■ Die Zeugen Jehovas - eine Sekte, ein Kult?: Askese bis zur Endschlacht
Im Zentrum der „Glaubenslehre“ der Zeugen Jehovas steht die „Endschlacht des Herrn“, die Schlacht von Harmagedon. Dann werde die Erde zerstört und alle Zeugen Jehovas auferstehen. Berechnungen für 1914, 1918, 1925 und 1976 haben sich bislang als unhaltbar erwiesen.
1874 von dem einstigen Kaufmann Charles Taze Russell gegründet, hieß die Religionsgemeinschaft bis 1931 „Ernste Bibelforscher“, später baute sie als „Watch Tower Bible and Tract Society“ in Brooklyn/ New York ihren Hauptsitz auf. Von dort aus werden die ZeugInnen streng zentralistisch, „theokratisch“ geführt. Fünf Millionen Zeugen Jehovas soll es weltweit geben – „täglich kommen Hunderte dazu“ (sagen Mitglieder). In Deutschland wurden bislang 165.000 registriert.
Von der Wachturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft e.V. in Selters/ Taunus werden die Halbmonatsschriften „Der Wachturm“ und „Erwachet“ (im Nationalsozialismus verboten) in deutscher Sprache herausgegeben. Sie dienen dazu, „Jehova zu verherrlichen“. Ihr Inhalt wird von den ZeugInnen abgefragt, sie müssen die Schriften außerdem in der Öffentlichkeit missionarisch verteilen. Die oder der gewöhnliche ZeugIn muß mindestens zehn Stunden monatlich solchen „Felddienst“ leisten, die auserwählten „Pioniere“ (ausschließlich Männer) hundert Stunden im Monat.
In den Versammlungen werden den Zeugen Jehovas die richtigen Verhaltensweisen (s.a. Interview) gepredigt. Mit asketischen Lebensregeln werden sie an die Gemeinschaft gebunden. Über 20 Versammlungen mit jeweils bis zu 100 Mitgliedern gibt es in Bremen. Die Hauptstellen stehen unter „Jehovas Zeugen“ im Telefonbuch. Eine Bremer Tageszeitung druckt die Versammlungstermine jede Woche donnerstags unter „Kirchliche Dienste“ ab.
Derzeit streiten die Zeugen Jehovas vor dem Bundesverwaltungsgericht um eine Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts. Damit wären sie berechtigt, Kirchensteuern zu erheben. sip
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