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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Deutschland bekommt ein Geschwister-Scholl-Activity-Center und Italien bezahlt weiter Ekel-Käse-Gehälter.

t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Bild: taz

FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

Friedrich Küppersbusch: 1:0 gegen Hitler durch Kopfball in der Verlängerung.

Was wird besser in dieser?

Madame Tussaud erkennt die Marktchance und eröffnet Geschwister-Scholl-activity-Center und zeitgemäße "Hau' den Horst"-Buden.

In der vergangenen Woche hat Israel erstmals zugegeben, einen Angriff auf iranische Atromanlagen geprobt zu haben. Muss man sich ernsthaft Sorgen machen?

Um den Spritpreis, ja. Um alles andere längst. Die EU hat eben die Atom-Sanktionen verschärft - gegen Iran.

Am Wochenende wird der Papst Australien besuchen, wo er sich, wie zuvor schon in den USA, für sexuelle Übergriffe von Priestern entschuldigen soll. Wird das nicht langsam ein ritueller Bestandteil eines jeden Papst-Besuchs?

Für die Nachwuchsrekrutierung, hier ein besonders heikles Wort, sicher doppeldeutig, wenn er in fremden Landen antritt mit "Ich bin der von der Kinderschänder-Truppe". Solange der Männerbund nach innen an Geschlechterrollen und Sexualmoral nichts ändert, muss man aber keine Sorge haben, dass bei Katholens die Markenführung unscharf würde.

Trotz des Brückenbaus bleibt das "Dresdner Elbtal" vorerst auf der Welterbeliste. Ist das nicht inkonsequent?

Mainz hat gelernt und für das Loreley-Tal erstmal bei der UNESCO angefragt: Brücke oder Tunnel? Köln ringt noch, ob irgendjemand höher bauen darf als das dann - nicht-mehr - Weltkuturerbe Dom. Und alle vermeiden tunlichst den Fehler der Dresdner: Die hatten sich in einer Bürgergefragung ein über 67%iges Ja zur Brücke geholt, und nun meidet jeder den Schwarzen Peter, den Bürgerwillen zu brechen.

Am Dienstag entscheidet der Bundesgerichtshof, ob Lottogesellschaften die gewerbliche Glücksspielkonkurrenz boykottieren dürfen. Will da eine Krähe der anderen die Augen aushacken?

Wenn ich Lotto spielte, läge ein Teil des Reizes im Ausknobeln der Zahlen und darin, den Wettschein auf den Weg zu bringen - worin schließlich sonst? Immerhin gibt es in einer Marktwirtschaft auch Dienstleister für den flammenden Irrsinn, genau das nicht tun zu müssen. "Faber" etwa tippt "Systemscheine" gegen extra-Honorar. Ich trete ein für das jederzeitige Menschenrecht auf a. Faulheit, b. dicke Kugel statt Hirn oben drinne und c. unbedingte Habgier. Was nervt, ist der erkennbar pornographische drive, mit der Meister Faber seine Gelddruckmaschine in ganzseitigen Zeitungsanzeigen zur Menschenrechtscausa hochjuxt.

Am heutigen Montag beginnt der G8-Gipfel im japanischem Toyako. Warum brauchen die keinen Zaun gegen Demonstranten?

Die sind kleiner?

Ebenfalls heute startet im spanischen Pamploma die Stierhatz. Was könnte junge Männer daran reizen, sich von einem Stier jagen zu lassen und die Gesundheit aufs Spiel zu setzen?

Frauen.

Nach dem Gammelfleisch- peinigt uns Verbraucher nun der Ekel-Käse-Skandal. Was kommt als nächstes?

Es gibt ja inzwischen kein Lebensmittel mehr, das nicht kontaminiert war. Denken Sie nur an die Hämatoden im Hering, dem James Brown des Ekelfraßes. Damals allerdings standen die Biologen noch daneben und sagten: hallo, ohne die könnte der Hering gar nicht leben! Trotzem hat monatelang niemand Hering gegessen. Und das ist der Ansatz: Der Verbraucher ist heute der mächtigere. Zur Herstellung dieses Käses werden in Italien übrigens Ekel-Gehälter bezahlt, das aber interessiert keine Sau.

Wann geben Erwin Huber und Günther Beckstein (CSU) ihre kindische Forderung nach Wiedereinführung der Penderpauschale auf?

Wenn sie Rüttgers den Ruf des alleinigen Arbeiterführers Deutschlands überlassen wollen.

Am Freitag erscheint das neue Album der französischen Präsidentingattin Carla Bruni-Sarkozy. Schon gespannt?

Wenn Merkel mit Campino durchbrennt.

Hat Jürgen Klinsmann wirklich eine Blitzlichtallergie?

Otto Rehhagel kam von Bremen nach Bayern, von zehnjähriger Allgewalt zu Ruck-Zuck-rausgeworfen. In Bremen sprach man mit dem Weserkurier, in München mit sieben hart konkurrierenden, starken Blättern. Und allerhand elektronischer Medien. Hoeness, Rummenigge und Beckenbauer spielen das Durchstecken und mal-so-gesagt-haben genial. Klinsmann gewinnt das Abenteur in den Medien oder verliert es dort.

Man raunt, der neue BVB-Trainer Jürgen "Kloppo" Klopp habe bereits jetzt in Dortmund "Kultstatus". Ist da was dran?

Dortmund hat drei Zeitungen, deren größte "Ruhr-Nachrichten" amtlicher Partner des BVB ist. Aber wir brauchen ja Klinsmann eh nicht. 40.000 Dauerkarten sind schon weg und mit Blick auf den neuen Coach rechnet man mit neuem Rekord, also weit über 50.000.

Fragen: FRA/CAK

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