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■ Die anderen"Liberation" und "Telegraaf" zur Zukunft der Türkei nach dem Erdbeben / "La Repubblica" und die "Times" widmen sich der serbischen Opposition

Die französische Zeitung „Libération“ zur Zukunft der Türkei nach dem Erdbeben: Selbst wenn die Türkei nicht zu der Gruppe der Länder gehört, die als nächste der Europäischen Union beitreten, kann man nicht abstreiten, dass sie das Recht hat, bald dazuzugehören. Im Moment noch ist die Türkei ein Land zwischen zwei Stühlen, zwischen Europa und Asien, zwischen wirtschaftlichem Fortschritt und Rückstand, zwischen Demokratie und autoritären Reflexen. Der Schock des Erdbebens könnte das Land schlagartig verändern. Angesichts der schrecklichen Bilanz des Erdbebens weiß man, in welche Richtung die Entwicklung tendiert.

Der niederländische „Telegraaf“ dazu: Unbeschadet aller Kritik, die man vielleicht an unzuverlässige Bauunternehmer in der Türkei oder die nicht schnell reagierenden türkischen Behörden richten will, ist doch klar, dass die Weltgemeinschaft sich verpflichtet fühlt und verpflichtet ist, dem Land und den Opfern des Erdbebens nach Kräften zu helfen. In einer Welt, die kaum noch Abstände kennt und wo Kommunikation über große Distanzen sehr viel einfacher geworden ist, ist jeder Nachbar von jedem geworden. Eine Katastrophe wie die jetzige in der Türkei ist nicht mehr ein Ereignis, das sich in großer Ferne vollzieht und das an uns vorbeigehen kann.

„La Repubblica“ in Italien widmet sich der serbischen Opposition: Und nun? „Tut etwas“, haben die Leute auf der Straße gefordert. Aber gerade über dieses Etwas haben die Miloševic-Gegner erneut begonnen, sich gegenseitig zu zerfleischen. Womöglich sogar mehr als vor der großen Demonstration gegen das Regime vom Donnerstagabend, als sich vor dem Parlament zwischen 150.000 und 200.000 Serben versammelten. Das Happening war ein Erfolg, den nur die Organisatoren selbst ruinieren können. Und sie haben sich ernsthaft an die Arbeit gemacht, um das zu schaffen. Sie zanken sich, und jeder will dem anderen seine Sichtweise aufzwingen.

Die britische „Times“ zu diesem Thema: Die Größe und die Kraft der Demonstration berechtigen zu der Hoffnung, dass die Herrschaft Miloševic' über Serbien endlich nicht mehr so gefestigt ist. Die Organisatoren hatten Angst, die Leute im intellektuellen, aber ängstlichen Belgrad auf die Straße zu rufen. Dort hatte man 1996 gelernt, dass Massendemonstrationen nicht immer einen politischen Wechsel herbeiführen können. Aber die Hoffnung war stärker als die Erfahrung, und Zehntausende gingen wieder auf die Straße. Trotz der Schwäche der gespaltenen Oppositionsführung hat die Basis der Bewegung eine wirkliche Stärke.

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