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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Viele Küsse für einen gestürzten Geheimdienstler, Partyspaß mit dem Bundesverfassungsgericht und den Frauen der Medienhimmel.

Ex-CIA-Chef David Petraeus mit seiner gehörnten Ehefrau Holly. Bild: reuters

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Bei dem Überfluss hätten die Grünen der SPD doch eine Spitzenkandidatin leihen können.

Und was wird besser in dieser?

Wenn Steinbrück „Urwahl“ hört, ruft der „Rolex!“

Die EU-Kommission schlägt eine Frauenquote von 40 Prozent für börsennotierte Unternehmen vor. Die ProQuotas kaperten am Freitag die taz und fordern 30 Prozent des Medienhimmels. Ganz schön bescheiden, oder?

Neben der GenossInnenschaft taz hat sich das eher traditionelle „management by widow“ – Liz Mohn, Friede Springer – als überlegenes verlegerisches Konzept erwiesen. Also, Deutschlands erfolgreichste Medienkonzerne werden von Frauen geführt. Und wenn ich die Wahl hätte, zu warten, bis der Boss tot umfällt, oder frühzeitig für kompetenten Führungsnachwuchs zu sorgen, ist es eine Frage der Selbsterhaltung des Unternehmens. So gesehen ist die Quotierung der Personalchef-Jobs perspektivisch am wichtigsten.

Bild: taz
Im Interview: Friedrich Küppersbusch

ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

Schlechte Zeiten für uns Journalisten: Nach der dapd meldet die Frankfurter Rundschau Insolvenz an. Wie können wir die Kollegen retten?

Irgendwann, bei der dritten oder dreizehnten Zeitungspleite voraus, wird sich das Wunder der taz-Werdung im Internet noch mal vollziehen. Bisher dröhnt dort ein Beinahe-Monopol von spiegel.de – es könnte schlimmer sein. Doch aber eben auch anders. Ein konstruktives Misstrauensvotum gegen den vorhandenen Journalismus wird die nächste Generation nicht mehr auf Papier formulieren. Also fehlen nur ein paar Millionen und viel Geduld für einen massiven Aufschlag online. Die FR-KollegInnen sind ja da. Das ist umso dringender, je dreister die Öffentlich-Rechtlichen vom Netz ausgesperrt bleiben.

Rechtzeitig zum Weltkindertag fiel die Entscheidung des Bundesgerichtshof zugunsten eines Filesharing-Verhaltens von Kindern. Eltern haften nicht. Richtig so?

Nee, ich kriege die 3.500 Euro, die ich längst für meinen Sohn bezahlt habe, ja nicht zurück. Da haben unterwegs Abmahnkanzleien dran fröhlich verdient, das Urteil kommt sehr spät.

Die NPD hat beim Bundesverfassungsgericht einen Antrag zur Bestätigung ihrer Demokratie- und Verfassungstreue gestellt. Schlechter Scherz?

Nein, ein neuer Massentrend. Immer weniger Leute rauchen, stattdessen wirft man 5 Euro ins Verfassungsgericht und lässt sich mal eben durchlegalisieren. Der Partyspaß, endlich mal was anderes als immer ins Röhrchen blasen.

Sie wollte es so und hat es geschafft: Claudia Roth bleibt Grünen-Chefin. Gut so?

Ikea hat den Elch auch nicht abgewählt, so was wächst sich allenfalls aus. Und es ist ein bisschen unfair, das Duo Jürgen Trittin und Katrin Göring-Eckardt als Produkt der Schwarmintelligenz zu feiern, und für Claudia Roth bleibt dann die Schwarmdummheit. Trittin kann Wähler von SPD und Linken locken, Göring-Eckardt von der Union. Wäre aber hübsch, wenn auch ein paar Grüne die Grünen wählten, und dafür steht Roth. Von diesem Ergebnis her hat Roth alles richtig gemacht, womöglich aus Versehen. Spannend wird, ob sie hinschmeißt, wenn’s auf Schwarz-Grün zuläuft. Einen Wankelmotor können die Grünen gerade nicht gebrauchen.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hat die Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz abgelehnt. Verstehe einer diese Frau?

Als der Tierschutz ins Grundgesetz sollte, hieß es: Na, da wären ja wohl vorher mal die Kinder dran. Nun schützt der Art. 20 Grundgesetz seit zehn Jahren „in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere“. Man kann überfrachtete Gesetzestexte kritisieren, man muss auch nicht alles in eine Verfassung schreiben. Doch Schröder sieht nicht ab, dass sie diese Position wird räumen müssen – wenn sie dann noch da ist.

David Petraeus hat in der vergangenen Woche eine außereheliche Beziehung zu seiner Biografin eingeräumt und ist als CIA-Chef zurückgetreten. Auch nur ein Mann?

Nachdem ihm viele tausend „unangemessene Mails“ vorgehalten werden – wie sähen denn „angemessene Mails“ eines US-Generals aus? „Hey Schatz, lass uns ein paar Massenvernichtungswaffen zusammenlügen, damit wir in Irak ordentlich Menschen umbringen können“ – „Klar, Bin Laden hockt in Pakistan, doch wir wollen halt lieber Afghanistan bomben, Küsschen!“ Petraeus mag erpressbar gewesen sein, bevor er sich bekannte; nun ist er es nicht mehr und muss gehen.

Und was machen die Borussen?

Hoffnung.

FRAGEN: CAK, LIT

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6 Kommentare

 / 
  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Die weiblichen namen Schröder und Eckhardt machen uns auf ein "sine qua non" für Frauenquotebforderungen aufmerksam.

    VOR DEM FORDERN AUS DER PARTIACHIALEN KIRCHE AUSTRETEN. Sonst is fast jeder authentisch linke mMabn bei weitem sogar feminismuspolitisch progressiver und effektiver.

  • J
    JoHnny

    lüdenscheid - greuther fürth 3:1

     

    werter friedrich küppersbusch,

     

    weidenfeller blieb allerdings ohne asamoah

    ziemlich blass...

     

    mit sportlichen grüßen

  • A
    anke

    Schade, dass die "Quotierung der Personalcef-Jobs" bisher nur von Kabarettisten und anderen Spaßmachern gefordert wird. Das zeigt doch mal wieder, dass vor allem solche Leute begreifen, wo der Hebel angesetzt werden müsste, die gar keine Brechstange besitzen. Glück im Unglück: Ein wirklicher Schaden entsteht dadurch nicht. Ob nämlich eine Frau oder ein Mann Leute einstellt, die ins (offiziell verlautbarte oder nur vorauseilend geahnte) Firmen- bzw. Leader-Konzept passen, ist vergleichsweise schnuppe.

     

    Die Sache mit der Rolex hat mir gut gefallen. So ähnlich geht auch mein eigener Humor: Wenn die Medien "Quote" hören, rufen sie reflexartig "Boss!"

  • KK
    Karl K

    Hä? - geht so, hm?

     

    Irgendwas uncleanes geraucht?

    Ungewöhnlich - krumpelich.

  • H
    hans

    "Wenn Steinbrück „Urwahl“ hört, ruft der „Rolex!“ " ich musst herzlich lachen. Ach, ich mag ihn den Herrn Küppersbusch.

  • JZ
    jan z. volens

    "Petraeus scandal puts four-star-general lifestyle under scrutiny" Washington Post, Nov. 17: Die wirkliche Sensation - die U.S. Generaele leben wie "billionaires" (in der Meinung der Autoren). Sie haben mehrere :"Hausangestellte, darunter einen "Chef" (Hotelkoch). Wenn Petraus seine "Freundin" die libanesiche Millionaerin "Kelly" in Tampa besuchte - erschien er mit einer Polizei-Motorrad-Begleitung von 28 Polizisten. Die vier Stern Generaele erhalten $240,000 im Jahr Gehalt, welches nach Pensionierung noch hoeher ansteigt. Jetzt sind eine ganze Reihe von U.S. Generaelen in Untersuchung wegen hohen Luxusausgaben - auch fuer Verwandte. Der ehemalige Verteidigungsminister Gates beschwerte sich weil seine "Angestellten" die Generaele alle mehr Vorteile hatten als er: "Der Admiral Mullen, mein Nachbar hatte einen Soldaten welche das Laub in seinem Garten aufkehrte, aber ich musste mein eigenes Laub aufkehren!"