Die Wahrheit: Drohnenpilot denkt über Gott nach
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die Leserschaft an einem Gedicht über die Abgründe eines Flugsubjekts erfreuen.
Unbemannte Flugkörper haben Piloten. Der
Pilotensitz in dem der Pilot sitzt, fliegt nicht mit.
Der Sitz kann tausende Kilometer entfernt sein.
Ein ganzer Ozean passt dazwischen.
Den Steuerknüppel erreicht der Pilot
von seinem Sitz aus. Ob er beim Hantieren
mit dem Stock Vergnügen empfindet
weiß niemand. Er sagt es keinem.
Der Pilot rollt nach der Abschieß-Arbeit
auf sein Tor, das langsam öffnet, zu. Sitzt
im Autositz, hält seinen Arm raus weil
der Hund kommt.
Fährt aufs Grundstück. Seine nicht
abgeschossenen Kinder spielen Ball.
Seine Frau im Liegestuhl beherrscht
die Anzahl ihrer Drinks nicht.
Eine Muslima, denkt der Pilot, hätt ich
eine Muslima, die dürfte nicht trinken.
Er nimmt ein Bier aus dem Kühlschrank.
Wir sind am Leben, denkt er noch,
weil wir den richtigen Gott loben.
Aber ohne Alkohol wären wir Wilde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin