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Archiv-Artikel

Die Wissensoffensive

RTL2 setzt auf Edutainment am Vorabend – und am Kiosk. „Welt der Wunder“ gibt es jetzt auch als Magazin

High-Speed-Schiffe, Zukunfts-Autos und Mörder-Gehirne. Das neue RTL2-Image gibt es seit gestern auch gedruckt. Der Bauer-Verlag – einer von vier RTL2-Gesellschaftern – bringt das Welt der Wunder-Magazin an den Kiosk. 100 Seiten stark und drei Euro teuer. „Ein eigenständiges Produkt“, sagt Bauer-Sprecher Michael Hentschel, „dass von einer eigenständigen Redaktion betreut wird“ – und übrigens eine Neuauflage ist: 1998 ging man unter dem selben Titel schon mal an die Kioske, die Pleite eines Auftraggebers sorgte bereits 2000 wieder für das Ende. Nun arbeiten 15 neue Redakteure für das Magazin, die meisten von den Bauer-Blättern TV 14 und TV Hören und Sehen.

Inhaltlich erinnert das neu-alte Magazin an das alte PM: Bunte Zeichnungen, kurze Erklärstücke und lange Texte über die neuen Geheimwaffen der USA. 14-jährige Jungs werden ihre Freude daran haben. „Wir haben uns nur ganz grob am Themenkanon der Sendung orientiert“, sagt Hentschel. Alle zwei Monate wird Welt der Wunder erscheinen – mit einer Auflage von 250.000 Stück. RTL2 dürfte das Magazin bei der Imagepolitur durchaus behilflich sein. Seit eineinhalb Jahren bewegt sich der Sender weg vom Schmuddel-Fernsehen. Gemerkt haben das die wenigsten. Doch das soll jetzt endlich anders werden. Um jeden Preis. Da ist es auch egal, wenn der Weg zum neuen Image recht holprig ist. Mit „Die Kochprofis“ und den Wissensmagazinen „Gut zu wissen“ und dem „Welt der Wunder“-Ableger „Schau dich schlau“, will der Sender auch nach der Testphase auf Edutainment am Vorabend setzen. Bislang blieben die Quoten allerdings unter dem Senderdurchschnitt. „Manchmal braucht man Geduld und einen langen Atem“, sagt dazu RTL2-Unterhaltungschefin Katja Hofem-Best. Und so schlecht wären die Quoten gar nicht gewesen.

Wie lange der Atem reichen wird, will Hofem-Best allerdings nicht sagen: „Aber in zwei Monaten werden wir absehen können, wie sich die Formate entwickelt haben.“ In der Marktforschung hätten alle drei Sendungen jedenfalls überaus gute Ergebnisse erzielt. Dass sich das nicht auf die Quote ausgewirkt hat, erklärt sich Hofem-Best damit, dass viele Zuschauer die Sendungen in der Testphase gar nicht wahrgenommen hätten. „Auf dem Sendeplatz liefen jahrelang Sitcoms. Die neuen Formate müssen sich erst durchsetzen.“ Deshalb will der Sender künftig auch verstärkt Werbung für die Sendungen machen. Die Zuversicht bei RTL2 hat seinen Grund: Auf anderen Sendern sind Wissenssendungen recht erfolgreich. An einem Ausbau der Wissens-Formate denkt man bei RTL2 aber nicht: „Wir haben ja schließlich nicht den Anspruch, zu einem reinen Wissenssender zu werden“, sagt Hofem-Best. PHILIPP DUDEK