■ Die anderen: „Právo“ über die Bestätigung Putins als neuer russischer Premier / „Corriere della Sera“ über die Schändung des Bubis-Grabes / „The Independent“ zum Waffenstillstand in Nordirland / „Libération“ zum Banken-Poker in Frankreich
„Právo“ (Prag) über die Bestätigung Putins als neuer russischer Premier: Wladimir Putin durchlief die Wahl in der Duma wie durch Butter. Diesmal waren die Abgeordneten geradezu fromm wie Lämmer ... Der Grund ist einfach: Nach der russischen Verfassung kann der Präsident nach dreimaliger Ablehnung seines Kandidaten das Parlament auflösen und Neuwahlen ausschreiben. Je näher der Termin der regulären Wahlen aber rückt, desto weniger ist den Abgeordneten an der Auflösung gelegen – ihre Wiederwahl ist keinesfalls gesichert. Darüber hinaus hat Putin sowieso die russische Regierung praktisch nicht verändert.
„Corriere della Sera“ über die Schändung des Bubis-Grabes: Das Schicksal hat Ignatz Bubis einen üblen Scherz gespielt. Der verstorbene Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland wollte in Israel begraben werden, weil er fürchtete, dass in Deutschland Neonazis sein Grab schänden könnten. Aber er hat nicht mit Meir Mendelssohn gerechnet, dem Maler aus Tel Aviv. Es ist ein wirklich ironischer Epilog für diesen Vorkämpfer für die Werte der jüdischen Diaspora, auch auf die Gefahr hin, mit israelischen Politikern und Intellektuellen in Streit zu geraten. Bubis, die Alternative zum Zionismus – eine unbequeme Persönlichkeit in Israel.
„The Independent“ (London) zum Waffenstillstand in Nordirland: Jetzt wird Geduld benötigt. Es wird ganz sicher noch einmal eine Chance geben, das Friedensabkommen von 1998 umzusetzen, nachdem der unparteiische Vermittler und frühere US-Senator George Mitchell seinen Bericht vorgelegt hat. Natürlich kann auch dies wieder scheitern. Man kann sich aber damit trösten, dass die Unruhe allmählich geringer wird – wie man in den Statistiken und auf den Straßen sehen kann. Manchmal werden die Dinge, die da kommen, ja letztlich nicht durch die Entscheidungen der Politiker bestimmt, sondern durch den Eindruck, den die Menschen selbst haben.
Und „Libération“ (Paris) meint zum Banken-Poker in Frankreich: Im Banken-Feuilleton dieses Sommers haben die Märkte gesprochen – und das auf so nebulöse Weise, dass der Staat und die Behörden paradoxerweise die einzigen Übersetzer ihrer Reden sind. Das ist eine der Ironien der längsten und teuersten Finanzschlacht des Jahrhunderts – doch es ist beileibe nicht die einzige. Vor sechs Monaten waren die Großbanken BNP, Societé Générale und Paribas in wirtschaftlicher Topform – was die schmeichelhaften Bilanzen bezeugen, aus denen sie die Waffen für ihren Streit geformt haben. Heute ähneln sie eher drei Fußkranken.
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