Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Hormonhirsche beim kommunizierenden Röhren, Oettinger und ein Gedankenputsch gegen das Grundgesetz.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?
Friedrich Küppersbusch: Arbeiterführer Rüttgers wird "Ritter gegen den tierischen Ernst".
Was wird besser in dieser?
Linkspartei kontert mit sofortiger Wahl von Klaus Ernst. NRW wird spannend.
Oskar Lafontaine ist zurückgetreten, die Linke hat eine neue Spitze. Hält doppelt besser?
Sie attestiert der westdeutschen Linkspartei, keine vergleichbar überzeugende und durchsetzungsfähige Persönlichkeit wie Lafontaine anbieten zu können. Nun entscheidet sich, ob das Ganze eher eine biografisch gesteuerte Arabeske im Showdown der Titanchen Gerd und Oskar war. Hormonell übersteuerte Hirsche beim kommunizierenden Röhren. Oder ob die westdeutsche Linkspartei-Struktur trägt, wenigstens so weit, nicht ein postlafontainescher Wurmfortsatz der Ostpartei zu werden. Eine westdeutsche Rotkäppchensekte wäre ein karger Lohn für die Zerschlagung der SPD.
Ursula von der Leyen hat einen Entwurf zur Jobcenter-Reform vorgelegt. Kann eine Spaltung der Jobcenter gut gehen?
Rot-Grün hatte Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammengelegt, ohne sich groß dran zu stören, dass die jeweils zuständigen Instanzen - hier Bundesagentur, dort Kommunen - qua Verfassung getrennt sind. Das Bundesverfassungsgericht hat das gerügt und die Union im Bundesrat eine Änderung der Verfassung abgeblockt. Daran scheiterte Olaf Scholz und vererbte das Problem an seine Nachfolgerin ("The Leyen sleeps tonight"). Ihr Vorschlag - Jobsuche und ALG national, Qualifikation und Warmmiete kommunal, kann aber auch alles anders … wenn die jeweilige Kommune optional … vielleicht mal sehen … - klingt ja schon sehr simpel und ausgereift. Soweit der Verfassungsvorbehalt uns davor schützte, ein Arbeitsleben lang national einzuzahlen, um im Ernstfall kommunal zu verhungern, ist halt die ganze Reform Pfusch und zu Recht geahndet.
Friedrich Küppersbusch ist Fernsehproduzent und wird von der taz jede Woche zum Zustand der Welt befragt.
Die Regierung will die deutschen Truppen in Afghanistan aufstocken. Rückt dadurch der Abzug der Bundeswehr näher?
Ja. Polizeiausbilder, die mit analphabetischen Kriegern im Wochenendseminar Verkehrskontrolle üben ("Kann ich mal in Ihren Führerschein beißen?"), werden das Gesicht das Landes radikal verändern, binnen wenigen Monaten. Das Geschwätz von Frieden schaffen mit immer mehr Waffen erinnert dringlich an den Trinker, der ohne einen letzten Kurzen einfach nicht aufhören kann. Merkel entspricht der US-Forderung nach mehr und dem deutschen Wunsch nach weniger Soldaten zugleich und ist überhaupt das dreisteste Mädchen, dass je "Ein bisschen Frieden" gecovert hat.
Guttenberg plant eine Militärstaatsanwaltschaft. Überfällig?
Erst durch die staatsanwaltliche Ermittlungspflicht und die zivilrechtliche Betrachtung des Luftangriffs bei Kundus wurde die Katastrophe einigermaßen unverfälscht sichtbar. Die Journalisten sind "embedded", und die Strafverfolgung macht die Bundeswehr gleich selbst - "weggetreten !" Mal so aus dem Seniorenbeirat rübergehustet: Das hieß nicht "Uniform im Bürger". Ein Militär, das meint, von der Zivilgesellschaft nicht mehr gerecht beurteilt werden zu können, verübt einen Gedankenputsch gegen das Grundgesetz.
Erste Krankenversicherungen haben angekündigt, Zusatzbeiträge zu erheben. Steht eine neue Ungerechtigkeit bevor?
Ja. Manche Kassen haben schlecht gewirtschaftet und müssen nun ihre Preise erhöhen. Womöglich suchen sich deren Kunden günstigere, besser geführte. Dämon Marktwirtschaft !
Bei den Deutschen Verkehrsgerichtstagen stand der "Idiotentest" in der Kritik. Zu Recht?
Die "medizinisch-psychologische Untersuchung" soll auch künftig nicht auf Video aufgezeichnet werden. Lallen, keine Ahnung haben und ordentlich beknödelt rumfahren wollen - vielleicht geht es hier um das Alleinstellungsmerkmal von CSU-Parteitagen. Deren Verkehrtminister Ramsauer hatte auch "mehr Transparenz" gefordert und zählt damit zu den Überfahrenen von Goslar. Letztlich geht es um Anwälte, die mit einem Videoband den Führerschein freiklagen wollen - und Gutachter, die lieber das letzte Wort bei sich sähen. Generell hat die TV-Industrie Bedarf an Filmen von Leuten, die sich hübsch blamieren …
Apropos: Günther Oettinger und die englische Sprache - ein Grund zum Fremdschämen?
Den höchst erfolgreichen Claim "Wir können alles - außer Hochdeutsch" hat einer Legende nach eine Agentur für Sachsen-Anhalts Länderwerbung entwickelt. Erst nachdem die sich das nicht traute, griff Baden-Württemberg zu. Oettinger sollte mal erklären, auf welcher der notorisch überlegenen süddeutschen Schulen er denn in Englisch gefehlt hat. Und muss zur Strafe hundertmal an die Schwafel schreiben "We can all out of high german".
Apples neues iPad ist …
Da.
Und was treiben die Borussen?
Trainer Klopps clevere Analyse nach Erreichen von Tabellenplatz 4: "Ich habe heute nichts zu kritisieren. Außer, dass es noch 15 Spiele gibt."
FRAGEN:SEW
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