Die Wahrheit: Hirn aus Tofu

Auch nach Jahrhunderten anatomischer Forschung birgt der menschliche Körper so manches Geheimnis - und seltsame Zutaten.

Nicht einmal die Plastinate des Gunther von Hagens enthüllen alles. Bild: reuters

Der menschliche Körper besteht vorwiegend aus Haut, Knorpeln, Schweinefleisch und kalziumhaltigen Stahlträgern, die das Skelett des Skeletts bilden. In seiner Gesamtheit ist das Skelett ein gelenkiger Stützapparat aus Knochenmehl, Gummimark, Wandscheiben und anderen Armaturen.

Es wird von Muskeln überwuchert, die es bald hierhin und bald dorthin zerren: Der Deltamuskel etwa reißt den Arm in die Höhe. Unsachgemäß eingesetzt, entzündet er sich oder führt zum Dritten Reich. Der Ringmuskel des Mundes wiederum ist für viele ansprechende Oraltechniken zuständig, während der M. depressor angeli merkulis die Mundwinkel bloß nach unten zieht. Der vierköpfige Schenkelstrecker schließlich macht prinzipiell jeden Unsinn mit und sorgt obendrein für Lustgewinn im Genitalbereich.

Der menschliche Körper besteht zudem noch aus zahlreichen Flüssigkeiten wie Urin, Lymphsoße und Blutkonserven. Die Leber dient hierbei zur Entgiftung der zirkulierenden Brühe, die dauernd von schädlichen Stoffen wie frisch gepresstem Orangensaft, Gomera-Bananen oder grünem Tee angegriffen wird. Krebserregendes Vitamin C wird hierbei an die Leberwände geklebt, später als kompakte Würfel über das Blut an die Nieren weitergeleitet und bei jedem Harngang an Hauswände gespült, dass es nur so klackert.

Zentrales Steuerorgan all dieser Vorgänge ist das Gehirn, ein handballgroßes Stück Tofu mit zahlreichen Windungen und Verknotungen. In ihm fließt eine Suppe aus Gedanken, Einkaufszetteln und Terminen, die durch Zugabe einer Flasche Rotwein gasförmig gemacht werden kann. Die Gase durchlaufen hierbei unterschiedliche Areale: Wenn man zum Beispiel mit dem Kopf irgendwo gegen läuft, ist der Frontallappen leicht anhand seines melodischen Brummens zu lokalisieren. Seine dauerhafte Schädigung unterbindet effektiv unnützes Denken.

Evolution nicht abgeschlossen

Das motorische Rindenfeld wiederum sieht seine Aufgabe in komplizierten Bewegungen wie Zigarettendrehen, Alkohol verschütten oder einfach nur im Umfallen, wobei es Impulse totaler Entspannung an die Muskeln sendet. Mit dem primären Hörzentrum schließlich kann man Töne sehen, während sich mit dem Sehzentrum Noten entziffern lassen.

Geschlechtsspezifische Hirnunterschiede gibt es nicht, lediglich das Sprachzentrum nimmt bei Frauen ein größeres Volumen ein als der erbsengroße Wurmfortsatz des Mannes. Dieses Zentrum wiederum sendet Informationen an den Kaumuskel, der neben Worten und ganzen Sätzen sogar altbackenes Brot und Erdnüsse verarbeiten kann. Der durchgekaute Matsch aus Mehl und Sprache gelangt dann durch eine Fallröhre in den Magen und später als geknetete Endmasse in den Darm. Die dort geformten Würste werden entweder ausgeschieden oder als Nahrung ans Gehirn weitergeleitet.

Man muss kein Wissenschaftler sein, um diese ganzen Vorgänge als ein wahres Wunder zu betrachten. Allerdings ist jene hochkomplexe Struktur auch anfällig für Krankheiten jeder Art, etwa für Bauchnabelakne, Fußeiter oder Ohrmuschelkrebs. Dies gilt als sicheres Zeichen dafür, dass die Evolution des Menschen längst noch nicht abgeschlossen ist.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.