Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Exterroristin Hogefeld könnte Guttenberg ein Beispiel sein und die Frauen-WM nervt.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Inspektor Columbo, Peter Falk, ist tot.
Was wird besser in dieser?
Normal kommt er immer noch mal rein, weil er da noch eine Frage hat.
Bei Protesten gegen Neonazis spähte die Dresdner Polizei im Februar zehntausende Handydaten aus. Nun sieht Datenschützer Schaar die Demonstrationsfreiheit bedroht. Telefonieren oder protestieren?
Hier in Dortmund nutzt eine linke Szenekneipe eigene Fassaden-Kameras, um die Polizei zur Ergreifung von Nazi-Schlägern zu ertüchtigen. Das war ein Stück Weg vom "Orwell-Staat" hin zu linken Überwachungsfreunden.
Ab nächstem Jahr müssen wir ohne die bunten Kostüme von Thomas Gottschalk wetten. Wetten, dass … Hape Kerkeling sein Nachfolger wird?
Sechs bis acht fette Shows pro Jahr und das wars - das mag verlockend sein. Mit Uschi, Horst Schlämmer und den Möbelhübner-Irren kriegt er das Sofa allein voll, und zwar gut. Trotzdem: Das Format hats gehabt, und HaPe hätte es nicht verdient, an einem überlebten Konzept Schaden zu nehmen.
FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.
"Bauen und hauen" scheint das Motto in Stuttgart zu sein. Nun wird dem grünen Ministerpräsidenten Kretschmann von der schwarz-gelben Opposition eine Mitschuld an den Randalen vorgeworfen. Würden sie da mit(vor)werfen?
Erwartbar. Mit einigem Recht könnte man die Rolle der SPD problematisieren, die erst für den Bahnhof war und nun auf der Protestwelle dagegen ans Mitregieren surfte. Bahnhofskritische Sozis könnten jetzt gegen sich selbst protestieren. Dass die Union stattdessen auf die Grünen kloppt - nun ja.
Zwei Grundstücke von Hitlers Propagandachef Goebbels stehen zum Verkauf. Vertretbar?
Mindestens das zweite Grundstück hatte Goebbels einem geflohenen Bankier zum Spottpreis abpressen lassen - sind dessen Erben je entschädigt worden? Diese Information könnte das Ansehen der Offerte erheblich verbessern. Auch das erste hatte er in einem windigen Geschäft für nie erlöste Buchverkäufe vom Parteiverlag spendiert bekommen; sagen wir mal nüchtern: zwei Grundstücke, die Goebbels zeitweise ergaunert hatte.
Nun, die Landesvertretung Thüringens wohnt in Goebbels Ministerium, der Finanzminister in Görings Morphinistentempel - nur die kommunistische Volkskammer, die musste sofort weg. Berlins Siegerarchitektur ist ein Albtraum für Denkmalschützer. Man bewahrt hier lieber Bauten von Leuten, die den Zweiten Weltkrieg angefangen haben. Wenn man den Ersten angefangen hat, wird das Schlösschen sogar wiederaufgebaut. Auf Schwanenwerder gibt es nur noch ein paar Grundmauern aus der Goebbels-Phase. Ich möchte sie nicht.
Ex-RAF-Terroristin Birgit Hogefeld wurde aus der Haft entlassen. Wird sie sich bewähren?
Sie hat während der Haft ihre Dissertation geschrieben. Eine hübsche Anregung für Guttenberg. Die Entlassung wird unter anderem damit begründet, dass Hogefeld sich überzeugend von der RAF losgesagt und persönliche Verantwortung übernommen habe. Nun wäre es interessant zu hören, warum Bundessuppenkaspar Köhler ihr Gnadengesuch noch vor einem Jahr ablehnte.
Für den Forschungsausschuss des EU-Parlaments ist die Aberkennung des Doktortitels kein Grund, die Qualifikation Frau Koch-Mehrins anzuzweifeln. Als wäre das nicht paradox genug, trat sie an die Stelle eines FDP-Politikers, der sich ebenfalls Plagiatsvorwürfen ausgesetzt sieht. Bizarr?
Die CSU wird es eifersüchtig beargwöhnen, wie sich die F.D.P zur Falsche-Doktor-Partei aufschwingt. Nirwana Koch-Mehrin verzichtet nun auf den Job und bleibt bei allem selbstgebastelten Irrsinn die Frau, die die Ohrfeigen bekommt, seit ihr Mentor Westerwelle fiel. Sie selbst hat Journalisten empfindlich bedrängen lassen, als es um ihre angeblich horrenden Fehlstunden im Parlament ging: Das sei schlecht recherchiert. Und von schlechter Recherche versteht sie ja was.
Von der Bundeskanzlerin bis zum Erzbischof von Hamburg: Wer sich über die Frauenfußball-WM öffentlich äußert, sagt nur Freundliches. Wo sind nur die Spielverderber?
Okay, mach ich. Die Ausrichtung der Berichterstattung auf Kosmetiktipps, Zickenkrieg und Mutmaßungen über die sexuelle Orientierung der Sportlerinnen nervt.
Und was machen die Borussen?
Hören die Bayern ihr "Wir werden Meister, basta!" dröhnen und, nun ja, trotzdem ist keiner hingegangen. Das hat schon mal nicht geklappt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs