: Die UNO bleibt draußen
■ Bosnische Kroaten schließen Grenze für Eingreiftruppe / Angriff auf Krajina?
Zagreb (taz/dpa) – Die bosnischen Kroaten haben einen wichtigen Grenzübergang für weitere Verbände der Eingreiftruppe der UNO gesperrt. Dies teilten ihre Vertreter gestern dem UN-Hauptquartier in Zagreb mit. Mit der Schließung des Grenzübergangs Kamensko ist die rasche Verbindung zwischen dem Adriahafen Split in Südkroatien und dem Stationierungsort Tomislavgrad in Bosnien unterbrochen. Damit erreichen die Auseinandersetzungen zwischen Kroaten und UNO einen neuen Höhepunkt.
Der Präsident der bosnisch-kroatischen Föderation, Kresimir Zubak, hatte in einem gestern in der taz veröffentlichten Interview die bevorstehende Schließung der Grenze indirekt angekündigt. Man habe der UN eine Frist von 30 Tagen gesetzt. In dieser Zeit müsse sie über die genaue Aufgabe der Einsatztruppe Auskunft erteilen, ansonsten müsse diese wieder abziehen. Momentan sind 1.000 britische Soldaten in Tomislavgrad stationiert, 1.000 französische Blauhelme warten auf die Verlegung von Kroatien nach Bosnien. In Split landeten gestern auch 50 US- Militärs, die als Logistikfachleute die für Ende der Woche angekündigte Landung einer britisch-niederländischen Kampfhubschrauberbrigade vorbreiten sollen.
In Zagreb spekulierte die UNO gestern über einen bevorstehenden Angriff der Kroaten auf die serbisch besetzte kroatische Krajina. Anlaß dafür war ein von den Blauhelmen erkannter starker Truppenaufmarsch der Kroaten rund um die Krajina südlich von Zagreb sowie um die Serbengebiete im Osten Kroatiens. „Der Aufmarsch erinnert an die Situation vor der kroatischen Offensive gegen die Serbengebiete in Westslawonien im Mai“, sagte UN- Major Toby Bridge. Über die genauen Ziele und Pläne dieses Truppenaufmarsches lagen den Blauhelmen allerdings keine gesicherten Erkenntnisse vor. Bei Sarajevo schossen UN-Soldaten bereits zum dritten Mal mit Granaten auf serbische Stellungen. Diese hatten zuvor am Berg Igman einen Hilfskonvoi angegriffen.
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