Die Wahrheit: Der homosexuelle Mann
…darf zufrieden sein, wieder einmal haben lesbische und schwule Politiker den Sprung in ein Parlament geschafft, nämlich bei den Wahlen zum...
...Berliner Abgeordnetenhaus. Stolz zählen schwule Medien die Neulinge, auch den, der nach eigenen Angaben lediglich "95 Prozent" schwul ist. Lesbische und schwule Abgeordnete - das lässt auf neue Gesetzesinitiativen hoffen und darauf, dass öffentliche Gelder auch in die Kanäle der Bewegung fließen. Denn die Bewegung hierzulande vertraut uneingeschränkt auf die Kraft der Parlamente.
Bestraft aber werden jene, die zwar ihren Platz in der Politik erobert haben, dabei aber versteckt bleiben und keinerlei Finger rühren für schwule Belange, wenn nicht gar die Hand heben bei homofeindlichen Beschlüssen.
Amerikas Schwule haben eigens eine Website eingerichtet, auf der die Heuchler angeprangert und vorgeführt werden. Neben Politikern werden hier auch verlogene Kirchenobere aufgeführt, und die Liste all derer ist lang. Der bekannteste Fall der letzten Wochen: der puerto-ricanische Abgeordnete Roberto Arango.
Von Arango, der sich einen Namen gemacht hatte als Gegner der Homoehe, waren Aktfotos auf der schwulen Dating-App „Grindr“ aufgetaucht. Seine lächerliche Ausrede, er habe damit lediglich beweisen wollen, wie viel er abgenommen hat, glaubte ihm keiner, Arango musste von seinen politischen Ämtern zurücktreten.
Zu den Prominenten auf der Liste zählt der evangelikale Prediger Ted Haggard, der jahrelang gegen die Homoehe predigte, bis man ihm 2006 sexuelle Kontakte mit zwei Männern nachwies. Davon will er heute nichts mehr wissen und beschreibt sich zurückhaltend als „Heterosexuellen mit Komplikationen“.
Nach diesem amerikanischen Vorbild des virtuellen Prangers veröffentlichte am vergangenen Freitag eine Gruppe italienischer Schwulen-Aktivisten auf ihrer Seite listaouting.wordpress.com die Namen von bislang zehn Politikern, die schwul und gleichzeitig schwulenfeindlich sein sollen.
Man will sie dafür abstrafen, weil sie selbst oder ihre Partei sich im vergangenen Juli gegen ein Anti-Homophobie-Gesetz ausgesprochen hatten. Die auf der Liste Genannten - angefangen bei A mit Ferdinando Adornato bis V und Luca Volontè - sind ausnahmslos Konservative, weitere Namen, auch aus den anderen Parteien, können folgen.
Die Listenmacher drohen mit rund 100 Namen, die sie noch veröffentlichen wollen. ”Wir wollen zeigen, dass Heuchelei und Diskriminierung im italienischen Parlament an der Tagesordnung sind.“
Der Erfolg der Outing-Aktion ist bislang bescheiden, Kritik daran kommt von allen Seiten, auch und vor allem aus der schwulen Gemeinde. Eine Liste, die vor allem auf Gerüchten basiert, sei nichts wert. In einer ersten Reaktion äußert sich einer von der Liste, Mario Baccini von der PDL:
”Viele beunruhigte Frauen haben sich bereits bei mir gemeldet. Sie wollen ein Komitee zum Schutz des Latin Lovers gründen.“ Ganz italienischer Macho, so wie sein Parteichef Silvio Berlusconi.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies