: Die Verzauberung der Unterhose
Die mythologischen „Metamorphosen“ des Ovid sind ein Klacks gegenüber denjenigen, die durch die moderne Technik ermöglicht werden. Gentech wird bald schon Tomaten in Elefanten verwandeln; Radiologie verzaubert schon heute einen Berg dreckiger Wäsche in wunderbare Wolken. Letzteres dokumentiert Nils Bonde. Seine großformatigen Fotografien zeigen das, was Sicherheitsbeamte an Flughäfen in ihren Monitoren sehen, wenn sie nach Bomben und Heroin fahnden. Ein harmloser Wasserkocher sieht aus wie ein gefährlicher Brennstab kurz vor der Kernschmelze. Die Erscheinung eines Dings hängt eben davon ab, ob es durch ein Menschen-, Insekten- oder Röntgenauge gefiltert wird. Bonde geht es jedoch weniger um eine Kantsche Hinterfragung unserer Wahrnehmungsapparatur. Er versteht seine Bilder eher als Kommentar zum Lauschangriff. Sie nehmen Stellung gegen das sukzessive Verschwinden geschützter Intimssphäre. taz
Der Wasserkocher und der durchleuchtete Ventilator (Bild) sind beim offenen Wochenende von acht Bremer Galerien (Samstag und Sonntag von 11-18 Uhr) in der Galerie für Gegenwartskunst, Bleicherstraße 55, zu sehen
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