Die Wahrheit: Hotelfrühstück
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem über kulinarische Widrigkeiten erfreuen.
Hölle ist, was hier der Fall.
Ort des Schlingens, Ort des Würgens.
Kein Inferno schlimmer. Nirgends.
Frühstücksraum mit Menschbefall.
Tiefer nie schläft die Vernunft.
Krachmann-Radio zerdröhnt
alles. Welt bleibt unversöhnt.
Grauens frühe Niederkunft.
Schöpfungsrest, wohin ich seh.
Tellertassenglasgeklapper,
Fußballwetterkindgeplapper:
kleine Bürger am Buffet.
Keinem hier ist etwas fremd.
Des Schlaraffen Paradies.
Niemand ist hier vor was fies.
Haargel, Axe und Kurzarm-Hemd.
Unheil nimmt so seinen Lauf.
Nachbarin hält nicht die Klappe.
Wurst aus Brot und Brot aus Pappe.
Kaffee hat den Kaffee auf.
O-Saft: stöhnt, Salami: kraus.
Yoghurt: klebt, die Mangos: alt.
Eier: weich, die Bohnen: kalt.
Niemand kommt hier lebend raus.
Dann ein Glück! Wie stummer Fisch
schielt ein Kind mich seitlich an,
rümpft das Näschen, lacht, und dann
beugt es sich auf meinen Tisch,
schließt die Augen. Kurzes Prusten.
Allen Schönheiten zum Trotz
fliegt ein Tropfen, fliegt ein Rotz.
Zweites Frühstück: Kinderhusten.
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