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Archiv-Artikel

Die Sprache der Vergangenheit

betr.: „Wenn man mal so deutsch spricht“, taz zwei vom 30. 12. 08

Deutsche Abgeordnete beklagen eine falsche Verwendung der deutschen Sprache in Bezug auf Jugend- und Subkultur und fordern, dass Deutsch als Nationalsprache im Grundgesetz verankert wird. Da stellt sich die Frage, was dies bewirken soll. Auch deutsche Politiker wie Edmund Stoiber hätten dann nichts mehr zu lachen.

Interessant ist ebenfalls, dass während sich die CDU/CSU Sorgen um das deutsche Kulturgut macht, sich auch diejenigen, die das Kulturgut erschaffen, Worte gedankenlos verwenden. So benannte zum Beispiel der Literaturnobelpreisträger Günter Grass Steuerhinterzieher als „Asoziale“. Dieser Begriff kommt aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und wurde zum Diskreditieren von minderwertig eingeschätzten Menschen genutzt, die auch im Nationalsozialismus verfolgt wurden. Es wäre wesentlich sinnvoller, sich die deutsche Sprache im Bezug auf die Vergangenheit anzuschauen, als nur die Sprache der Jugend zu kritisieren.

MARTIN V. BESTENBOSTEL, Bremen