verwirrt? Die deutschen Wörterbuchverfasser haben jahrelang solche existenziellen Fragen diskutiert. Die Art, wie sie entschieden werden, scheint unsere nationalen Vorurteile zu bestätigen: Die Briten sind für lexikalischen Pragmatismus, die Franzosen halten sich an die Akademie Française, die Deutschen warten auf Befehle von oben. Nur stellt sich jetzt heraus, dass sie das gar nicht tun. Einer Umfrage zufolge will nur jeder Sechste dem neuen Edikt folgen. Wir müssen uns neue Vorurteile suchen.

Die flämische Tageszeitung „De Standaard“ (Brüssel) zur Dioxinkrise: Es gibt nur noch wenige, die mühelos ihren Weg durch die andauernde Dioxinkrise finden. Am Angebot in den Geschäftsregalen ist nichts mehr zu merken, und deswegen nimmt das öffentliche Interesse ab. Kurz und gut, die Dioxingeschichte ist auf dem Weg, eine technisch verwickelte Angelegenheit zu werden, eine eher langweilige. Guten Mutes will die (belgische) Regierung mit verstärkten PCB-Tests dafür sorgen, dass das belgische Schweinefleisch innerhalb kürzester Zeit als dioxinfrei deklariert werden kann. Bald wird es, so verlautet wenigstens aus offiziellen Quellen, das am besten kontrollierte auf der westlichen Halbkugel.

Die konservative österreichische Tageszeitung „Die Presse“ zum Steuervorschlag von SPD-Fraktionschef Peter Struck: Gestandenen Linken in der SPD muss es langsam schummerig werden. Zuerst das als „neoliberal“ (und das ist in diesen Kreisen ein Schimpfwort) verschriene „Schröder/Blair-Papier“ und jetzt auch noch das: Der eigene Fraktionsvorsitzende schlägt ein Steuersystem vor, das mit nur noch drei niedrigen Steuersätzen ohne Ausnahmen schon verdammt nahe an die in den USA und bei uns diskutierte Einheitssteuer herankommt. Die Einsicht, dass mit kleinen Tarifkorrekturen im Steuersystem nicht mehr viel zu machen ist, ehrt den SPD-Fraktionschef. Was aber mehr zählt, ist der ideologische Tabubruch.

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