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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Anstelle der Steuergesetzgebung, die auch Rot-Grün nicht grundlegend änderte, könnte man ja Spenden oder Taschengeld fordern, meint Friedrich Küppersbusch.

Bild: taz

Friedrich Küppersbusch ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Klammheimliche Ausweitung des Afghanistan-Einsatzes

Was wird besser in dieser?

Gute Themenlage für Vorbereitung Ostermärsche

Ein DKP-Mitglied, das für die Linke im niedersächsischen Parlament sitzt, findet Mauer und Stasi gar nicht übel. Ist das typisch für die Linkspartei im Westen?

Dass 40 Jahre Drangsalierung und politische Verfolgung auch aus vernünftigen Menschen klischeegerechte Stalinetten machen kann, hat die Bundesrepublik damit eindrucksvoll bewiesen. Die Christel-von-der-Pest war Objekt des Verfassungsschutzes, des Berufsverbotes und wäre eine erstklassige Kampfgenossin, etwa vorm Bundesamt für Verfassungsschutz zu skandieren: "Wir wollen unsere Akten sehen." - Gregor Gysi insinuiert, womöglich haben eben jener Dienst die Finger an den Fäden der Wegner. Was mit Blick auf die NPD so abwegig nicht scheint, wie man es Gysi nun nachhämt.

Nächsten Sonntag wird in Hamburg gewählt. Kann Rot-Grün dort gewinnen?

Der offen schwule CDU-Landeschef ist bereits ein schöner Erfolg für Rot-Grün; die Karriere von Beusts ohne den grundlegenden gesellschaftlichen Klimawandel durch und nach 68 und später die Grünen nicht denkbar. Schade, dass er sich mit Schill so beschmuddelt hat.

Die SPD hält die Millionäre, die Steuern in Liechtenstein hinterzogen haben, für die "neuen Asozialen?" Zu Recht?

Wasn daran "neu" ?

Dem Staat gehen pro Jahr 30 Milliarden Euro verloren. Was kann man dagegen tun?

Hm. Für die Steuergesetzgebung, die auch Rot-Grün nicht grundlegend änderte, könnte sie stattdessen Spenden oder Taschengeld fordern. Erstens sind die Steuerfahndungen seit Jahrzehnten obszön unterbesetzt. Erst so spektakuläre Erfolge nähren ja auch das Unrechtsbewusstsein. Zweitens ist der latenten Drohung "Wenns uns nicht passt, hauen wir samt Kohle ganz ab" mit nationaler Gesetzgebung offensichtlich nicht mehr beizukommen.

Ver.di will weitere Warnstreiks, um 8 Prozent Lohnerhöhung durchzusetzen. Ist das angemessen?

Aber immer.

Erdogan hat in Köln Assimilation als Verbrechen bezeichnet. Alle regen sich auf. Warum?

Weil Erdogan sich dann wegen seiner und seines Landes Kurden-Politik sofort freiwillig der Polizei stellen müsste.

Die Polen im Ruhrgebiet gelten oft als Beispiel für gelungene Assimilation. Zu Recht?

Im Großen waren Religion und Kultur nicht so ein Unterscheidungsmerkmal damals. Assimilation als Schmähung lasse ich nicht auf dieser Region sitzen; wir hatten hier deutlich weniger Angriffe auf Asylbewerberheime und sind umgekehrt wesentlich offener für Neues. Die Zuwanderung in der ersten industriellen Revolution war teils innerdeutsch, teils aus verschiedenen europäischen Regionen, so dass man füglich von einem Amalgam sprechen sollte. Das ist sehr kenntlich, wenn man aus dem Rheinland oder tiefem Westfalen hierherkommt und eben nicht spurlos im Deutschtum verdampft.

Wie fühlen sie sich heute - assimiliert? Oder nur integriert?

Stehen ein Deutschtürke und ein Deutschpole bei Aldi in der Schlange. Drängelt der Pole : "Eh, mach hin." - Sagt der Türke: "Ich dich nix gerufen." - Inzwischen sind die Migranten selbstbewusster und zugleich frustrierter über ewige Zurückweisung.

Und was macht Borussia Dortmund?

Besucht im Rahmen der "schwarzgelben Stunde" Dortmunder Schulen. Da das jeweils überlaufen ist, gibt es ein Alternativprogramm für verzichtbereite SchülerInnen. So kam meine Tochter zu einer Doppelstunde "Simpsons - der Film", während vom BVB gar kein Profispieler gekommen war, Terminprobleme. Wenn früher der Bundeswehroffizier in den Unterricht kam, konnten wir Verweigerer nicht alternativ Film gucken. Der BVB ist also tendenziell sympathischer als die Bundeswehr.

FRAGEN: DB, SR

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