Die anderen:
Der Tagesspiegel glossiert mögliche Folgen der CDU-Spendenaffäre: Die heutige These zur Lage lautet: Die Affäre wird uns allen noch sehr gut tun! Warum dies? Zunächst das: Das Wort „Korruption“ weckt Assoziationen wie Süden, wie Sommer, ein vitales hupendes, hitziges Stadtambiente, in dem braungebrannte Männer unter schattigen Palmen Verhandlungen führen. Man kann das auch statistisch belegen: Die 8. Internationale Antikorruptionskonferenz, die 1997 in Lima stattfand, erstellte eine Korruptions-Weltrangliste, die nur von sonnigen Ländern angeführt wird, mit Ausnahme Russlands. Also, Nummer 1: Nigeria, gefolgt von Bolivien, Kolumbien, dann Italien, Russland, Pakistan, Spanien, Brasilien. Deutschland nahm auf dieser Rangliste zusammen mit Österreich, der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein, einen der untersten Plätze ein. (...) Korruption, so wurde ebenfalls in Lima festgehalten, gelte als menschlich und schieße wie Korken aus dem Wasser. Wo Menschen seien, sei immer auch Korruption. (...) Die Deutschen sind jetzt international zu einer Art menschlichen Imagepflege angetreten, die uns auf den nächsten Reisen in den Süden und in Pauschalurlauben in noch weitere Ferne ein Zuzwinkern und Schulterklopfen bescheren wird.
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