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Die Sprache der Bilder

„Seit 18.11 Uhr überstürzten sich die Meldungen. Trotzdem ist Klarheit über den Hergang der Tat nicht zu gewinnen“, erklärt der „Tagesschau“-Moderator am 5.9.77. Und: „Für eine Entführung spricht, daß keine amtliche Stelle weiß, wo Schleyer sich aufhält.“ Über neun Minuten lang berichtet die „Tagesschau“ an diesem Abend über die Schleyer-Entführung. Dabei gibt es bis dahin „keinen neuen Stand der Ermittlung“, wie Friedrich Nowottny zugibt. In den folgenden Wochen übernehmen die ARD- Sprecher trotzdem eine tragende Rolle: Wie Boten auf dem Theater, die das Publikum via Mauerschau über das informieren, was es auf der Bühne nicht sehen kann, berichten Nowottny & Co. – im Duktus des „Wie es heißt“ –, was das BKA die Entführer wissen lassen will.

Auch heute, zwei Jahrzehnte später*, hat diese Nachrichtenvermittlung nichts von ihrer medialen Eigentümlichkeit verloren. Hier gibt es eine Botschaft hinter der Botschaft, ein verstecktes Spiel, das von den großen Inserts hinter den Nachrichtensprechern („Diskussion um Terrorismus“, „CSU fordert Todesstrafe“) nicht getilgt werden kann. Das Ereignis hatte – obwohl es weitgehend ohne Bilder auskommen mußte – zu seiner Bildsprache gefunden. Es war eine der staatlichen Ordnung: Alternativen gab und gibt es nicht.

Stefan Wisniewski hat uns gebeten, ihn nicht zu fotografieren. Seine Bereitschaft zum Gespräch schließt aus gutem Grund das Einverständnis aus, sich der Öffentlichkeit im Bild zu zeigen. Wir respektieren das und belassen es bei jenen TV-Dokumenten, die seinerzeit die Definitionsmacht innehatten. Sie sprechen für sich.

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