Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Arme Männer: Ex-Bahnchef Mehdorn verdient keine Abfindung, und Italiens Premier Berlusconi ist ein Flegel.
FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH kommt am 19. April zum taz-Kongress nach Berlin. Dort diskutiert er über die taz von morgen - und der nächsten 30 Jahre. Infos unter www.taz.de/30jahre.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der letzten Woche?
Friedrich Küppersbusch: Bischof Mixa setzt in Osterpredigt Atheismus mit NS-Massenmorden gleich.
Was wird besser in dieser?
Hitler erklärt sein Bedauern, sich von Mixas Firma per Konkordat ins Amt helfen gelassen zu haben.
Die taz wird 30 - was wünschen Sie uns?
Keine Subventionen. Alles Gute. Wenn soziale Bewegungen ein Medium erfinden können (Phase eins) und das Medium auch ohne diese Bewegungen kann (Phase zwei oder sog. Gegenwart), dann besteht Hoffnung, dass das Medium neue soziale Bewegungen anregen wird (Phase drei oder sog. Zukunft).
Trotz Datenaffäre hat Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn bis zuletzt nicht mit seinem Abgang gerechnet. "Das hätte ich ja nie gedacht, dass so was so möglich ist. Ich bin ja noch ganz perplex", sagte er. Ist der größenwahnsinnig?
Das wäre cool. "The Return of the Mehdi" als Bahnhofskino-Kracher und coole Mehdorn-Haarteile im Fan-Shop: Dieser Tick komplettes Durchknallen war wohl das, was uns an Hartmut (mittelhochdeutsch "harter Mut", sinngemäß gleich "weicher Verstand") gefehlt hat. Mehdorn bringt vor, "jeder weiß, dass ein Vorstand nicht in jeder Ritze seines Unternehmens stecken" könne. Was zutrifft - er z. B. hatte keine Ahnung von der Datenaffäre, sagt er - und zweitens die possierliche Nebenfrage aufwirft: Wofür braucht man gut bezahlte Keine-Ahnung-Haber ?
Mehdorn pocht auf Vertragserfüllung und fordert Geld. Wie viel hat er verdient?
Nix, bei Managern ist hire & fire üblich, das weiß er. Ich setz mich ins Abteil und poche bei Verspätung auf Vertragserfüllung, mal sehen, wie das wird.
Waffenschränke und Pistolen sollen nach dem Willen von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) künftig mit Fingerabdruck gesichert werden, um Amokläufe wie in Winnenden zu verhindern. Ein sinnvoller Vorschlag?
Schäuble ist selbst Opfer illegalen Schusswaffenbesitzes. Es ringt mir allen Respekt ab, dass er da überhaupt halbwegs bei Pappe drüber reden kann. Ich sehe in dieser Gesellschaft keinen Grund für privaten Schusswaffenbesitz oberhalb der "sportiven" Luftgewehrgrenze. Neben dem staatlichen Gewaltmonopol und einer Ausnahme in der Forstwirtschaft fällt mir nix ein. Dass also ausgerechnet Schäuble ausgerechnet die Schützenvereins-Bürgerwehr-Ballermann-Fraktion durch törichtes Appeasement bei der Union halten soll, ist bitter.
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat erneut eine Morddrohung erhalten - bereits Anfang März wurden ihm Drohbriefe mit Patronen zugesendet. Wer könnte etwas gegen ihn haben?
Ich tippe, für so was haben die hinterm Kanzleramt nen wöchentlich geleerten Container. Nur dass Merkel so nett ist, deswegen nicht permanent die Bunte anrufen zu lassen.
Italiens Premier Silvio Berlusconi rät den Erdbebenopfern, die Zeit in den Zeltstädten als Urlaub zu sehen. Trotz des Hohns halten viele Italiener zu Berlusconi. Im Ausland kann man das gar nicht verstehen. Wer irrt?
Nun hat er seine privaten Immobilien Opfern zum Wohnen versprochen. Warum geht Gott diese Umwege? "Berlusconi enteignen" oder "Erdbeben wirft seine leeren Villen um", das wäre beides deutlich humaner gewesen. Die "Flegel aus dem armen Viertel"-Rolle ist erfolgreich, wenn eine Führungsperson ein Minderwertigkeitsgefühl auf sich umlenkt. Allerdings verstärkt der Flegel damit das Minderwertigkeitsgefühl.
Der Bund übernimmt die Hypo Real Estate - für mehr als eigentlich notwendig. Wozu das ganze Geld?
Um im Board die Umbenennung in Hypno Surreal durchsetzen zu können. Bund und Investoren hatten bereits über 100 Milliarden in die Bank gepumpt, ohne sich im Gegenzug Anteile und Einfluss garantieren zu lassen. Estateische Chirurgie. Eigentlich hat Steinbrück mit Steuergeld einem Deutsche-Bank-Manager den Chefposten bei HRE gekauft. Man muss befürchten, dass die wissen, warum. Nun muss der Kaufkurs der Aktie so hoch sein, dass genug Zocker Torschlusspanik bekommen: 1,39 Euro ist viel für ein wertloses Stück Papier. Für den Heuschreck Flowers dagegen isses bitter, er hat letztes Jahr 22,90 Euro pro Aktie für sein Viertel HRE bezahlt. Darauf ein systemrelevantes "Ätschebätsche".
Der FC Bayern München steckt in der Krise. Wer kann die Mannschaft retten?
Besteht Veranlassung, die Bayern zu retten?
Und was macht Borussia Dortmund?
Vier Stunden vorm Spiel ging der komplette Kader vom Trainingshotel Lennhof durch die alte britische Armee-Siedlung durch UNSERE STRASSE !!!! und dann rüber Richtung Friedhof. Was immer Klopp sich von extreme slow outdoor walking verspricht: Es reicht, durch unsere Straße zu gehen, um Köln 3:1 wegzuhauen. Ich wusste es, als wir hierhin zogen. FRAGEN: CAK, KF
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