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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Die Sozis hocken vorne rechts und fahren die Autonindustrie an die Wand, Wen Jiabao sagt Danke.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der letzten Woche?

Bild: taz

FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

Friedrich Küppersbusch: Tierschützer sagen "Pelzernte", Banker "Leerverkauf" und Sprachhuber "notleidende Bank".

Was wird besser in dieser?

Auch ohne den Titel "Unwort des Jahres" wird "waterboarding" der Amis endlich "Ertränkungsfolter" benannt und geächtet.

Luxuslimousinen sollen bei der neuen Kfz-Steuer gut wegkommen. Schon an einen Neuwagen gedacht?

Wir haben als Kinder ja auch immer "Vornesitzer!" gerufen. Nun hocken die Sozis vorne rechts und werfen die rechtstheoretisch reizvolle Frage auf, ob es auch Geisterbeifahrer gibt. Die Steuerbefreiung für egal-welche-Dreckschleuder und die Abwrackprämie für Hauptsache-noch-mehr-Müll sind ungefähr das, was einem einfällt, wenn man grübelt: Wie kann man die vergleichsweise intakte deutsche Autoindustrie vor die gleiche Wand fahren lassen wie die amerikanische? Bemessungen nach PS und Hubraum stammen aus Zeiten, als man von Ölmangel und CO2-Belastung kaum wusste. Die Idee, ab 2.500 ccm die Benziner und ab 3.000 ccm die Diesel zu begünstigen wird bei Autolobbyisten am Abendbrottisch erst erzählt, wenn Mutti die Kinder ins Bett geschickt hat.

Am Dienstag wurde Barack Obama als 44. Präsident der USA vereidigt. Welche Stelle in seiner Rede hat Ihnen besonders gut gefallen?

Der "claim" kennedyscher Prägnanz war nicht dabei. Obama scheint ja auch eher die Erfüllung von Luther Kings "I have a dream" und kein Kettenbriefspiel. Immerhin: "Wir haben Hoffnung gewählt, nicht Furcht" taugt in vielen Landes- und Lebensfragen gut zur Maxime.

Bisher mit seiner Amtszeit zufrieden?

Guantanamo schließen, Folter ächten, Abtreibung entkriminalisieren, Telefonate mit Palästinensern und Entsendung hochrangiger Unterhändler, strengere Regulierung der Finanzmärkte: Im Wohnungsmarkt wäre das die erste Grundreinigung, nachdem der Messi raus ist.

Bespitzelung bei der Bahn. Letzte Woche kam heraus, dass Hunderte der Führungskräfte über Jahre "präventiv" ausgeforscht wurden. Schlimm? Oder langsam normal?

Solange sich die Bahn weiterhin konsequent nicht für die Wünsche ihrer Kunden interessiert, ist ja noch alles beim Alten. Der Argwohn, Bahn-Mitarbeiter ergaunerten sich bei Auftragsvergaben eine private, illegale Belohnung, ist so naheliegend wie die nächste Staatsanwaltschaft.

Am Dienstag trifft Angela Merkel in Berlin den chinesischen Regierungschef Wen Jiabao. Was kann man erwarten?

Überschwänglichen Dank des Gastes für eine Autopolitik, die den chinesischen Herstellern den Markteintritt bei uns erheblich erleichtern wird, während steuerbegünstigte deutsche Riesentanker in China eh niemand bezahlen kann. Und sonst... wie immer. Wer als erster "Dalai Lama" ruft wird interviewt.

Am gleichen Tag wählt die SPD-Fraktion im hessischen Landtag ihren Vorsitzenden. Eine Wahl, die Thorsten Schäfer-Gümbel gewinnen wird?

Die Nr. 2 der Union hat auch mal als chancenloser Musterschüler angefangen und sich gleich drei Landtagswahl-Niederlagen hintereinander gegeben. Von Christian Wulf lernen heißt Schnauze halten und arbeiten.

Die Oscar-Nominierungen: Der "Baader-Meinhof-Komplex" wurde in der Kategorie "Bester nicht-englischsprachiger Film" nominiert. Zu Recht?

Habe ich nicht gesehen.

Bleiben wir beim Film. Lust auf "Operation Walküre" mit Tom Cruise?

Ja, werde ich anschauen. War enttäuscht, dass es bei Burger King in der Junior-Attentäter-Tüte ("einfach unterm Tisch vergessen!") keine Plastik-Augenklappe gibt. Und keine Aktionsangebote ("Operation Pediküre, jetzt bei Schlecker"). Gebe uns noch 20 Jahre bis alle Deutschen direkt von Stauffenberg abstammen.

Ex-Postchef Klaus Zumwinkel stand letzte Woche vor Gericht. Seine Steuerhinterziehung sei der größte Fehler seines Lebens gewesen, behauptet er nun. Glaubhaft?

Armer Kerl. Ich bin auch schon älter und hoffe aber, irgendwas mit Romantik und Liebe und so später mal so nennen zu können. Ne vergeigte Million als das dickste Ding des Lebens - weia.

Papst Benedikt XVI. geht online: Seit Freitag ist das katholische Kirchenoberhaupt auf der Online-Video-Plattform Youtube mit einem eigenen Kanal präsent. Einschalten?

Habe ISDN und Downloadzeiten bis in alle Ewigkeit, das passt ja. Dass der Vatikan kein www.allemalher.com launciert, sondern sich dem wachsenden Monopol "Youtube" fügt, ist immerhin ein medienpolitisch bedeutsames Indiz.

Und was machen die Borussen?

Grünen-Bundesdelegiertenkonferenz direkt am Westfalenstadion: clevere Strategie, sich mit Siegerkharma aufzuladen. Nachdem die Ökos im letzten Landtagswahlkampf so pfiffig waren, auch in Dortmund den Slogan "Nein zu Schwarz-Gelb" zu plakatieren, betrachten wir das als kongressförmigen Entschuldigungsversuch.

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Friedrich Küppersbusch
Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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