Die Wahrheit: Pfusch am Blech
Die neuesten Schlappen der Schlapphüte vom Bundesnachrichtendienst.
Wer in der Hauptstadt gern Baustellen guckt, wird beim Neubau des Bundesnachrichtendienstes im Bezirk Mitte viel Spaß haben. Dort will man nämlich die mühsam eingebaute Klimatechnik aus dem Rohbau wieder herausreißen.
"Aus Hygienegründen", erläuterte der Baustellensprecher Andreas Kübler betreten. Die einbauende Firma habe "grundlegende Hygienevorschriften" nicht beachtet, klagt der Sprecher dem Tagesspiegel.
Wir erinnern uns: Die Kabelschächte und Lüftungskanäle sollten im Neubau mannsdick angelegt werden, um den angestellten Agenten dort wirkungsvolle Verfolgungsjagden zu ermöglichen (Die Wahrheit berichtete am 20. 7. 2011).
Was ist nach dem Diebstahl der Baupläne im Sommer nun schon wieder schiefgelaufen auf der BND-Baustelle? Gegen welche "grundlegenden Hygienevorschriften" wurde verstoßen? Haben sich die nachlässigen Handwerker vor dem Einbau der Klimatechnik die Hände nicht gewaschen? Geniest, ohne die Hand vorzuhalten? Womöglich in das weit verzweigte Röhrensystem uriniert? Und wie hieß die verantwortliche Firma eigentlich?
Das wäre gut zu wissen, damit wir dem zuständigen feindlichen Geheimdienst entsprechende Vorhaltungen machen könnten. Die ungenannte Pfuschfirma hatte laut Baustellensprecher Kübler "die Nahtstellen großflächig verschmiert". Womit, wollte er nicht sagen. Jedenfalls könne die obskure Masse zu einem "Nährboden für Bakterien werden".
Außerdem habe die inkriminierte Firma Aufkleber an der Innenseite der Lüftungskanäle nicht entfernt. Aber das Schlimmste kommt noch: Die Spitzen der Schrauben, von denen die Blechröhren zusammengehalten werden, ragen ins Innere der Kanäle!
Also keine unbeschwerten Verfolgungsjagden in den Klimaschächten mehr. Damit entfiele der Hauptgrund für den Einbau! Da gibts nur eins: umgehend den gefährlichen Plunder herausreißen. Wieder zehn Millionen versenkt. Aber was solls …
Doch womöglich baut der schlaue Fuchs Uhrlau, der noch immer Chef der Schlapphüte ist, das Klimasystem gar nicht um und täuscht so die feindlichen Agenten empfindlich, die sich an den herausragenden Schraubenspitzen blutige Nasen holen.
Während die BND-Agenten nur mit Schutzweste in das gefährliche Labyrinth steigen, wird Heulen und Zähneklappern vorherrschen bei den ungebetenen Invasoren von CIA und KGB. "Gut so, Uhrlau!", rufen wir "U" zu.
Aber wie konnte die Schmuddelfirma an ihren Auftrag kommen, wurden denn nicht alle Bauarbeiter einer peniblen Sicherheits- und Sauberkeitsprüfung unterzogen? Hand- und Fingernagelkontrollen sollten in so einem sensiblen Baustellenbereich doch selbstverständlich sein.
Das jedoch sei laut Sprecher Kübler "realitätsfern". Schon die Anzahl der Bauarbeiter wollte er nicht verraten. Warum? Weil er es nicht wusste. Denn die Nachrichtenzentrale das BND kämpft von Haus aus mit vier großen Fragekomplexen: "Was sind unsere Aufgaben?", "Wie arbeiten wir?", "Wie sind wir organisiert?" und "Wer kontrolliert uns?", wie es auf bnd.de heißt.
Nur eins ist klar: Im Frühjahr soll auf der Baustelle mit der Südbebauung begonnen werden. Dann werden die Gebäude für die Spionageschule samt Internat und BND-Shop in Angriff genommen.
Auf den fertig gestellten Laden freuen wir uns. Da wird sich dann die ganze Berliner Baustellenbeobachterszene mit Schlapphüten, Gumminasen und Sonnenbrillen ausrüsten und die weiteren Bauarbeiten unauffällig verfolgen.
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