: Die Volkszählung - ein unzählbares Theater
■ Hamburger Künstler, Journalisten und Politiker fordern in einer Zeitungsanzeige öffentlich zum Boykott auf
Berlin (taz) -Zahlreiche Hamburger Künstler, Journalisten, GAL–Politiker und GEW–Mitglieder haben in einer Zeitungsanzeige öffentlich zum Boykott der Volkszählung aufgefordert. Zu den Unterzeichnern gehört auch ein Großteil der Belegschaft des Deutschen Schauspielhauses Hamburg, wo von den Schauspielerinnen über die Musiker bis hin zur Souffleuse alle Arbeitsbereiche vertreten sind. „Wir, die Unterzeichnenden“, heißt es in dem Aufruf, „erklären, daß wir die Volkszählung 1987 ablehnen und uns weder als Zähler/in noch als Gezählte/r an ihr beteiligen werden. Wir fordern alle Bürger und Bürgerinnen in Hamburg auf, die Volkszählung durch Verweigerung der Datenherausgabe zu verhindern (...) Der beste Datenschutz für jede/n Einzelne/n ist der Volkszählungsboykott!“ Eine „erschreckende Bilanz“ über Rechtsverstöße bei der Durchführung der Volkszählung haben am Wochenende die baden– württembergischen Grünen nach einem Treffen ihrer Ratsmitglieder vorgelegt. So will z.B. die Stadt Bad Wurzach ihren Zähler/ innen nur dann eine Entschädigung zahlen, wenn sie die ausgefüllten Bögen persönlich wieder zurückbringen, was nach Ansicht der Grünen „eine unverholene Aufforderung an das Zählpersonal ist, die Auskunftspflichtigen zur offenen Rückgabe der Erhebungsbögen zu drängen.“ In Ravens Die Bundesregierung will 30 Millionen Mark für eine „Aufklärungskampagne“ zur Volkszählung bereitstellen. Dies wurde auf der Konferenz der Innenminister der Länder in Berlin bekanntgegeben. Die Innenminister appellierten an alle Zähler, ihren staatsbürgerlichen Pflichten“ zu genügen.
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