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■ Die anderen"The Sunday Times" und "Corriere della Sera" zu Bundeskanzler Schröder und den Landtagswahlen / "Il Messaggero" kommentiert die Öffnung der italienischen Armee für Frauen / "Nowe Iswestija" zum russischen Korruptionsskandal

The Sunday Times (London) zu Bundeskanzler Schröder und den Landtagswahlen: Keine deutsche Regierung ist jemals in den Meinungsumfragen so schnell abgestürzt – aber das wirkliche Leiden Schröders könnte gerade erst beginnen. Vier weitere regionale Wahlen stehen bevor, darunter eine in Nordrhein-Westfalen, wo die SPD zwei ihrer wichtigsten Bastionen zu verlieren droht – Köln und Dortmund. Zwar geht noch niemand davon aus, dass Schröder zum Rücktritt gezwungen werden könnte, aber die wichtigste Folge einer ganzen Reihe von Niederlagen könnte sein, dass seine Reform-Entschlossenheit auf der Strecke bleibt.

Corriere della Sera (Mailand) meint: Schröder weiß, dass er zwei gegensätzliche Erfordernisse in Einklang bringen muss. Seine SPD kann und darf die Kontrolle beider Länder nicht verlieren. Andernfalls würde die rot-grüne Regierung im Bundesrat weiter geschwächt. Auf der anderen Seite hat der Kanzler auch einiges Interesse daran, Stolpe und vor allem Klimmt nicht mit hoch erhobenem Haupt aus den Wahlen hervorgehen zu sehen. Denn dies würde der Parteilinken, die gegen seine Wende zur Mitte protestiert, neuen Auftrieb geben. Eine „kleine“ Niederlage scheint so paradoxerweise das Ergebnis zu sein, das Schröder am ehesten nützen würde.

Il Messaggero (Rom) kommentiert die Öffnung der italienischen Armee für Frauen: Die Reform der Wehrpflicht und der Streitkräfte Italiens war ein absolut notwendiger Schritt für die Schaffung eines anderen, moderneren Landes. Eines neuen Italiens, das nicht länger das kleine Italien sein wird. Unser Staat war der letzte, der Frauen eine Militärkarriere – auch in nicht kämpfenden Einheiten – unmöglich gemacht hat. Die italienische Republik hatte die einzige Armee auf der Welt ohne Frauen – eine Sonderstellung, die wir einzig mit Island teilen mussten, und dass allerdings auch nur, weil dieser Mini-Inselstaat gar keine Armee hat.

Und Nowe Iswestija schreibt zum russischen Korruptionsskandal: Die Kampagne über die Super-Kompromittierung hat nicht nur einzelne Politiker, sondern ganz Russland erledigt. Verspielt haben der Rubel, also die Bevölkerung, denn der beschleunigten Abwertung folgt unausweichlich die Inflation. Verspielt haben die Banken, denen die Kreditgeber noch weniger vertrauen werden. Gewinner dagegen sind nicht zu sehen. Wenn irgendeine politische Kraft darauf gerechnet hat, um den Preis moralischer Verluste für das Land die politischen Konkurrenten in Bedrängnis bringen zu können, so ist diese Rechnung absolut nicht aufgegangen.

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